Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen in Steglitz-Zehlendorf 2019

Inhaltsübersicht

Einleitung

Im Land Berlin werden alle Kinder vor Aufnahme in die Schule im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst untersucht. Die Daten werden jährlich von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenWGPG) auf Plausibilität geprüft, bereinigt, ausgewertet und veröffentlicht sowie der bezirklichen Gesundheitsberichterstattung (GBE) zur Verfügung gestellt. Die berlinweite Grundauswertung der Einschulungsuntersuchung 2019 kann im Gesundheits- und Sozialinformationssystem der SenWGPG abgerufen werden. Ein Tabellenband mit den entsprechenden Auswertungen für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf befindet sich auf der Internetseite der bezirklichen GBE.

Die Daten der Einschulungsuntersuchung (ESU) 2019 liegen pandemiebedingt erst jetzt ausgewertet vor. Da es sich um den letzten vollständigen Untersuchungsjahrgang vor Corona handelt, sollen die Daten öffentlich zugänglich gemacht werden. Allerdings können sie naturgemäß keine Auskunft geben über die neuere Entwicklung von Merkmalen der Kindergesundheit insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie. Statt eines ausführlichen Berichts wird daher diesmal ein kompakteres Format der Ergebnisdarstellung gewählt. Neben den bereits genannten Tabellen der Grundauswertung, die sich über alle Untersuchungsmerkmale erstrecken, die für Gesundheitsförderung und Prävention relevant sind, werden für diesen Kurzbericht Daten zum ESU-Index gesundheitliche Herausforderung vorgestellt (vgl. Bericht „Einschulungsuntersuchung 2018. Daten zur Kindergesundheit in Steglitz-Zehlendorf“, Kapitel 7, S. 42ff.).

Der Index gesundheitliche Herausforderung nimmt einen regionalen Vergleich über mehrere Einzelmerkmale hinweg vor und dient dem Erkennen von Handlungsbedarfen und möglichen Mehrfachbelastungen. Der Gesamt-Index gesundheitliche Herausforderung besteht aus vier Teilindizes:

  • Risikoverhalten,
  • Impfen,
  • Gesundheit,
  • Entwicklung und Teilhabe.

In jedem Teilindex werden zwischen einem und fünf Merkmale zusammengefasst. Insgesamt werden zehn Merkmale betrachtet. Die zu vergleichenden Sozialräume werden bezüglich jedes Merkmals in eine Rangreihe gebracht. Niedrige Rangplätze bedeuten eine niedrige gesundheitliche Herausforderung, hohe Rangplätze eine hohe gesundheitliche Herausforderung. Jeder (Teil-)Indexwert entspricht dem Mittelwert der Ränge des Sozialraums über die Merkmale hinweg, die in diesen (Teil-)Index eingehen.

Der Index gesundheitliche Herausforderung 2019 wurde einmal im Vergleich der zwölf Berliner Bezirke berechnet und einmal im Vergleich der acht Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf. Die Ergebnisse finden sich in diesem Kurzbericht. Über die querschnittliche Auswertung hinaus werden die zehn Merkmale, die in den Index eingehen, in der zeitlichen Entwicklung betrachtet – ebenfalls einmal für Steglitz-Zehlendorf im Vergleich mit den übrigen elf Bezirken und dem Wert für Berlin insgesamt und einmal für die acht Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf. Die Zeitreihen sind mit interaktiven Grafiken auf einer eigenen Webseite der Gesundheitsberichterstattung Steglitz-Zehlendorf dargestellt.

Zwar sind die Fallzahlen in den Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf hinreichend groß für eine statistische Auswertung in Einzeljahrgängen, aber die Werte zeigen recht starke Schwankungen von Jahr zu Jahr. Diese lassen sich teilweise aus Besonderheiten eines Einschulungsjahrgangs in der einen oder anderen Bezirksregion erklären, teilweise sind die Gründe für die Schwankungen auch unbekannt.

Um zu vermeiden, dass aus den Werten eines einzelnen Einschulungsjahrganges in einer oder mehreren Regionen des Bezirks Handlungsbedarfe abgeleitet werden, die im vorangegangenen oder nachfolgenden Jahrgang so nicht zu erkennen sind, werden für die längsschnittliche Auswertung jeweils drei Jahrgänge zusammengefasst, so dass die Werte in der Zeitreihe als „gleitender Mittelwert“ dargestellt sind. Ebenso wird ab dem Einschulungsjahrgang 2019 bei der Berechnung des Index gesundheitliche Herausforderung verfahren, so dass in die Berechnung der Rangreihen in den Bezirksregionen jeweils die zusammengefassten Daten der letzten drei Einschulungsjahrgänge eingehen, in diesem Fall also von 2017 bis 2019.

Die Tabellen zur Berechnung des ESU-Index gesundheitliche Herausforderung finden sich im Anhang dieses Berichts. In den nachfolgenden Abschnitten werden die Ergebnisse in Karten im Vergleich der Berliner Bezirke und der acht Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf veranschaulicht und erläutert.

Gesamtindex gesundheitliche Herausforderung

Der Gesamtindex gesundheitliche Herausforderung ordnet die betrachteten Regionen (Bezirke von Berlin bzw. Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf) anhand des Mittelwerts der Rangplätze in allen zehn Einzel-Merkmalen.

ESU-Index gesundheitliche Herausforderung 2019

Sowohl im Vergleich der zwölf Bezirke als auch der acht Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf zeigt sich, dass keine Region durchgehend nur vordere oder nur hintere Rangplätze belegt. Für fast alle betrachteten Regionen – Bezirke von Berlin wie auch Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf – errechnen sich Rangmittelwerte im mittleren Bereich des theoretischen Wertespektrums. Daher sind in der Grafik zehn von zwölf Bezirken den beiden mittleren Kategorien zugeordnet.

Insgesamt weisen die Ergebnisse auf geringere gesundheitliche Herausforderungen in Charlottenburg-Wilmersdorf, gefolgt von den Bezirken Steglitz-Zehlendorf, Pankow und Treptow-Köpenick hin. Dies sind zugleich auch die Bezirke, die über eine günstigere Sozialstruktur verfügen. Da die gesundheitlichen Merkmale auch bei den Einschulungsuntersuchungen stets einen recht deutlichen Zusammenhang mit sozialen Merkmalen aufweisen, dürfte dies die Bezirksunterschiede zumindest teilweise erklären.

ESU-Index gesundheitliche Herausforderung 2017-2019

Im Vergleich innerhalb des Bezirks Steglitz-Zehlendorf schneiden die Bezirksregionen Schloßstraße, Zehlendorf Nord, Drakestraße und Zehlendorf Südwest günstiger ab als die Bezirksregionen Albrechtstraße, Teltower Damm, Ostpreußendamm und Lankwitz.

Auch im innerbezirklichen Regionalvergleich zeigt sich ein Zusammenhang mit der sozialen Lage der Familien. In der Bezirksregion Lankwitz mit den höchsten gesundheitlichen Herausforderungen werden 9 % der Kinder der unteren Statusgruppe zugeordnet und nur 40 % der oberen Statusgruppe. Dagegen werden in den vier Bezirksregionen mit geringeren gesundheitlichen Herausforderungen zwischen 62 % und 70 % der oberen Statusgruppe und nur 2 % bis 5 % der unteren Statusgruppe zugeordnet.

Wie auch schon in der Auswertung für den Einschulungsjahrgang 2018 festgestellt, weist also keine Bezirksregion durchgehend erkennbaren Handlungsbedarf oder durchweg günstige Ergebnisse auf (vgl. Bericht „Einschulungsuntersuchung 2018. Daten zur Kindergesundheit in Steglitz-Zehlendorf“, S. 46). Daher ist eine differenziertere Betrachtung von Handlungsbedarfen sowohl je nach Themenstellung als auch je nach der Zielgruppenausrichtung von Ansätzen der Gesundheitsförderung und Prävention nötig.

Index Risikoverhalten

Der Index Risikoverhalten berücksichtigt das Rauchen im Haushalt des Kindes und die Frage, ob das Kind über ein eigenes elektronisches Bildschirmgerät verfügt.

ESU-Index Risikoverhalten 2019

Im Index Risikoverhalten belegt Steglitz-Zehlendorf zusammen mit Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg die vorderen Ränge. Den letzten Rangplatz mit Hinweisen auf die größten Herausforderungen bezüglich Risikoverhalten belegt Marzahn-Hellersdorf hinter Lichtenberg und Spandau.

Steglitz-Zehlendorf hat mit 18,7 % den geringsten Anteil von Kindern, in deren Haushalt geraucht wird. Bei der Frage, ob das Kind über ein eigenes elektronisches Bildschirm-Gerät verfügt, belegt Steglitz-Zehlendorf mit 23,2 % Rangplatz 5, während Pankow mit nur 17,2 % Kindern mit eigenem elektronischen Gerät und Charlottenburg-Wilmersdorf mit 17,8 % hier die Ränge 1 und 2 belegen.

ESU-Index Risikoverhalten 2017-2019

Der Index Risikoverhalten weist für die Bezirksregion Lankwitz den höchsten Wert aus, da sie sowohl beim Rauchen im Haushalt als auch der Frage nach einem eigenen elektronischen Gerät des Kindes Rang 8 belegt. In der Rangreihe folgt die Bezirksregion Albrechtstraße, die beim Rauchen im Haushalt Rang 6 und bezüglich eines eigenen elektronischen Gerätes Rang 7 belegt.

Außer den Bezirksregionen Lankwitz und Albrechtstraße erreichen die beiden Bezirksregionen Ostpreußendamm und Teltower Damm mit Rangplätzen zwischen 4 und 7 bezüglich des Rauchens und eines eigenen elektronischen Geräts hohe Rangmittelwerte, die auf Handlungsbedarf hinweisen können.

In den beiden Merkmalen Rauchen im Haushalt und eigenes elektronisches Gerät lassen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bezirksregionen erkennen. Während in den Einschulungsjahrgängen 2017 bis 2019 in Zehlendorf Nord nur bei 11,1 % der Einschulungskinder mindestens eine Person im Haushalt raucht, sind es in Lankwitz mit 29,5 % fast dreimal so viele Kinder, in deren Haushalt jemand raucht. Das Rauchen stellt für die Kinder ein zweifaches Risiko dar, da sie einerseits möglichen Gesundheitsschädigungen durch Passivrauchen ausgesetzt sind und andererseits das negative Vorbild ihr eigenes späteres Gesundheitsverhalten negativ beeinflussen kann [1].

Die Verfügbarkeit eines eigenen elektronischen Bildschirmgeräts wird als Indikator dafür gesehen, dass Umfang des Konsums und konsumierte Inhalte sich zumindest teilweise der elterlichen Kontrolle entziehen. Neuere Studien zeigen, dass Kinder im Netz auch negative Erfahrungen machen und recht häufig mit Inhalten konfrontiert werden, die sie verstören können [2]. Eine deutliche Beschränkung des kindlichen Medienkonsums wird aber nicht nur wegen potenziell unangemessener und schädlicher Inhalte empfohlen, sondern auch, weil längere Bildschirmzeiten Kinder von anderen Beschäftigungsmöglichkeiten abhalten, die sich förderlich auf ihre Entwicklung und Gesundheit auswirken können. In den Bezirksregionen Lankwitz und Albrechtstraße verfügt zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung bereits etwa jedes vierte Kind über ein eigenes elektronisches Bildschirmgerät, in der Bezirksregion Zehlendorf Nord nur etwa jedes siebte Kind.

Der geringste Handlungsbedarf hinsichtlich des Risikoverhaltens lässt sich für die Bezirksregion Zehlendorf Nord ableiten, die in beiden Einzelmerkmalen Rang 1 belegt. In den Bezirksregionen Drakestraße und Zehlendorf Südwest errechnen sich im bezirksinternen Vergleich ebenfalls vordere Rangplätze.

Index Impfen

In den Index Impfen gehen Impfungen gegen Hepatitis B und Meningokokken C ein. Sie stehen stellvertretend für die insgesamt 13 Krankheiten, gegen die die Ständige Impfkommission eine generelle Impfempfehlung für Säuglinge und Kleinkinder ausgesprochen hat. Die Impfung gegen Hepatitis B kann einzeln oder mit einem Kombinationsimpfstoff erfolgen, der zugleich gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio) und Hib (Haemophilus influenzae Typ b) schützt. Von diesen sechs Impfungen weist die gegen Hepatitis B jedoch die geringste Quote auf. Die Impfung gegen Meningokokken C erfolgt als Einzelimpfung. Betrachtet wird jeweils der Anteil der Kinder mit vollständiger Grundimmunisierung zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung.

ESU-Index Impfen

Im Index Impfen belegt Steglitz-Zehlendorf mit Rang 7,5 einen Platz im hinteren Mittelfeld. Bessere Durchimpfungsquoten haben insbesondere Marzahn-Hellersdorf (Rang 1) und Lichtenberg (Rang 2), aber auch Neukölln, Spandau und Reinickendorf. Die geringsten Impfquoten sind in Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Tempelhof-Schöneberg zu verzeichnen.

Die Impfquote gegen Hepatitis B liegt in Steglitz-Zehlendorf 2019 genau im Berliner Durchschnitt bei 86,4 %. Gegen Meningokokken C sind mit 89,4 % sogar etwas weniger Kinder geimpft als in Berlin insgesamt (90,4 %).

ESU-Index Impfen 2017-2019

Im Regionalvergleich innerhalb von Steglitz-Zehlendorf weisen die Bezirksregionen Lankwitz, Ostpreußendamm und Albrechtstraße überdurchschnittlich hohe Impfquoten gegen beide Krankheiten auf, die im Index Impfen betrachtet werden. Gegen Hepatitis B sind im Zeitraum von 2017 bis 2019 zwischen 88 % und 91 % der Kinder in diesen drei Bezirksregionen vollständig grundimmunisiert. Dagegen sind in den Bezirksregionen Teltower Damm und Zehlendorf Nord nur knapp 81 % der Kinder vollständig gegen Hepatitis B geimpft, in Zehlendorf Südwest sogar nur 76 %.

Die Bezirksregionen Zehlendorf Nord und Teltower Damm haben auch bei der Impfung gegen Meningokokken C die niedrigsten Impfquoten im innerbezirklichen Vergleich. Gegen Meningokokken C sind in den Bezirksregionen Lankwitz, Ostpreußendamm und Albrechtstraße über 90 % der Kinder geimpft, in den übrigen Bezirksregionen zwischen 84 % und 89 %.

Die ungünstigsten Werte werden für den Index Impfen für die zusammengefassten Einschulungsjahrgänge 2017 bis 2019 in den Bezirksregionen Zehlendorf Nord, Zehlendorf Südwest und Teltower Damm berechnet, die günstigsten für die Bezirksregion Lankwitz.

Index Gesundheit (Übergewicht)

Das einzige Merkmal, das in den Index Gesundheit eingeht, ist der Anteil der Kinder mit Übergewicht oder Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung.

ESU-Index Gesundheit (Übergewicht) 2019

Dieser ist im Einschulungsjahrgang 2019 am geringsten in Pankow mit 5,8 % übergewichtigen oder adipösen Kindern, gefolgt von Steglitz-Zehlendorf mit 6,4 % und Treptow-Köpenick mit 6,9 %.

Auch in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg sind zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung unter 10 % der Kinder übergewichtig.

Am höchsten ist der Anteil übergewichtiger Kinder in Reinickendorf mit 13,8 %, gefolgt von Spandau (12,7 %) und Neukölln (12,4 %).

ESU-Index Gesundheit (Übergewicht) 2017-2019

In den Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf variiert der Anteil übergewichtiger Kinder in den Einschulungsjahrgängen 2017 bis 2019 zwischen 4 % in der Bezirksregion Drakestraße und knapp über 10 % in der Bezirksregion Albrechtstraße.

Nur in der Bezirksregion Albrechtstraße liegt der Anteil der Kinder mit Übergewicht somit in einem Bereich, in dem laut Beschreibung der Kernindikatoren für integrierte Stadtteilentwicklung und Bezirksregionenprofile Aufmerksamkeit empfohlen ist.

In der aktuellen Rangreihe nehmen die Bezirksregionen Drakestraße und Ostpreußendamm die günstigsten Plätze ein und die Bezirksregionen Lankwitz und Albrechtstraße die ungünstigsten.

Index Entwicklung und Teilhabe

In den Index Entwicklung und Teilhabe gehen die verschiedenen Bereiche des Entwicklungsscreenings ein, das bei den Einschulungsuntersuchungen mit dem Testverfahren S-ENS und Teilen des Testverfahrens SOPESS durchgeführt wird. Im Bereich der Motorik sind dies die Tests zur Körperkoordination und zur Visuomotorik (Auge-Hand-Koordination), im Bereich der Kognition die Tests zur visuellen Wahrnehmung und Informationsverarbeitung und zum Mengenvorwissen. Berücksichtigt wird jeweils der Anteil der Kinder mit auffälligen Testergebnissen. Da die Tests im Entwicklungsbereich Sprache für Kinder, die noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, nicht aussagefähig sind, wird ersatzweise für diesen Entwicklungsbereich der kombinierte Indikator „Sprachdefizite“ verwendet. Als Kinder mit Sprachdefiziten werden Kinder mit auffälligem Ergebnis im Test Sätze nachsprechen und Kinder nichtdeutscher Herkunft mit weniger als guten Deutschkenntnissen zusammengefasst.

ESU-Index Entwicklung und Teilhabe 2019

Im Index Entwicklung und Teilhabe belegen die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Treptow-Köpenick 2019 die vorderen Plätze, gefolgt von Steglitz-Zehlendorf.

In den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln, Lichtenberg, Tempelhof-Schöneberg, Mitte und Spandau variieren die Rangplätze zwischen den fünf Merkmalen, die in diesen Index eingehen, teils erheblich, woraus sich jeweils ein Gesamtrang im hinteren Mittelfeld errechnet.

Mit Rangplätzen zwischen 8 und 12 in den Einzelmerkmalen weist Marzahn-Hellersdorf einen ungünstigen Index Entwicklung und Teilhabe auf. Durchgehend hintere Rangplätze zwischen Rang 10 und 12 belegt der Bezirk Reinickendorf.

In den Tests zur Körperkoordination und zur Visuomotorik sowie im Indikator Sprachdefizite gehört Steglitz-Zehlendorf zu den Bezirken mit niedrigem Anteil von Kindern mit Auffälligkeiten und belegt 2019 bezüglich dieser drei Merkmale den Rangplatz 3. Dagegen liegen die Anteile der Kinder mit auffälligen Testergebnissen in der visuellen Wahrnehmung und Informationsverarbeitung sowie im Mengenvorwissen nur knapp unter dem Wert für Berlin insgesamt, sodass Steglitz-Zehlendorf hier die Rangplätze 6 bzw. 5 einnimmt.

ESU-Index Entwicklung und Teilhabe 2017-2019

In den fünf Merkmalen des Index Entwicklung und Teilhabe belegen die Bezirksregionen Lankwitz und Ostpreußendamm durchweg die Rangplätze 7 und 8 mit den im bezirksinternen Vergleich höchsten Anteilen von Kindern mit auffälligen Testergebnissen.

Die geringsten Anteile von Kindern mit auffälligen Testergebnissen im Entwicklungsscreening hat die Bezirksregion Schloßstraße, gefolgt von Zehlendorf Nord. Die übrigen vier Bezirksregionen belegen mittlere Rangplätze.

Dabei sind in allen fünf Einzelmerkmalen, die in den Index Entwicklung und Teilhabe eingehen, erhebliche Unterschiede zwischen den Bezirksregionen zu erkennen. Ein auffälliges Testergebnis in der Körperkoordination haben in den Einschulungsjahrgängen 2017 bis 2019 in der Bezirksregion Schloßstraße 7 % der Kinder, während der Anteil in den Bezirksregionen Lankwitz mit 15 % und Ostpreußendamm mit 16 % doppelt so hoch ist.

In den Tests zur Visuomotorik, visuellen Wahrnehmung und Informationsverarbeitung und zum Mengenvorwissen sind die Unterschiede sogar noch größer. Auch in diesen Merkmalen sind die Anteile der Kinder mit auffälligem Testergebnis am niedrigsten in der Bezirksregion Schloßstraße, gefolgt von der Bezirksregion Zehlendorf Nord, während sie in den Bezirksregionen Lankwitz und Ostpreußendamm mehr als doppelt so hoch und im Mengenvorwissen sogar bis zu fünfmal so hoch sind.

Im Index Sprachdefizite weist die Bezirksregion Zehlendorf Südwest mit 12,8 % als einzige Bezirksregion einen Wert in dem Bereich auf, der in den Kernindikatoren für Bezirksregionenprofile als „kein Handlungsbedarf“ eingestuft wird [3]. In den Bezirksregionen Schloßstraße, Zehlendorf Nord, Drakestraße, Teltower Damm und Albrechtstraße liegt der Anteil der Kinder mit Sprachdefiziten zwischen 16,4 % und 18,5 % in einem Bereich, in dem Aufmerksamkeit empfohlen wird. Die Bezirksregionen Ostpreußendamm und Lankwitz liegen mit einem Anteil von einem Viertel der Kinder mit Sprachdefiziten sogar im Bereich, in dem hohe Aufmerksamkeit empfohlen wird.

Bewertung und Handlungsbedarfe

In den Indizes Risikoverhalten sowie Gesundheit (Übergewicht) belegt Steglitz-Zehlendorf im berlinweiten Vergleich vordere Rangplätze, sodass zumindest für den gesamten Bezirk kein erhöhter Handlungsbedarf zu erkennen ist. Der Anteil übergewichtiger Kinder im Einschulungsalter ist in allen Bezirksregionen von Steglitz-Zehlendorf erfreulich gering und erreicht nur in der Bezirksregion Albrechtstraße mit 10 % den Wert, ab dem Aufmerksamkeit empfohlen wird. Da der Anteil übergewichtiger Kinder jedoch im Schulalter deutlich ansteigt und Übergewicht ein Risikofaktor für verschiedene chronische Erkrankungen ist, gilt es, bereits früh durch Bewegungsförderung und die Förderung einer ausgewogenen Ernährung lebenslange gesundheitsförderliche Gewohnheiten zu prägen und einer ungünstigen Entwicklung vorzubeugen.

In der bezirklichen AG Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche werden Ansätze verfolgt, auch Zielgruppen, die nicht von sich aus bereits körperlich oder sportlich aktiv sind, zu gesundheitsförderlichen Bewegungsaktivitäten anzuleiten. Hierzu leisten beispielsweise die Winterspielplätze für Kinder von 1-6 Jahren, Schwimmkurse für Mädchen mit Migrationsgeschichte und Bewegungsangebote in Kitas einen Beitrag. Im Rahmen der Berliner Ernährungsstrategie werden die Teilnahme von Einrichtungen am Projekt „Kantine Zukunft und der Aufbau von LebensMittelPunkten – in Steglitz-Zehlendorf in der Leonorenstraße und der Domäne Dahlem unterstützt. Im Planungsraum Thermometersiedlung wird im Jahr 2023 eine „Ernährungslotsin“ die Förderung einer gesunden, nachhaltigen Ernährung auf Verhaltens- als auch Verhältnisebene unterstützen.

Obwohl Steglitz-Zehlendorf der Bezirk mit dem geringsten Anteil von Raucher*innen-Haushalten bei der Einschulungsuntersuchung 2019 ist, liegt der Anteil von Kindern, in deren Haushalt mindestens eine Person raucht, in der Bezirksregion Lankwitz mit fast 30 % im Bereich von Bezirken im Mittelfeld dieser Rangreihe wie Tempelhof-Schöneberg, Mitte, Treptow-Köpenick oder Lichtenberg und ist fast dreimal so hoch wie in der Bezirksregion Zehlendorf Nord. Angesichts von Hinweisen, dass das Rauchverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener im Zuge der Corona-Pandemie gestiegen ist (DEBRA-Studie), erscheint es wünschenswert, durch ganzheitliche und universelle Präventionsansätze zu vermeiden, dass junge Menschen mit dem Rauchen beginnen.

Hierzu gibt es bereits im Kita- und Grundschulalter Programme mit Schwerpunkt auf Lebenskompetenzen (wie z. B. das Landesprogramm Gute gesunde Kita, das Programm Schatzsuche, Fluffi-Klub oder Klasse 2000), sowie in weiterführenden Schulen Präventionsangebote wie z. B. Be Smart – Don’t Start. Für Jugendliche und Erwachsene, die mit dem Rauchen aufhören wollen, bietet die bezirkliche Suchtberatungsstelle der Caritas Beratung und Therapie an.

Außerdem zeigen die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen, dass bereits rund ein Viertel der Kinder berlinweit und auch in Steglitz-Zehlendorf über ein eigenes elektronisches Bildschirmgerät verfügt. Eltern stehen heute vor der Herausforderung, Kinder an einen geschützten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien heranzuführen, bevor sie überhaupt das Lesen und Schreiben erlernt haben. Eine Zusammenstellung wertvoller Tipps und Links zu diesem Thema findet sich auf dem padlet „Mediengesundheit Steglitz-Zehlendorf“.

Die Ergebnisse zu den einzelnen Impfungen (im Tabellenband, Tab. 3.2 – 3.9, S. 13ff.) legen unterschiedliche Erklärungen für vergleichsweise höhere bzw. geringere Impfquoten nahe. Durchgehend niedrigere Impfquoten werden in der kleinen Gruppe der Kinder dokumentiert, die nicht in Deutschland geboren sind. Als Erklärung hierfür kommt neben abweichenden Impfempfehlungen im Herkunftsland und möglicherweise mangelnder Verfügbarkeit von Impfstoffen im jeweiligen Land auch in Betracht, dass aufgrund verlorener Impfdokumente oder wegen mangelnder Lesbarkeit der Impfdokumente aus dem Herkunftsland neue Dokumente ausgestellt wurden, die nur die bereits in Deutschland verabreichten Impfdosen erfassen. Insbesondere für Kinder aus geflüchteten Familien sollte das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass nicht nur Erstimpfungen bei Zuzug angeboten werden, sondern auch die empfohlene Vervollständigung des Impfschutzes ermöglicht wird.

Die Impfquoten gegen Hepatitis B und Meningokokken C fallen in der oberen Statusgruppe niedriger aus als in der unteren Statusgruppe. Dieser umgekehrte soziale Gradient ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Impfskepsis unter Eltern mit höherer Bildung stärker verbreitet ist [4].

Dass die Bezirksregion Lankwitz in allen Jahren bei den betrachteten Impfungen den ersten Rangplatz aufweist, zeigt, dass die Eltern dort sehr empfänglich für präventive Angebote sind. Das ist besonders vor dem Hintergrund höherer sozialer Belastungen als in den westlicheren Regionen des Bezirks bemerkenswert. Es stellt sich die Frage, wie durch eine Kombination aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen die Bereitschaft zur Annahme präventiver Angebote auf weitere Themenbereich der Gesundheitsförderung und Prävention wie zum Beispiel Rauchen oder Bewegungsförderung ausgedehnt werden kann. Mit der Implementierung von Lotsendiensten in Kinderarztpraxen, die Familien niederschwellig (Tür an Tür mit Kinderarzt/ärztin) beraten und bei Bedarf in entsprechende Angebote vermitteln, könnte dies gelingen.

Im Index Entwicklung und Teilhabe belegt Steglitz-Zehlendorf insgesamt einen Rang im vorderen Mittelfeld. Jedoch sind die Unterschiede zwischen den Bezirksregionen im Anteil von Kindern mit Auffälligkeiten in den verschiedenen untersuchten Entwicklungsbereichen etwa genauso groß wie zwischen den verschiedenen Bezirken. Zudem sind in mehreren der Merkmale in Steglitz-Zehlendorf im Zeitverlauf die Anteile der Kinder mit auffälligen Ergebnissen angestiegen. Dies ist besonders deutlich im Indikator Sprachdefizite, für den sieben von acht Bezirksregionen Werte aufweisen, bei denen Aufmerksamkeit empfohlen wird. Da auch die weiteren Tests des Entwicklungsscreenings nicht als völlig sprachfrei angesehen werden können, hängen diese Ergebnisse möglicherweise mit einem steigenden Anteil von Kindern zusammen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Auch Kindern, die vor Schulbeginn noch nicht über sehr gute Deutschkenntnisse verfügen, sollen bestmögliche Teilhabe- und Bildungschancen eröffnet werden. Ein wichtiger Baustein hierfür ist ein möglichst frühzeitiger Kitabesuch. Eine vorschulische Sprachförderung muss unbedingt gewährleistet sein (verpflichtende Sprachförderung bei unzureichenden Deutschkenntnissen), damit die Kinder gute Bildungschancen gleich zu Schulbeginn erhalten. Für die Qualität der Sprachförderung in der Kita stellen der zunehmende Fachkräftemangel und die mögliche Einstellung der Förderung für Sprachförderprogramme noch zu lösende Herausforderungen dar. Auch in der Familie kann die kindliche Sprachentwicklung gefördert werden, sei es durch mindestens ein kompetentes Sprachvorbild in der Muttersprache oder durch Angebote zum Deutschlernen für Familien. Zugleich ist es wichtig, gesundheitsrelevante Informationen und schulisches Lernen in einer Form zu gestalten, dass auch bei (noch) nicht ausreichender Beherrschung der deutschen Sprache größtmögliche Chancengerechtigkeit und Teilhabe gewährt werden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden:

  • Es gibt nicht die eine Bezirksregion mit hohem Handlungsbedarf in allen gesundheitsrelevanten Aspekten, die bei der Einschulungsuntersuchung erfasst werden.
  • Übergewicht, Rauchen im Haushalt des Kindes und die Verfügbarkeit eines eigenen elektronischen Geräts sind in den Bezirksregionen Lankwitz und Albrechtstraße, das Rauchen auch in der Bezirksregion Ostpreußendamm, am stärksten verbreitet.
  • Um einen möglichst vollständigen Impfstatus vor der Einschulung zu erreichen, gibt es zwei verschiedene Zielgruppen mit Handlungsbedarf. Einerseits gilt es Wege zu finden, damit nicht in Deutschland geborenen Kindern bei Bedarf nicht nur gleich bei Ankunft die ersten Impfungen angeboten werden, sondern auch eine Vervollständigung der Impfserien zu gewährleisten. Andererseits weisen mehr Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus Impflücken auf, was vermutlich auf eine stärkere Verbreitung von Impfskepsis zurückgeht. Als Bezirksregionen mit Handlungsbedarf sind hier Zehlendorf Nord, Teltower Damm und Zehlendorf Südwest zu nennen.
  • Deutliche Unterschiede zwischen den Bezirksregionen im Index Entwicklung und Teilhabe weisen auf Chancenungleichheiten hin, die nicht nur, aber auch mit Zuwanderung und Deutschkenntnissen im Zusammenhang stehen können.

Quellen

[1] Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beim Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) (2019). Drogen- und Suchtbericht 2019. Berlin: BMG.

[2] Hasebrink U, Lampert C & Thiel K (2019). Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut.

[3] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (Hrsg.) (2020). Kernindikatoren für integrierte Stadtteilentwicklung und Bezirksregionenprofile. Indikatorenblätter, 5. Fortschreibung, S. 43.

[4] Diana A, Braillard O, Eckert N & Sommer J (2020). Wie gehe ich mit der Impfskepsis meiner Patientinnen und Patienten um? Primary and Hospital Care – Allgemeine Innere Medizin, 20(12): 383-387.

Download

  • Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen in Steglitz-Zehlendorf 2019

    Text und Abbildungen können Sie hier als pdf-Dokument herunterladen.

    PDF-Dokument (1.6 MB) - Stand: 02.05.2023

  • Tabellen ESU-Index gesundheitliche Herausforderung 2019

    Datentabellen zum ESU-Index gesundheitliche Herausforderung (2017-)2019

    XLSX-Dokument (20.7 kB) - Stand: April 2023