Was hat es mit dem anmutigen Tempel am Ufer des Großen Schwanenteiches auf sich? Wofür steht er?
Der Tempel mit der Weltfriedensglocke erinnert an den Abwurf von Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im August 1945. Mindestens 200.000 Menschen starben unmittelbar oder den nächsten Tagen und Wochen daran. Beide Stadtzentren waren total zerstört. Die Weltfriedensglocke ist eine Stätte der Erinnerung und Mahnung an die Opfer der Atombombenabwürfe.
Vater der Friedensglocke war der Japaner Chiyoji Nakagawa. Er entschloss sich Ende der 1940er Jahre, die im Krieg beschlagnahmte und eingeschmolzene Glocke des Absoluten Friedens seiner Heimatstadt Uwajima durch eine Glocke eingeschmolzener Münzen der ganzen Welt zu ersetzen. Sie sollte zu einem Symbol des friedlichen Zusammenlebens der Völker werden. Münzen aus 26 Ländern konnte er zusammentragen.
1951 nahm Chiyoji Nakagawa als Beobachter an der UNO-Tagung in Paris teil. Aufgrund der Zustimmung zu seiner Idee einer Friedensglocke für das UNO-Hauptquartier in New York sammelte er Münzen aus den damals 65 UNO-Mitgliedstaaten und ließ daraus eine Glocke gießen, die sich seit 1954 vor dem UNO-Hauptgebäude befindet. Dort wird sie seit 1981 alljährlich am Internationalen Tag des Friedens, dem 21. September, vom UNO-Generalsekretär zum Klingen gebracht.
Zum 10. Todestag des Initiators der Friedensglocke 1982 gründete Tomijiro Yoshida in Japan die Weltfriedensglockengesellschaft (World Peace Bell Association). Sie knüpft seitdem weltweite Verbindungen, um die Idee der Weltfriedensglocke weiterzutragen. In wenigen Jahren gelang es, mehr als 100 Länder zu gewinnen, die Münzen für diese Idee spendeten. Inzwischen stehen Weltfriedensglocken in 26 Städten auf vier Kontinenten.
Auf Antrag der Weltfriedensglockengesellschaft fasste die UN-Vollversammlung 1988 einstimmig den Beschluss, zum 50. Jahrestag des Überfalls Deutschlands auf Polen in den Hauptstädten beider Länder Weltfriedensglocken aufzustellen – als sichtbares Zeichen gegen Krieg, Zerstörung und menschliches Leid.
Am 1. September 1989 wurden in Berlin und am 2. September 1989 in Warschau Weltfriedensglocken unter großer öffentlicher Anteilnahme eingeweiht. Die Berliner Friedensglocke war in Japan mit Münzen aus allen UNO-Mitgliedstaaten, darunter 2 kg DDR-20-Pfennig-Münzen, gegossen worden.
Die Berliner Friedensglocke ist 100 cm hoch, hat einen Durchmesser von 60 cm und ein Gewicht von 365 kg. Sie trägt auf Japanisch und Deutsch die Inschrift „Frieden“. Architekt des Glockentempels im japanischen Stil war Klaus Wieja, Berlin. Das Kupferdach mit Ornamenten und die Montage der Glockenaufhängung errichtete der Kunstschmied Wilfried Schwuchow (Angermünde). Wegen Diebstahls musste das Kupfer durch andere Materialien ersetzt werden.
Mit den gesellschaftlichen Veränderungen im Herbst 1989 und der am 3. Oktober 1990 vollzogenen staatlichen Einheit Deutschlands verschwand die Berliner Friedensglocke aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, bevor sie in das öffentliche Bewusstsein eingedrungen war.
Zunehmende internationale Spannungen, kriegerische Auseinandersetzungen auch in Teilen Europas führten bei Anwohnern des Volksparks zu der Überzeugung, dass die Weltfriedensglocke zur Erinnerung und Mahnung dringender denn je gebraucht werde. Sie gründeten 1999 die „Friedenglockengesellschaft Berlin e.V.“ In den Folgejahren entwickelte
sie im Zusammenwirken mit anderen Friedensinitiativen und -organisationen alljährliche Gedenkveranstaltungen am Vorabend (Nacht der Kerzen) und zum Tag des Abwurfs der ersten Atombombe am 6. August. Andere Höhepunkte sind u.a. der Internationale Tag des Friedens am 21. September sowie spezielle Veranstaltungen um den Internationalen Kindertag.
Seit 2020 steht in unmittelbarer Nähe der Weltfriedensglocke ein weiteres Friedenssymbol: ein Friedenspfahl.
Das ist ein Projekt der May Peace Prevail On Earth International e.V., einer
UNO-Nichtregierungsorganisation, gegründet 1955 von Herrn Masahisa Gol (1916-1980) in Japan. Er glaubte an die Kraft des Wortes und eine Friedensbotschaft, auf die sich Menschen aller Nationalitäten, Kulturen und Religionen einigen konnten: MÖGE FRIEDE AUF ERDEN SEIN.
Weltweit gibt es in 196 Ländern 250.000 Friedenspfähle, in Deutschland ca. 500, z. B. vor dem Fliegerhorst in Büchel und vor Kirchen, Privatgärten, Schulen.