Mit dem Entwurf „wir sind hier“ konnte Stefka Ammon den nichtoffenen Kunstwettbewerb für den derzeit noch im Bau befindlichen Neubau der 49. Grundschule an der Rennbahnstraße 46 in 13086 Berlin für sich entscheiden. Das Preisgericht unter Vorsitz des Künstlers Sven Kalden hat aus zwölf eingereichten künstlerischen Entwürfen die Arbeit von Stefka Ammon mit dem 1. Preis ausgezeichnet und zur Realisierung empfohlen.
„wir sind hier“ – „wir werden hier gewesen sein“
Auf dem Vorplatz der Grundschule ist ein großer Findling in Form „eines flachen Kiesels“ mit einer weichen Haptik, gleich der eines „Handschmeichlers“, geplant. Auf der Oberfläche des Steins sind die Worte „wir sind hier“ eingraviert. Sie sollen auf die Gegenwart aufmerksam machen. An der Sporthallenfassade werden die Worte: „wir werden hier gewesen sein” ausgeführt. Mit der gewählten Zeitform der vollendeten Zukunft bezieht sich die Verfasserin auf die „Verantwortung für diese Welt / unsere Umwelt“. Das Preisgericht war überzeugt von dem starken konzeptuellen und zugleich anschaulichen Entwurf, der einen zeitlichen Spannungsbogen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eröffnet. Sowohl der Stein als auch der Text auf dem Stein und an der Fassade stellen eine philosophische Frage, die individuell und spielerisch erfahrbar wird und zugleich auf verschiedenen Ebenen deutungsoffen bleibt. Stein und Text bieten darüber hinaus eine soziale Komponente,
die das Wir und die Gemeinschaft stärkt. Somit werden ästhetische Bildung und Erkenntnisprozesse für die Kinder der Schule angeboten. Sowohl zeitlich als auch räumlich verweist die Arbeit über den Schulstandort und die Schulzeit hinaus. Die Dimension und Position des großen Findlings und des Schriftzuges an der Fassade erfüllen als Identifikationsmoment und als Schnittstelle zwischen Schule und Stadtraum vollends die Aufgabenstellung des Wettbewerbs unter dem Titel „find one’s place“.
Kinder, Stein, Schriftzug und Schule finden so ihren Platz im Heute und Morgen.
2. Preis für Angela Lubič und 3. Preis für Knut Henrik Henriksen
Mit dem 2. Preis wurde der Entwurf „FÜNFTAGERENNEN“ der Künstlerin Angela Lubič prämiert. Die Installation aus 21 quasi schwebenden punktuell verbundenen Edelstahlstreifen auf angeschrägten Stützen spielt auf radsporttypische Symbole an. Der Entwurf überzeugte die Jury durch seine Leichtigkeit und Transparenz. Der Entwurf und der Titel der Arbeit stellen eine starke Ortsmarkierung dar und fördern die Adressbildung des neuen Schulstandortes. Darüber hinaus werden auch schulische Themen wie etwa ein Orbitalmodell oder Planetenlaufbahnen angedeutet und erlebbar gemacht. Im Zusammenspiel mit dem Sonnenlicht ergibt sich eine Linienzeichnung auf dem Boden, welche die Schüler:innen zu eigenen Gedanken und Assoziationen anregen.
Den 3. Preis erhielt die Arbeit „Citius, Altius, Fortius – Communiter“ von Knut Henrik Henriksen. Der Vorschlag lebt von der Transformation eines Speichenrades in die florale Konfiguration einer Löwenzahnblüte. Sie oszilliert in der Vorstellung zwischen einem technischen Objekt und einer organischen Form. Mit der Löwenzahnblüte nimmt der Entwurf sowohl Bezug auf die historische Nutzung des Geländes und seinen zwischenzeitlichen Status als Brache als auch auf die zukünftige Nutzung des Schulgeländes.
Weitere Entwürfe wurden von den Berliner Künstler:innen Ka Bomhardt, Christian Bonnet und Annette Tucholke Bonnet, Birte Bosse, Veronica Brovall, Irina Gheorghe, Andrea Pichl, Jo Schöpfer, Katinka Theis und Eva-Maria Wilde eingereicht.
Über den Kunstwettbewerb:
Der nichtoffene einphasige Kunstwettbewerb wurde im Mai 2023 von der Abteilung Finanzen, Personal, Weiterbildung und Kultur, Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes Pankow, vertreten durch die Galerie Pankow / Kunst im öffentlichen Raum ausgelobt. Anlass war der Neubau der 49. Grundschule in der Rennbahnstraße 46 im Ort 13086 Berlin-Pankow im Rahmen der Schulbauoffensive der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.
Aufgabe des Kunstwettbewerbs war es, Entwürfe für eine künstlerische Gestaltung zu entwickeln, welche den Haupteingangsbereich der Schule signifikant hervorhebt und für die Nutzer:innen ein Identifikationsmoment darstellen. Skulpturale Zeichen sollten dabei die Verbindung zwischen stadträumlicher Umgebung und Schule herstellen und den Eingang der Schule sichtbar akzentuieren. Das Thema „find one’s place“ bezieht sich auf den antonymischen Begriff des „lost place“, da das Areal des Schulgrundstückes mit dem angrenzenden Velodrom lange als ein solcher Ort galt.
Die Realisierung des Preisträgerentwurfs von Stefka Amon erfolgt 2024, hierfür stehen bis zu 230.000 Euro zur Verfügung.
Die Wettbewerbsentwürfe sind auf der Plattform www.wettbewerbe-aktuell.de öffentlich ausgestellt:
https://www.wettbewerbe-aktuell.de/ergebnis/kunstwettbewerb-neubau-grundschule-rennbahnstrasse-308477