Friedhof der Märzgefallenen

  • Frauen, Kinder und Männer auf Kundgebung auf dem Friedhof der Märzgefallenen, Historisches Foto 1919

    Frauen, Kinder und Männer auf Kundgebung auf dem Friedhof der Märzgefallenen, Historisches Foto 1919

  • Friedhof der Märzgefallenen, Holzstich nach Theuerkauf um 1880

    Friedhof der Märzgefallenen, Holzstich nach Theuerkauf um 1880

  • Ernst Zinna auf der Barrikade 1848, Foto nach einem Stich von Th. Hosemann

    Ernst Zinna auf der Barrikade 1848, Foto nach einem Stich von Th. Hosemann

  • Das alte Tor am Friedhof der Märzgefallenen, gestaltet von L. Hoffmann, Foto 1925

    Das alte Tor am Friedhof der Märzgefallenen, gestaltet von L. Hoffmann, Foto 1925

Station 13

Quelle: Lokaler Server
Formate: audio/mp3

Friedhof der Märzgefallenen – Gedenkort für zwei Revolutionen

Wussten Sie, dass der Friedhof der Märzgefallenen zu den drei wichtigsten Gedenkorten für die Revolution von 1848/49 in Deutschland gehört, neben der Paulskirche in Frankfurt/M. und der Festung Rastatt? Sie stehen für das Ringen der Revolutionäre für Freiheit und Demokratie.

Hier wurden die Opfer der Barrikadenkämpfe vom 18. und 19. März 1848 begraben. Es waren Menschen aus verschiedenen Schichten, die für ein besseres Leben, für Demokratie und Freiheit stritten, darunter viele junge Leute, Lehrlinge, Handwerker und Arbeiter. Durch ihren mutigen Kampf hatten sie den Rückzug des Militärs aus der Stadt erzwungen.
Auf dem Friedhof der Märzgefallenen sind 255 Opfer der Berliner Märzrevolution begraben. Die ersten 183 Opfer waren am 22. März 1848 unter großer Anteilnahme der Berliner beigesetzt worden. Sie waren vorher auf dem Gendarmenmarkt aufgebahrt worden. Mehr als 100.000 Berliner hatten sich hier versammelt, um der Opfer zu gedenken. 20.000 Menschen begleiteten den Trauerzug, vorbei am Schloss, wo der König vom Balkon aus mit entblößtem Haupt die Toten ehren musste. Erst am Vortag hatte die Berliner Stadtverordnetenversammlung die Errichtung eines eigenen Friedhofs im Friedrichshain beschlossen.

„Aber schon acht Tage später rückten wieder preußische Truppen in die Stadt ein, von der Revolution blieb letztlich – wie der Volkswitz es ausdrückte – nichts übrig als das vormals verbotene freie Tabakrauchen auf der Straße.“ Schließlich ließ der Polizeipräsident den Ehrenfriedhof mit einem Bretterzaun abriegeln. Doch vermochte das nicht, die Menschen vom Gedenken an die Ideale der 1848er Revolution abzuhalten. Als „1861 der Zutritt zu den Gräbern wieder gestattet wurde, versammelten sich alljährlich am 18. März unzählige Berliner – vor allem Sozialdemokraten – trotz polizeilicher Gegenmaßnahmen zum Gedenken an die Revolutionsopfer auf dem Friedhof“.
(Jan Feustel: Spaziergänge in Friedrichshain, Berlin 1994, S. 24f.)

Dieser Friedhof ist zugleich ein wichtiger Ort der Novemberrevolution 1918/19 in Berlin. Hier wurden im November und im Dezember insgesamt 29 gefallene Revolutionäre nach Trauerzügen mit tausenden Teilnehmern durch die Berliner Innenstadt beigesetzt. Der Novemberrevolution verdanken wir nicht zuletzt die Einführung der parlamentarischen Demokratie – mit allgemeinen demokratischen Wahlen einschließlich des Frauenwahlrechts sowie dem gesetzlich verbrieften Achtstundenarbeitstag.
Zum 100jährigen Jubiläum der Märzrevolution wurde am 18. März 1948 im Zentrum des Friedhofes ein neuer Gedenkstein enthüllt, dessen Rückseite die Namen von 249 Märzgefallenen auflistet.
Auf der Vorderseite ist zu lesen:
„Den Toten 1848/1918. Das Denkmal habt ihr selber euch errichtet – Nur ernste Mahnung spricht aus diesem Stein / Dass unser Volk niemals drauf verzichtet wofür ihr starbt – Einig und frei zu sein.“

Anlässlich des 40. Jahrestages der Novemberrevolution entstanden drei neue Grabplatten zum Gedenken an die Opfer von 1918. 1960 kam unmittelbar am Eingang die Bronze-Figur „Roter Matrose“ des Berliner Bildhauers Hans Spies hinzu.
Der Gedenkort für Opfer der Revolutionen von 1848 und 1918/19 befindet sich im südlichen Teil des Volksparks, angrenzend an die Landsberger Allee. Er war 1848 auf einer Erhebung des Friedrichshains errichtet worden, dem Linden- oder Kanonenberg – wie er vom Volksmund genannt wurde. Kanonenberg deshalb, weil im Siebenjährigen Krieg 1760 von hier aus die feindlichen russischen Truppen beschossen wurden. Weniger bekannt ist seine Bezeichnung “Mühlenberg”, hier standen früher zwei Mühlen, das dazu gehörige Mühlenhaus ist bis heute erhalten. Hier befindet sich heute eine Jugendfreizeitstätte.