Pankow, 01.08.2023 – Der erste Hilfskonvoi aus Pankow ist nach einer erfolgreichen Reise in die ukrainische Stadt Riwne am 30. Juli wohlbehalten zurückgekehrt. Die Gruppe bestand aus sechs engagierten ehrenamtlichen Fahrern, dem Mitarbeiter des Schulamts im Bezirksamt Pankow, Joost van Well sowie der Koordinatorin für die Städtepartnerschaft mit Riwne, Daryna Illienko. Gemeinsam machten sie sich am 24. Juli auf den Weg, um den Menschen in Riwne Unterstützung zu bieten und danach ihre Eindrücke aus der Reise zu teilen.
Schulen mit Luftschutzräumen
Der Aufenthalt in Riwne begann mit dem Besuch von vier Schulen, darunter das Lyzeum Nummer 7, Lyzeum Nummer 15, Lyzeum Nummer 12 und das Gymnasium Harmonia. In allen besuchten Schulen waren Luftschutzräume vorhanden, was die ehrenamtlichen Helfer aus Pankow zutiefst erschütterte. Es ist bedauerlich, dass Kinder in der heutigen Zeit noch immer mit der Möglichkeit von Luftangriffen konfrontiert sind und diese Räumlichkeiten nutzen müssen, um sicher am Unterricht teilzunehmen. Wenn die Luftschutzräume nicht genügend Platz für alle Schülerinnen und Schüler bieten, müssen einige von ihnen auf das Home-Schooling ausweichen. Dennoch haben die Schulen ihr Bestes getan, um den Unterricht für die Kinder aufrechtzuerhalten. Dafür haben sie für ältere Klassen öfter Nachmittagsunterricht eingeführt. Es wurde jedoch deutlich, dass die Schulen dringend Unterstützung benötigen, um ihre Luftschutzräume renovieren und angemessen ausstatten zu können.
Spenden für Binnengeflüchtete
Die mitgebrachten Sachspenden wurden mit Hilfe sowie fünf Paletten aus dem Lkw, der im Rahmen dieses Hilfskonvois nach Riwne geschickt wurde, unter den Binnengeflüchteten verteilt. Diese Menschen haben ihre Häuser verlassen und leben nun mit ihren ganzen Familien in beengten Zimmern in den beiden Studentenwohnheimen der Stadt. Unter den Binnengeflüchteten befinden sich viele Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Da die staatliche Versorgung für diese Menschen nicht ausreichend ist, sind sie über jede Form der Unterstützung dankbar. Die bereitgestellten Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel sowie Spielzeug für Kinder wurden herzlich aufgenommen.
Krankenwagen für Health Care Center
Ein besonderer Höhepunkt des Besuchs war die Übergabe eines Krankenwagens an das Städtische Krankenhaus Nr. 2 in Riwne. Die feierliche Übergabe erfolgte genau zum professionellen Feiertag des medizinischen Personals, der in der Ukraine am 27. Juli von Mitarbeitern:innen der medizinischen Einrichtungen gefeiert wird. Die Direktorin des Krankenhauses äußerte sich dankbar und erfreut bei der Übergabe: „Das ist ein unerwartetes und sehr erfreulicheres Geschenk für uns. Wir hatten nur einen Krankenwagen, um unsere Arbeit leisten zu können und Erweiterung des Fuhrparks unter Umständen des Krieges sah schwierig aus. Der neue Krankenwagen wird unsere Arbeit bedeutend erleichtern“: so die Chefärztin des Kommunales nichtkommerzielles Unternehmens „Yuvileyny Primary Health Care Center“ des Stadtrats von Riwne, Pokoevchuk Viktoria.
Während des Aufenthalts besuchte die Gruppe auch das Reha-Zentrum am Städtischen Krankenhaus Nr. 2 sowie die Medizinische Universität Luhansk, die im März 2022 nach Riwne geflohen ist. Der Bedarf für den Aufbau der Kapazitäten und Infrastruktur des Reha-Zentrums ist besonders hoch, da die Anzahl der Patienten nach Schätzungen um 30 Prozent seit Beginn des Krieges gestiegen ist. Das Bezirksamt Pankow möchte diese Einrichtung unterstützen, damit Menschen, die unter dem Krieg gelitten haben, ihre Mobilität wiedererlangen und ihre Lebensqualität verbessern können.
Die ukrainische Stadt Riwne bleibt zwar weitgehend von den direkten Auswirkungen des Krieges verschont, dennoch durchlebt sie den Konflikt nahezu täglich auf schmerzvolle Weise. Ein zentraler Platz in der Stadt dient als Schauplatz für berührende Verabschiedungszeremonien zu Ehren der gefallenen Helden. Zu einer dieser Zeremoniene durften auch Helfer aus Pankow kommen. Riwne ist die zweite Stadt in der Ukraine, die eine bemerkenswerte Anzahl von Männern und Frauen in den Krieg entsandte. Einige dieser Helden kehren zwar in ihre Heimatstadt zurück, doch ihre Anwesenheit wird auf ewig fehlen. Die Trauer, die während dieser Zeremonien unter den Menschen und Angehörigen zu spüren ist, ist von herzzerreißender Intensität. Während die Welt weitergeht, setzt Riwne ihre Verabschiedungszeremonien fort und ehrt jene, die ihr Leben für eine höhere Sache opferten. In diesen Momenten der Trauer und des Gedenkens zeigt sich die wahre Stärke und Menschlichkeit einer Gemeinschaft, die trotz der Herausforderungen des Krieges fest zusammenhält.
Persönliches Treffen mit dem Bürgermeister von Riwne
Ein persönliches Treffen mit dem Bürgermeister von Riwne, Herrn Tretyak, rundete den Besuch ab. Der Bürgermeister zeigte sich aufrichtig dankbar für die Hilfe und den Besuch aus Pankow: „Das ist eine gute Fortsetzung unserer Zusammenarbeit mit Pankow in Berlin, wo ich vor kurzem mit Arbeitsbesuch war. Das ist sehr erfreulich das mehrere Riwner Institutionen durch die Städtepartnerschaft die Kooperation etablieren können, wie nun Schulen und Medizinische Einrichtungen“.
Wir möchten uns bei allen Unterstützern dieses Hilfskonvois aufrichtig bedanken. Dank der großzügigen Spenden und Hilfe konnten wir diese wichtige Reise ermöglichen. Besonderer Dank geht an die GEBEWO – Soziale Dienste-Berlin gemeinnützige GmbH, tentaja Soziale gGmbH mit ihrem Projekt Spendenbrücke, Michels Kliniken, Stephanus Stiftung, Wir packen’s an e.V., Zollagentur Berlin Inh. David Lambrecht, Partnerschaftsverein Berlin Pankow-Riwne, modulbox mo systeme GmbH & Co. KG aus Weißensee sowie an alle Pankower Schulen und engagierten Bürgerinnen und Bürger.
Der Hilfskonvoi aus Pankow zeigt, dass internationale Solidarität und Unterstützung in Zeiten der Not eine entscheidende Rolle spielen. Die Gruppe kehrte mit vielen wertvollen Erfahrungen und Eindrücken zurück und plant einen weiteren Hilfskonvoi für Ende Oktober. Das Bezirksamt Pankow ruft dazu auf, zu künftigen Hilfslieferungen beizutragen und der Stadt Riwne weiterhin Unterstützung zu leisten.