Das Gut und der Gutshof

  • Blick vom Schloss zum Gutshof, Postkarte um 1910

    Blick vom Schloss zum Gutshof, Postkarte um 1910

  • Das Inspektorenhaus mit Taubenturm, Foto 2022

    Das Inspektorenhaus mit Taubenturm, Foto 2022

  • Inspektorenhaus Buch, Foto um 1980

    Inspektorenhaus Buch, Foto um 1980

  • Gutshof Buch um 1970, Foto Georg Simon

    Gutshof Buch um 1970, Foto Georg Simon

  • Ehemaliger Pferde- und Kuhstall, Foto 2022

    Ehemaliger Pferde- und Kuhstall, Foto 2022

  • Detail Fassade ehemaliger Kuhstall, Foto 2022

    Detail Fassade ehemaliger Kuhstall, Foto 2022

  • Detail Fassade ehemaliger Pferdestall, Foto 2022

    Detail Fassade ehemaliger Pferdestall, Foto 2022

Das Gut Buch

Auf den sand- und lehmreichen Böden der Höhen des Barnim wird schon seit langer Zeit Landwirtschaft betrieben. Viele Generationen von Gutsarbeitern bearbeiteten für die jeweilen Gutsherren derer von Röbel, von Pölnitz und von Viereck den kargen Boden. Im Mittelalter sind in Buch schon zehn Bauern und 15 Kossäten (Dorfbewohner mit nur geringem Landbesitz) verzeichnet. Die Nachkommen einiger dieser Familien leben bis heute in Buch. Kriege und Seuchen führten allerdings immer wieder dazu, dass die Höfe verlassen wurden und dann für längere Zeit nicht bewirtschaftet wurden. Mühsam war es, diesem kargen Boden landwirtschaftliche Erträge abzugewinnen.

Eine neue Zeit brach an, als 1898 das Gut Buch mit seinen 1.600 Hektar von der Stadt Berlin als Stadtgut angekauft wurde. Man benötigte dringend für das von James Hobrecht (1825-1902) geplante und 1870 in Betrieb genommene Abwasserradialsystem weitere Verrieselungsflächen.
Das Pumpwerk in der heutigen Erich-Weinert-Straße in Berlin-Prenzlauer Berg ermöglichte über eine Strecke von 15 Kilometern die Abwasserzufuhr. Es entstanden auf 110 Hektar Rieseltafeln, die mit Wällen und Gräben umgeben waren. An den höchsten Punkten des Geländes regulierten Standrohre die Aufnahme des Abwassers.
Am Anfang wurde auf den Rieselfeldern hauptsächlich Gemüse angebaut, das aber immer weniger Abnehmer fand. Zum einen, weil es durch die wasserreiche Hochzucht auf den Märkten schneller verwelkte, zum anderen, weil der Geruch den Hausfrauen unangenehm war. Geeigneter waren die Flächen für den Futtermittelanbau, besonders Rüben und Mais ließen sich durch die verstärkte Nährstoffzufuhr hier gut anbauen. In den Ställen wurden auch Tiere gehalten. So zählte man in den 1920er Jahren in Buch 800 Schweine, 500 Schafe, 258 Rinder und 28 Pferde.

Nach Gründung der DDR wurde Buch zum Volkseigenen Gut (VEG) und später mit dem Gut Hobrechtsfelde vereinigt. Weitere Organisationsformen der landwirtschaftlichen Betriebe lösten in den Folgejahren einander ab. Die Landwirtschaft wurde immer weiter industrialisiert. Es entstand eine Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) und eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). Die LPG spezialisierte sich auf die Tierhaltung. Ab 1990 wurden diese Organisationsformen abgewickelt, und die Bauern erhielten ihr eingebrachtes Land wieder zurück. Heute werden diese landwirtschaftlichen Flächen zumeist in Lohnarbeit von größeren Betrieben bewirtschaftet.

Schon ab 1987, nachdem das Klärwerk Nord bei Schönerlinde entstanden war, wurden Teile der Rieselfelder nicht mehr genutzt. Man begann auf ihnen einen Erholungswald anzulegen und sie zu rekultivieren. Ein schwieriger Prozess, weil die Bodenbelastung durch die ehemalige Nutzung hoch ist. Durch Beweidung und Wiedervernässung entwickelte sich in Hobrechtsfelde eine halb offene Waldlandschaft. Dieses Projekt trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei, so sollen allein 107 Brutvogelarten in diesem Gebiet leben.

Der Gutshof Buch

Der Gutshof wurde schon im 14. Jahrhundert angelegt. Die ältesten noch erhaltenen Gebäude sind das Taubenhaus und das Inspektorenhaus. Diese Gebäude entstanden schon Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts und wurden mehrfach umgebaut. Alle anderen Ziegelbauten wie der Speicher, die Scheune, der Pferde- und Kuhstall oder das Gesindehaus entstanden erst zwischen 1860 und 1900.
In allen Gebäuden entwickelte sich eine rege landwirtschaftliche Geschäftigkeit. Mit Gründung des VEG-Pankow 1973 wurde der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Gutshof jedoch eingestellt.

Ab 1981 zog das Büro für architekturbezogene Kunst dort ein. Es hatte die Aufgabe, zusammen mit Künstlern baugebundene Kunst besonders in den Neubaugebieten zu organisieren. Dafür wurden die Gebäude auf dem Gelände instandgesetzt und Ateliers eingebaut. Ein großes Atelier und kleinere Funktionsbauten wurden neu errichtet. 1995 wurde der Künstlerhof dann von der Akademie der Künste in Trägerschaft übernommen.

Als 2009 ein Privateigentümer den Gutshof übernimmt, ziehen ein Hotel in den Speicher und Gastronomie in die Scheunen ein. Viele der Ateliers stehen jedoch weiterhin Künstlern zur Verfügung. Andere Teile der Anlage werden an verschiedene Gewerbe vermietet. Durch Ausstellungen und Kulturveranstaltungen soll der Gutshof ein kulturell geprägter Ort für Buch bleiben.