Nachdem bereits 1918 bis 1920 mit dem Anbau an den östlichen Rathausflügel die Arbeitsbedingungen für die expandierende Verwaltung verbessert worden waren, wurde in den Jahren 1927 bis 1929 der Erweiterungsbau an der Neuen Schönholzer Straße errichtet. Dieser Anbau mit Granitsockel und rotbraunen Verblendern kostete immerhin etwa 648.000 Mark. Baumeister Carl Schmidt aus der Schönholzer Straße, bei den Pankower Bauarbeitern als “Schinderschmidt” bekannt, leitete den Bau nach den Plänen der Architekten Alexander Poeschke und Rudolf Klante.
Carl Schmidt hatte seit 1919 schon ähnliche Klinkerbauten mit geradlinigen Fensterreihen in Pankow gebaut (zum Beispiel die Ortskrankenkasse Florapromenade und das Gesundheitshaus Grunowstraße). Eine solche Fassade hat auch der Rathaus-Erweiterungsbau. Eine eingehendere Beschreibung dieses Gebäudes ist leider nicht möglich, da sich trotz umfangreicher Recherchen und anderweitiger Bemühungen keine Bauunterlagen mehr fanden. Offensichtlich sind auch sie bei der Vernichtung von Archivbeständen des Rathauses im April 1945 verbrannt.
Schließen wir den Zeitabschnitt bis 1933 mit einem Blick in den Großen Ratssaal, der in der Zeit des “37-Parteien-Systems” oftmals Mittelpunkt unsachlicher und unschöner Auftritte war. Oft genug war es den Vorstehern der Bezirksverordnetensitzungen kaum möglich, die Tagungen ohne Unterbrechung zu Ende zu führen. Ernst Böhm gibt uns dazu ein Zeitbild. Wenn er das Geschehen auch aus seiner persönlichen Sicht betrachtet, so spiegelt sich in seinen Aufzeichnungen die damalige Situation wider:
?Die Gemeindevertretungen waren damals ein Spiegelbild der großen Parlamente. Auch hier prallten oft die feindlichen Brüder hart aufeinander, und es wurden nicht nur zum Fenster hinausgehaltene Rededuelle ausgetragen, sondern es spielten sich dabei auch die widerlichsten Rathausszenen ab, wobei auch wiederholt die Wasserflasche als Wurfgeschoss diente.? Die Tribünenbesucher gaben ?oft durch lauten Lärm die Begleitmusik zu dem Saalkonzert? ab, ?bis dann schließlich polizeiliche Hilfe in Anspruch genommen werden musste. Zu diesem Zweck war zu den Versammlungen immer eine Bereitschaft Polizei in einem Nebenraum des Rathaussaales postiert?. Natürlich gab es trotz alledem auch viele gute und brauchbare Vorschläge und Pläne. So wurde zum Beispiel der Volkspark als Gegenstück zum Bürgerpark am rechten Ufer der Panke gestaltet, für die Kinder das Planschbecken mit großer Spielwiese geschaffen, und in der Schönholzer Heide konnten sich die Kinder an dem neuen Rodelberg erfreuen.
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident v. Hindenburg den Führer der NSDAP, Adolf Hitler, zum Reichskanzler.
(Aus: Rathaus Pankow 1903-1993, Arwed Steinhausen, Dieter Geisthardt, Hans Klockmann. Herausgegeben vom Freundeskreis der Chronik Pankow e.V., 1993. Aktualisierte Fassung. Für das Internet überarbeitet und gekürzt. Foto: Chronik Pankow/Erweiterungsbau Schönholzer Straße)