Provenienzforschung
Seit 2010 fördert die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Projekte zur systematischen Prüfung der Provenienz von Einzelobjekten und Sammlungen. Hiermit kommt das Land Berlin seiner historischen Verantwortung nach, in den öffentlichen Einrichtungen auf der Grundlage der Washingtoner Prinzipien von 1998 und der Gemeinsamen Erklärung von 1999 NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut zu identifizieren, zu dokumentieren und an die Berechtigten zurückzugeben. Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen 2018/19 sowie 2020/21 ist es darüber hinaus gelungen, den großen kulturgutbewahrenden Einrichtungen des Landes zusätzliche Mittel für die Einrichtung unbefristeter Stellen für Provenienzforschung bereitzustellen. Mit dem Haushalt 2018/19 konnten die ersten drei wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen für Provenienzforschung an der Berlinischen Galerie, dem Stadtmuseum und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin finanziert werden. Diesen folgten bzw. folgen 2020/21 wissenschaftliche Mitarbeiterstellen am Bröhan-Museum, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und dem Deutschen Technikmuseum Berlin sowie eine Archivarstelle für Provenienzforschung an der Berlinischen Galerie. Die Ergebnisse der Provenienzforschung in Berlin werden von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Zweijahresberichten „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst“ dokumentiert.
Die Identifizierung und Dokumentation von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut bilden die notwendige faktische Grundlage für den verantwortungsbewussten Umgang mit Kulturgut und somit für gerechte und faire Lösungen im Sinne der Washingtoner Prinzipien von 1998. Die systematische Erforschung des nationalsozialistischen Kulturgutraubs als Teil des Holocaust leistet darüber hinaus einen bedeutenden Beitrag zur Erinnerungsarbeit in Deutschland. Es geht nicht nur um die Rekonstruktion und Entdeckung verschollener Sammlungen und Objekte, sondern auch um die Rückgewinnung vergessener Namen, Biografien und Einzelschicksale – der Schicksale von Menschen, die verfolgt, gedemütigt, vertrieben und ermordet wurden. Wer waren diese Menschen – Ludwig und Herbert Ginsberg, Rudolph Mosse, Victor und Vera Wallerstein und all jene Sammler*innen, Kunstfreunde und Mäzene, die einst die Stadt Berlin entscheidend prägten und deren Namen im Berliner Stadtgedächtnis heute nahezu erloschen sind? Über die Erforschung der Provenienzen von NS-Raubkunst werden Aufschlüsse über ihr Leben, ihre ästhetischen Präferenzen, über den Sammlungskontext, aber auch über das Verfolgungsschicksal, die Entrechtung und die Ermordung von Familienangehörigen gewonnen. Die Forschungsergebnisse dienen so auch dem Berliner Gedenken der in Vergessenheit geratenen Familien und ihrer Schicksale.
Berichte „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst"
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2022
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2020
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2018
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2016
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2014
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2012
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2010
-
Bericht „Künftiger Umgang mit NS-Raubkunst" 2008