Die Bezirksfusion im Herbst 2000 brachte verständlicherweise Unruhe ins Rathaus. 3030 Beamte und Angestellte arbeiteten im Januar 2001 in der Verwaltung des Großbezirks. Sie sind in den drei Rathäusern sowie in den 25 sogenannten Bürodienstgebäuden tätig, über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten umziehen. Das Pankower Rathaus ist nun ein Amtgebäude im Fusionsbezirk, der sich von der Torstraße in Berlin-Mitte bis nach Buch an die Grenze zu Brandenburg erstreckt.
Die drei nordöstlichen Verwaltungsbezirke bildeten ab Januar 2001 einen Großbezirk. Für diesen gestaltete sich die Namensfindung nicht einfach. Eine Jury aus Historikern, Politikern und Unabhängigen schlug im Herbst 2000 sechs mögliche Bezeichnungen vor: Barnim, Dritter Bezirk, Kollwitzbezirk, Nordost, Schönhausen, Spitze.
Der Ältestenrat der BVV unterbreitete im Dezember 2000 einen siebten Vorschlag: Pankow/Prenzlauer Berg/Weißensee. Die Bezirksverordnetenversammlung stimmte am 6. Dezember 2000 über den Namen ab und entschied sich mehrheitlich für Pankow. Im Februar 2001 gewinnt die in der BVV zuvor unterlegene Minderheit bei Abwesenheit einer Reihe von Abgeordneten eine erneute Abstimmung und beschließt den Namen: “3. Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow von Berlin”.
Dieser Beschluss, der nach den geltenden Vorschriften nur als Empfehlung für das Bezirksamt gilt, wird von diesem im Juli 2001 abgelehnt. Es bleibt bei der Bezeichnung Pankow. Zwischenzeitlich gab es auch Unterschriftenaktionen für und gegen den Namen Pankow. Es bildete sich u.a. eine Bürgerinitiative “Pankow bleibt”. Ein Bürgerbegehren für den Bezirksnamen ?Pankow von Berlin? fand vom 1. August bis 30. September 2002 statt.
Die endgültige Entscheidung über den Namen des neuen Bezirks liegt letztlich beim Bezirksamt und es bleibt zu hoffen, dass es keine weiteren Turbulenzen um den Namen des Großbezirkes geben wird.
Nach Unterlagen des Statistischen Landesamtes Berlin lebten am 31. Dezember 2001 im Großbezirk 334 086 Menschen. Davon waren Ausländer 18 845 Personen (= 5,6%). Vor der Fusion der Bezirke lebten in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee noch insgesamt 329 678 Menschen. Der stetige Zuwachs wurde nicht zuletzt durch die Entwicklung des Wohnungsneubaugebietes im nördlichen Teil sowie eine dichtere Bebauung in weiten Teilen des neuen Bezirks begünstigt. Von Bedeutung war hier ebenfalls die Anzahl der genehmigten Bauvorhaben und der Baufertigstellungen, wo der Bezirk in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder einen Spitzenplatz einnahm. Der Anteil der Frauen liegt in Pankow mit 170 186 bei 50,9%. Jeder fünfte Pankower ist älter als 60 Jahre, etwas 15 Prozent sind unter 18 Jahre.
Täglich schauen viele Bürger auf das Rathaus, oder sie besuchen das repräsentative Amtsgebäude zur Klärung von persönlichen Angelegenheiten. In den Fluren und Foyers gibt es regelmäßig interessante Ausstellungen zu sehen. Und immer noch wird gern im bekannten historischen Trauzimmer geheiratet, wohin die Brautpaare nicht nur aus Pankow kommen. Viele kommunale und kulturelle Veranstaltungen finden im Ratssaal statt.
Im Rathaus wurde Ende 2001 bei Bauarbeiten für ein neu zu schaffendes Bürgerbüro ein 50 Quadratmeter großer und etwa 2,50 Meter hoher Betonklotz freigelegt. Die Verantwortlichen forschten nach, befragten Zeitzeugen. Einer von ihnen war der Pankower Chronist Rudolf Dörrier. Er war der Auffassung, dass es sich hier um einen Luftschutzbunker für politische Führungskräfte der Nazizeit handelte, der 1943 errichtet worden war. Genauer gesagt handelte es sich um einen Trümmerschutz aus Vollbeton, der die darunter gelegenen Bunkerräume vor der Wucht der Rathaustrümmer schützen sollte. Seit August 2002 ist ein Teil des Rathauses eingerüstet, weil Sandsteinverzierungen vom Giebel abzustürzen drohten. Ornamente, Wappen und Gesimse sind stark verwittert.
Die Gründungsmitglieder des Vereins “Freundeskreis der Chronik Pankow” erhielten im September 2001 zum zehnjährigen Bestehen des Freundeskreises in einer würdigen Feierstunde im Großen Ratssaal zusammen mit anderen Mitgliedern Ehrenmedaillen des Vereins.
(Aus: Rathaus Pankow 1903-1993, Arwed Steinhausen, Dieter Geisthardt, Hans Klockmann. Herausgegeben vom Freundeskreis der Chronik Pankow e.V., 1993. Aktualisierte Fassung. Für das Internet überarbeitet und gekürzt. Foto: Wolfgang Wündsch/Blick vom Rathausturm)