AG SpurenSuche - Pankower Frauengeschichte(n)

Kurzvorstellung AG

Wir erforschen die Geschichte von Frauen, deren Leben und Wirken in unserem Bezirk nachhaltige und prägende Spuren hinterlassen hat und die bisher in der Historie und der Politik zu wenig Beachtung finden.
Zahlreiche Gedenktafeln im Bezirk Pankow wurden auf unseren Vorschlag und in Kooperation mit Partner:innen im Bezirk bereits angebracht. 5 Straßen und 3 Plätze tragen auf unsere Initiative hin die Namen von Frauen.
Bisher gibt es drei Broschüren, die die Lebensgeschichten von Frauen, die in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee gelebt und/oder gearbeitet haben, dokumentieren. Die Broschüren sind bei allen Pankower Bürgerämtern und bei der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirksamtes Pankow gegen eine Spende in Höhe von 5 € pro Exemplar erhältlich.

Ansprechperson der AG: Heike Gerstenberger
Kontakt via Gleichstellungsbeauftragte: E-Mail: stephanie.wittenburg@ba-pankow.berlin.de oder Tel.: 90295-2305

Straßen- und Platzbenennungen

Folgende Straßen- und Platzbenennungen nach Vorschlägen der AG SpurenSuche des Pankower Frauenbeirates konnten in den letzten Jahren umgesetzt werden:

  • Eine Privatstraße in Französisch-Buchholz wurde 2009 nach Martha Fontane benannt, der einzigen Tochter Theodor Fontanes. Sie war Lehrerin und Erzieherin und ist nicht nur bekannt als einfallsreiche und schreibfreudige Briefschreiberin und Inspirationsquelle ihres Vaters. Sie las und diskutierte mit ihm auch seine Entwürfe und Publikationen.
  • In Niederschönhausen trägt seit Oktober 2014 die ehemalige Straße Nr. 201 den Namen der Malerin Beatrice Zweig. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Arnold Zweig, lebte sie bis zu ihrem Tod 1971 in der nahe gelegenen Homeyerstraße. Beatrice Zweig war eine vielseitige Künstlerin und außergewöhnliche Persönlichkeit. Ihr Werk umfasst mehr als 1.300 Arbeiten, darunter Gemälde, Porträts, Radierungen und stimmungsvolle Gouachen aus unterschiedlichsten Landschaften, so auch aus der ihr vertrauten Pankower Umgebung. Ihre kreativste Zeit, in der sie große Anerkennung fand, hatte sie nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten über mehrere Stationen in Palästina.
  • Im November 2015 wurde ein bis dahin namenloser Platz in Prenzlauer Berg nach Minna Flake benannt. Minna Flake war seit 1927 Stadtschulärztin in Prenzlauer Berg und setzte sich für Reformen in der Gesundheitspolitik, vor allem im Interesse von Kindern und Jugendlichen ein. Der politischen und antisemitischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten entkam sie durch Flucht aus Deutschland.
  • Seit März 2020 trägt die öffentliche Fläche zwischen Naugarder, Hosemann- und Erich-Weinert-Straße in Prenzlauer Berg den Namen Gertrud-Classen-Platz. Gertrud Classen war Bildhauerin und Malerin. Sie schuf zahlreiche Skulpturen für den öffentlichen Raum und war aktiv im Widerstand gegen das Naziregime. Nach dem Krieg lebte sie in der DDR. Aufgrund von mehrjährigen Arbeiten der Berliner Wasserbetriebe auf dem Gelände des Platzes konnte dessen feierliche Benennung nach Gertrud Classen erst im Oktober 2024 stattfinden.
  • Im März 2022 wurde anlässlich des Internationalen Frauentages ein bisher namenloser Platz in Prenzlauer Berg nach der Fürsorgerin Gertrud Pincus benannt. Gertrud Pincus organisierte in den 1920er Jahren im Jugendamt Prenzlauer Berg das Krippen-, Hort- und Kindergartenwesen. Sie setzte sich für moderne Erziehungsmethoden ein und engagierte sich besonders in der musikalischen Früherziehung. Ende November 1941 wurde Gertrud Pincus, die Jüdin war, nach Riga deportiert und in einem nahegelegenen Wald ermordet.
  • Anlässlich des Internationalen Frauentages wurden im April 2023 drei Bucher Wohnstraßen nach verdienten Frauenpersönlichkeiten benannt, nach Dr. Rosa Coutelle, Dr. Ilse Krause und Dr. Rose Scheuer-Karpin. Mit den Benennungen wird nun in geographischer Nähe zum Helios Klinikum Berlin-Buch an das engagierte und langjährige Wirken dieser drei Ärztinnen im Bucher Gesundheitswesen erinnert.
  • Die ehemalige Nummernstraße 5 in Buch trägt nun den Namen Ilse-Krause-Straße.

    April 2023: Die ehemalige Nummernstraße 5 in Buch trägt nun den Namen Ilse-Krause-Straße.

  • Karin Wüsten, Mitglied der AG SpurenSuche, spricht über Dr. Rosa Coutelle.

    Karin Wüsten, Mitglied der AG SpurenSuche, spricht über Dr. Rosa Coutelle.

  • Straßenschild mit dem Schriftzug Rosa Coutelle

    Die ehemalige Nummernstraße 6 in Buch trägt nun den Namen Rosa-Coutelle-Straße.

  • Familienmitglieder von Rosa Coutelle

    Familienmitglieder von Rosa Coutelle richten bewegende Worte an die Anwesenden.

  • Musikalische Untermalung durch Isabell Neuenfeldt.

    Musikalische Untermalung durch Isabell Neuenfeldt.

  • Straßenschild Rose-Scheuer-Karpin-Straße

    Die ehemalige Nummernstraße 7 in Buch trägt nun den Namen Rose-Scheuer-Karpin-Straße.

  • Sprecherin der AG SpurenSuche Heike Gerstenberger

    März 2022: Die Sprecherin der AG SpurenSuche, Heike Gerstenberger, begrüßt alle Anwesenden zur feierlichen Benennung des Gertrud-Pincus-Platzes.

  • Die Stadträtin für Ordnung und Öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki, enthüllt zusammen mit dem Frauenbeiratsmitglied Susanne Bach das Gertrud-Pincus-Straßenschild.

    Die Stadträtin für Ordnung und Öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki, enthüllt zusammen mit dem Frauenbeiratsmitglied Susanne Bach das Gertrud-Pincus-Straßenschild.

  • Straßenschild Gertrud-Pincus-Platz, im Hintergrund ein Wohnhaus

    Der bisher namenlose Platz in Prenzlauer Berg trägt nun den Namen Gertrud-Pincus-Platz.

  • Ein Mann kniet lesend vor einer Informationstafel.

    Interessantes zu Gertrud Pincus, für die feierliche Benennung bereitgestellt vom Museum Pankow.

  • Musikalische Untermalung mit Alt-Berliner Kinderliedern durch Sigrun Pleissner.

    Musikalische Untermalung mit Alt-Berliner Kinderliedern durch Sigrun Pleissner.

  • Bernt Roder, Leiter des Fachbereichs Museum und bezirkliche Geschichtsarbeit, spricht über die Reformerin Gertrud Pincus.

    Bernt Roder, Leiter des Fachbereichs Museum und bezirkliche Geschichtsarbeit, spricht über die Reformerin Gertrud Pincus.

  • Benennung Minna-Flake-Platz

    November 2015: Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner, die Gleichstellungsbeauftragte Heike Gerstenberger und Mitglieder des Frauenbeirates bei der Benennung eines Platzes nach Minna Flake

  • Enthüllung Strassenschild Beatrice Zweig

    Mai 2014: Die Nummernstraße 201 wird durch den Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (re), Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (li) und das Frauenbeiratsmitglied Susanne Bach (mi) in Beatrice-Zweig-Straße umbenannt.

Veröffentlichungen der AG

SpurenSuche-Bände

„Du hast nun gewählt. Beides wirst du schwerlich vereinigen können. So sei das, was du gewählt hast, ganz.“ Das waren die Worte, die der Vater Käthe Kollwitz bei deren Heirat mit auf dem Weg gab. Doch Käthe wollte und lebte beides „ganz“ – als Künstlerin, als Partnerin ihres Mannes und als Mutter. Mit diesem gelebten Anspruch, ihre Träume und Wünsche trotz der oft alltäglichen kräftezehrenden Existenzsicherung nicht aus den Augen zu verlieren, steht sie für viele der in diesen drei Bänden vorgestellten Frauen. Deren Lebens­zeiten reichen vom frühen 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. So unterschiedlich die porträtierten Frauen auch sein mögen, so verschieden ihre Herkunft, ihr Charakter, ihre gesellschaftliche Stellung, die berufliche und weltanschauliche Orientierung, sie haben meist aus voller Kraft gelebt. Oft unkonventionell, entgegen der gesellschaftlichen Etikette, konträr zu den Ansichten und Überzeugungen anderer. Sie haben gestritten, gekämpft, Erfolge errungen und Niederlagen erlitten. Zu den porträtierten Frauen gehören:

  • in Band 1: Frauen in Pankow
    Paula Dehmel, Cecile Vogt, Gertrud Hanna, Maud von Ossietzky, Anna Maria Tobis, Beatrice Zweig, Ursula Katzenstein, Martha Nischik, Elizabeth Shaw, Ruth Zechlin, Eva-Maria Stege, Marianne Wünscher, Irmela K., Bettina Wegner, Marina Beyer, Anetta Kahane, Monika Hesse.
  • in Band 2: Frauen in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee
    Elisabeth Christine Königin von Preußen, Henriette Fetschow, Bettina von Arnim, Agnes Wabnitz, Anna und Emma Reich, Emma Ihrer, Käthe Kollwitz, Wilhelmine Schirmer-Pröscher, Gertrud Dorka, Ruth Fischer, Ella Kay, Lilli Henoch, Anna Saefkow, Charlotte Holzer.
  • in Band 3: Frauen in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee
    Wilhelmine Hensel, Dagny Juel-Przybyszewska, Martha Wygodzinski, Bertha Falkenberg, Crescenz (Zenzl) Mühsam, Minna Flake, Agnes Wendland, Käthe Rosenthal, Ella Detta Schenk, Marie Grünberg, Regina Jonas, Anna Reinecke, Gertrud Classen, Hedda Zinner, Ludmilla Herzenstein, Jeanne Stern, Inge Lammel, Inge Müller.

Die SpurenSuche-Bände erhalten Sie im Büro der Gleichstellungsbeauftragten im Rathaus Pankow (Breite Straße 24a-26). Pro Exemplar wird um eine Spende i.H.v. 5 € gebeten. Aus den Spenden wird der Nachdruck und/oder der Druck neuer SpurenSuche-Bände finanziert.

Weitere Veröffentlichungen

Begleitband zur Ausstellung über die Künstlerin Beatrice Zweig »Ich hab gezeichnet, da ist aller Kummer verflogen«

Unter dem Motto: „Ich habe gezeichnet, da ist aller Kummer verflogen“ war im Museum Pankow vom 21.6. bis 5.11.2017 eine Ausstellung mit Bildern und Briefen der Malerin und Zeichnerin Beatrice Zweig (1892-1971) zu sehen. 
Die Ausstellung wurde auf Anregung des Frauenbeirats und in Kooperation mit dem Fachbereich Museum des Bezirksamts Pankow erarbeitet. 
Umrahmt wurde sie von thematischen Begleitveranstaltungen.

Der Begleitband zur Ausstellung eröffnet den Blick auf die außergewöhnliche und selbstbestimmte Persönlichkeit von Beatrice Zweig und würdigt sie als Künstlerin, fernab von dem Etikett, die „Frau des Schriftstellers Arnold Zweig“ zu sein. Ausgewählte Werke und Briefe, die seit Jahren unangetastet in den Archiven der Akademie der Künste Berlin lagen, werden durch den Begleitband einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Der Begleitband:

  • ist eine Veröffentlichung des Bezirksamts Pankow von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Museum in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten, dem Frauenbeirat Pankow und der Akademie der Künste Berlin.
  • hat 96 Seiten, 98 Abbildungen und kostet 8,70 Euro.
  • ist erhältlich über das Sekretariat des Museum Pankow, Mailadresse: museumsek@ba-pankow.berlin.de
Beatrice Zweig in den 1930er Jahren

Beatrice Zweig in den 1930er Jahren

Frauenkiezspaziergänge - Auf den Spuren berühmter Frauen

Die Frauenkiezspaziergänge sind inzwischen zu einer guten Tradition im Rahmen der Kiezspaziergänge des Bezirksamtes Pankow geworden. Dass das Interesse am Leben und Wirken von Frauenpersönlichkeiten wächst, zeigt sich an der beständig großen Zahl der Teilnehmenden, an den Rückfragen und am gemeinsamen Austausch. Angesichts einer überwiegend auf Männer fokussierten Geschichtsschreibung wurden die meisten Frauen kaum berühmt, obwohl deren Leistungen denen der Männer in nichts nachstanden. An ihre Persönlichkeit und ihr Wirken erinnern inzwischen Gedenktafeln an verschiedenen Häusern des Bezirks Pankow und Straßen, die nach ihnen benannt wurden.

Die Frauenkiezspaziergänge sind eine Kooperation der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirksamtes Pankow und der AG SpurenSuche des Pankower Frauenbeirates.

1. Frauenkiezspaziergang im August 2018

  • Das Wirken der Ärztin Marta Wygodzinski, auch „Engel der Armen“ genannt, die in Pankow ein Heim für obdachlose, ledige und schwangere Frauen betrieb; das kreative Schaffen der Dichterin Paula Dehmel, die Kinderlieder schrieb, von denen „Leise Peterle, leise“ noch heute gesungen wird; das dramatische Leben Ursula Katzensteins, die neue, revolutionäre Wege im Umgang mit psychisch und körperlich beeinträchtigten Menschen beschritt und die Tapferkeit der Oberin des Entbindungsheims Maria Heimsuchung, Maria Tobis – all diese Frauen wurden an ihren ehemaligen Wirkungs- oder Wohnstätten gewürdigt. Um das Leben von Elisabeth Christine, der ungeliebten Gattin Friedrich II. von Preußen, ging es am Schloss Niederschönhausen, wo der Spaziergang endete.

2. Frauenkiezspaziergang am 24. August 2019 – Prenzlauer Berg

  • Startpunkt des Spaziergangs, zu dem 2019 Bezirksbürgermeister Sören Benn eingeladen hatte, war der Minna-Flake-Platz. Der Platz erhielt 2015 auf Initiative des Frauenbeirates Pankow und der Gleichstellungsbeauftragten seinen Namen und erinnert seitdem an die sozial engagierte Ärztin Minna Flake. Minna Flake war seit 1927 Stadtschulärztin im Gesundheitsamt Prenzlauer Berg und engagierte sich für Reformen zum Wohl von Kindern und Jugendlichen. Am Pfarrhaus der Gethsemane-Gemeinde erinnert eine Gedenktafel an Agnes Wendland, die im Nationalsozialismus unter Gefahr für ihr eigenes Leben, verfolgte Jüdinnen und Juden versteckte. In der Pappelallee 22 ist eine Gedenktafel zu Ehren von Käthe Niederkirchner angebracht. Käthe Niederkirchner war aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wurde 1944 von Angehörigen der SS erschossen. Weiter ging es zum ehemaligen Friedhof in der Pappelallee 39. Dort erinnert ein Grabstein an Agnes Wabnitz, Mantelnäherin und eine der Vorkämpferin der Frauenbewegung. Sie war es, bei deren Beerdigung 80 Kränze mehr auf dem Grab als bei Kaiser Wilhelm I. lagen. In unmittelbarer Nähe zum Spielplatz des Kollwitzplatzes steht das Denkmal für Käthe Kollwitz. Sie zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Der Spaziergang endete an der Synagoge in der Rykestraße. Hier erfuhren die Besucher*innen unter anderem, dass Regina Jonas die weltweit erste Rabbinerin war.

3. Frauenkiezspaziergang am 23. August 2020 – Weißensee

  • Lebenswege und Schicksale bemerkenswerter Frauen standen im Mittelpunkt des Frauenkiezspaziergangs über den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Es waren Frauen, die sich zu ihren Lebzeiten für das Wohl Anderer engagierten und Bleibendes hinterließen. Im Mittelpunkt standen Frauen wie Lina Morgenstern, Frauenrechtlerin und Begründerin der Volksküchen, Mathilde Jacob, Mitarbeiterin und Freundin von Rosa Luxemburg, die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff, die Widerstandskämpferin Marianne Baum und die Journalistin Hilde Eisler, langjährige Chefredakteurin des Monatshefts „Das Magazin“.

4. Frauenkiezspaziergang am 07. August 2021 – Prenzlauer Berg

  • Die Lebenswege herausragender Frauen der Wissenschaft, der Kunst, des Sports und der Politik rund um die Greifswalder Straße bis hin zum Ostseeplatz standen im Mittelpunkt dieses Spaziergangs. Die Teilnehmenden erfuhren u.a. Details über den dramatischen Lebensweg der Kommunistin und Antifaschistin Olga Benario-Prestes, den unermüdlichen Einsatz der sozialdemokratischen Politikerin Ella Kay, über das Schicksal der Jüdin und erfolgreichsten deutschen Leichtathletin der zwanziger Jahre, Lilli Henoch, deren Wirken durch die Nationalsozialisten beendet und die in den Wäldern vor Riga erschossen wurde, über die Umweltökonomin Elinor Ostrom, nach der ein Oberstufenzentrum in Prenzlauer Berg benannt wurde und am Ende die bekannte “Nackte vom Ostseeplatz” der Bildhauerin Franziska Schwarzbach. An allen Stationen hörten die Teilnehmenden interessiert und oft auch bewegt zu.

5. Frauenkiezspaziergang am 22. April 2023 – Weißensee

  • Wer waren die Namensgeberinnen der Amalien- oder der Albertinenstraße? Dies war eine der vielen Fragen beim Frauenkiezspaziergang 2023, zu der erneut Bezirksbürgermeister Sören Benn eingeladen hatte. Er führte von der Wirkungsstätte der ersten Rektorin der Kunsthochschule Weißensee, Leonie Baumann, entlang der Straße, die nach Frieda Seidlitz benannt wurde. Frieda Seidlitz war aktiv in der Widerstandsbewegung der Roten Hilfe gegen den Nationalsozialismus tätig. Sie wurde 1936 von der Gestapo verhaftet und nahm sich nach Folterung und Misshandlung das Leben. Erinnert wurde auch an das soziale Engagement der Kaiserin Auguste Victoria. An der Skulptur „Lesender Knabe“ der Bildhauerin Gertrud Classen erfuhren die Teilnehmenden mehr über das bewegtes Leben dieser Frau. Am Gebäude der ehemaligen Israelitischen Taubstummenanstalt in der Parkstraße gab es interessante biografische Hinweise über die einstigen Lehrerinnen Anna Reich und ihre Schwägerin Emma Reich. Lebensweg und Wirken der Architektin Ludmilla Herzenstein, nach deren Entwurf die Gaststätte „Milchhäuschen“ am Weißen See erbaut wurde, standen am Ende der unterhaltsamen und informativen Exkursion zur Pankower Frauengeschichte.

6. Frauenkiezspaziergang am 28. September 2024 – Pankow

  • Gemeinsam mit Bezirksbürgermeisterin Cordelia Koch folgten die Teilnehmerinnen des Spaziergangs zwischen Berliner Straße und Kissingenstraße den Spuren von Kämpferinnen und Verfolgten bitterer Zeiten wie Maria Simon, die – als Jüdin verfolgt – hier endlich eine sichere Wohnung fand oder Zenzl Mühsam, an deren letzten Wohnort eine Gedenktafel erinnert.
    Wir erfuhren mehr über Helferinnen in Nöten wie Elsa Brändström, die vor allem Kriegstraumatisierten aufopferungsvoll beistand. Bildende Künstlerinnen hinterließen ihre Spuren wie die Bildhauerin Lore Plietzsch, deren „Flötenspielerin“ vor der Hoffnungskirche zu besehen ist. Die schwedische Künstlerin AnnMari von Sydow (vorm. Brenckert) hat der Schauspielerin Greta Garbo in einer Wohnanlage der gleichnamigen Straße ein interessantes Denkmal gesetzt. Hier in diesem Kiez, der wenig spektakulär sondern eher gleichförmig erscheint, wurde so die Spur einer Ausnahme-Aktrice gelegt, die bei allem Glanz immer bodenständig blieb.
    Weitere Straßen tragen die Namen von Künstlerinnen aus nordeuropäischen Ländern, wie der Schriftstellerin Selma Lagerlöf, der Sängerin Jenny Lind und der Schauspielerin Asta Nielsen. Guter Anlass deren spannenden Lebenswegen zu folgen. Am letzten Wohnort Inge Müllers, wurde an das Leben der Dichterin und Ehefrau Heiner Müllers erinnert, das voller Tragik und Trauma dort auch endete. Ein Blick auf die Kirche St. Georg im Sonnenlicht beschloss einen Rundgang, der deutlich machte, dass es alte und neue Spuren gibt, denen zu folgen auch in diesem Jahr spannend und informativ war.
    Begonnen hatte unser Rundgang mit einem Gedenken an Zora G., die vor zwei Jahren in der Mühlenstraße Opfer eines Femizids durch ihren Ex-Mann wurde. Möge sie in Frieden ruhen.

Hinweis: Der Frauenkiezspaziergang 2022 entfiel wetterbedingt.

  • Kiezspaziergang am 07.08.21
  • Kiezspaziergang am 07.08.21
  • Kiezspaziergang am 07.08.21
  • Kiezspaziergang am 07.08.21
  • Kiezspaziergang am 07.08.21

Gedenktafeln

In Pankow erinnern Gedenktafeln an das Leben und die Leistungen von Paula Dehmel, Anna Maria Tobis, Marta Wygodzinski, Kreszentia Mühsam, Dr. Ursula P. Katzenstein und Anna Reinicke.

  • Die Gedenktafel für Paula Dehmel befindet sich seit 2009 an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Parkstraße 56. Mit ihren Gedichten und Liedern wie z.B. “Leise Peterle leise” und “Häschen in der Grube” sind ganze Generationen von Kindern aufgewachsen.
  • Seit 2011 erinnert eine Gedenktafel an der Caritas-Klinik „Maria Heimsuchung” rechts an der Außenwand des Altbaus (ehemalige Entbindungsklinik, jetzt Ärztehaus) an Anna Maria Tobis. Von Juni 1935 bis zum Jahr 1944 wirkte sie in diesem Haus als Schwester und Leiterin der Geburtsklinik.
  • Die Gedenktafel für den “Engel der Armen” Marta Wygodzinski wurde 2012 in der Neuen Schönholzer Straße 13 enthüllt. In diesem Haus betrieb die Ärztin seit März 1911 das Mütterhospiz Pankow – ein Haus für obdachlose, ledige Mütter und deren Kinder. Weil sie Jüdin war, wurde sie im Juli 1942 in das KZ Theresienstadt im heutigen Tschechien deportiert und starb dort.
  • In der Binzstr. 17 erinnert seit dem September 2015 eine Gedenktafel an Kreszentia (Zenzl) Mühsam. Ihr Leben spiegelt erschütternd die Kämpfe, die Tragik und die politischen Repressionen des 20. Jahrhunderts wieder – und ihren Mut, sich dem entgegenzustellen. Seit Anbringung der Gedenktafel wurde diese immer wieder beschädigt; Anfang 2022 verschwand sie vollends. Am 20. März 2024 wurde eine neue und aktualisierte Gedenktafel zu Ehren von Crescenz (Zenzl) Mühsam am ehemaligen Wohnhaus angebracht.
  • Dr. Ursula P. Katzenstein ist die Begründerin der Werkstätten für Rehabilitation in der DDR. Sie setzte eine völlig neue Herangehensweise in der Arbeit mit psychisch Kranken, körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen durch. Im Juli 2017 wurde gemeinsam mit der Familie eine Gedenktafel ihr zu Ehren in der Kavalierstr. 6 eingeweiht.
  • Anna Reinicke: Sie unterstützte die von Robert Uhrig geleitete antifaschistische Widerstandsgruppe, wurde im September 1943 verhaftet und verstarb am 27. Januar 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück infolge der Strapazen und Misshandlungen. In dem Haus in der Schillerstraße 13 (heute die Nr. 50) wuchs Anna Reinicke auf.