Orangerien in Berlin und Brandenburg waren schon im 17. Jahrhundert in den Gärten des Adels in Mode gekommen. Man wollte präsentieren, wer die schönsten fremdländischen Pflanzen besaß. Die Eigentümer von Parks oder Gärten zogen in den Orangerien Pflanzen aus wärmeren Ländern heran und stellten diese Kübelpflanzen im Sommer in ihren Gärten aus. Neben Zitrusfrüchten und anderen exotischen Pflanzen wurden auch heimische Früchte wie Wein, Pfirsiche, Aprikosen oder Kirschen in diesen Häusern gezogen. Dadurch konnte die Reifezeit verkürzt werden.
Vorbild für diese Form der Gartenkultur waren auch im 18. Jahrhundert die Gärten der Könige, wie beispielsweise die Gärten Friedrichs II. in Sanssouci. Als um 1724 in Buch die Orangerie als eingeschossiger Barockbau im Schlosspark entstand, wurde in der Nähe auch gleich ein Gärtnerhaus errichtet. So konnten die sensiblen kälteempfindlichen Pflanzen auch immer gleich durch den verantwortlichen Gärtner überwacht werden. Vor der Orangerie wurde ein Rasenspiegel angelegt, wahrscheinlich gefasst durch Buchsbäume und die angrenzenden sternförmigen Beete. Diese sind typische Elemente des französischen Gartenstils.
Ein Plan von 1750 zeigt auch ein kleines Ananashaus hinter der Orangerie. Für den Anbau von Ananas musste der Gärtner besonders tiefe Beete anlegen, die dann mit Mist und Erde aufgefüllt wurden. Durch die Verrottungswärme konnte die entsprechende Bodentemperatur erreicht werden. So war es möglich, diese köstlichen Früchte auch in Brandenburg zu ziehen. Die Ananas war zu dieser Zeit ein sehr exklusiver Genuss, und das Ergebnis rechtfertigte den hohen Aufwand. Ein Feigengarten zwischen Gärtnerhaus und Orangerie rundete das Ensemble ab.
Der Einsatz von Figuren und Steinplastiken der griechischen und römischen Mythologie war eine Möglichkeit, den Eindruck des Gartens im französischen Stil noch zu steigern. So stand vor der Orangerie eine Nymphenskulptur, wahrscheinlich aus der Werkstatt der Familie Glume. Diese Werkstatt befand sich nahe dem Brandenburger Tor und wurde von Johann Georg Glume (1679 –1765) gegründet. Er war ein Schüler und Mitarbeiter von Andreas Schlüter. In seiner Werkstatt schuf er in Schlüterscher Manier Epitaphe und hölzerne Orgelprospekte. Seine Werkstatt wurde von seinen Söhnen weitergeführt. Ihren Sommersitz nahmen die Glumes am Pankower Anger. Die Nymphe vor der Orangerie bildete den Mittelpunkt des sogenannten Vorparterres. Bei der Umgestaltung des Gartens in den 1920er Jahren wurde sie durch Renée Sintenis’ (1888 –1965) Skulptur „Großer springender Bock“ ersetzt. Diese befindet sich heute in der Sammlung der Neuen Nationalgalerie.
Die Nymphe wurde wiederum im Park zum Abflussgraben der Panke versetzt. Nach Vandalismusschäden musste sie 1970 geborgen werden. Heute steht sie im Hof des Palais Podewils in der Klosterstraße. Da der abgeschlagene Kopf nicht gefunden wurde, erhielt sie einen neuen nachempfundenen. Als der Park ab 1800 schrittweise im englischen Gartenstil umgestaltet wurde, erhielt die Rückseite der Orangerie einen burgähnlichen Erweiterungsbau mit einem Turm im Stil der Neogotik. Um einen romantischen idyllischen Eindruck zu erzielen, erweiterte man hinter dem Haus auch den Kanal der Panke. Es entstand ein kleiner Teich. Den Abraum nutzte man zum Aufschütten mehrerer heute noch vorhandener Hügel und erschuf so eine bewegte Landschaft. Eine Holzbrücke mit Handläufen aus Knüppeln und eine neogotische Ziegelbrücke verstärkten den romantischen Eindruck.
Obwohl die Orangerie im Zweiten Weltkrieg keine Schäden erlitt, musste sie wegen mangelnder Pflege und zerfallenem Dach 1955 abgetragen werden. Bei einer anschließenden Überarbeitung des Parks wurden die Fundamente der ehemaligen Orangerie mit Steinpflaster markiert, sodass man heute noch ihre Ausmaße nachempfinden kann. Im Rasenparterre steht eine gut gewachsene Sumpfzypresse, die ca. 60 Jahre alt ist. Bei den Eiben auf beiden Seiten der Wege zur ehemaligen Orangerie handelt es sich um die ausgewachsenen Exemplare der ehemaligen kugelförmig geschnittenen Wegeinfassung.
Für weitere Informationen: QR-Code scannen und den Schlosspark Buch anhand des Parkplans erschließen.