Ob Protest-Aktionen oder kleinbürgerliches Leben, ob sozialer Wohnungsbau oder Transitstrecken, Intershops oder Alltagsszenen: Klaus Mehner war ein außergewöhnlich aktiver politischer Fotograf und ein Chronist Berlins zwischen 1964 und 1990. Der vor sechs Jahren verstorbene Mehner hat einen Fotoschatz von mehr als 800.000 Negativen im Archiv der Bundesstiftung Aufarbeitung hinterlassen. Eine Auswahl seiner Bilder ist nun erstmals im Museum Pankow zu sehen.
Das Besondere an Mehners Schaffen ist, dass er seit 1964 parallel auf beiden Seiten der Mauer fotografierte: Akkreditiert für das Ost-Berliner SPIEGEL-Büro sowie als freier Pressefotograf im Westen Berlins. Demonstrant:innen, Geschäftemacher:innen, Politiker:innen, Künstler:innen – Kinder in Hinterhöfen, in Kreuzberg wie in Pankow. Sex-Shops im Westen, staatliche Softporno-Produktion im Osten, Models und Rentner:innen, Prominente und Kriminelle. Die vom langjährigen SPIEGEL-Journalisten Peter Wensierski kuratierte Ausstellung zeigt überraschende Ost-West-Bildpaare als Streifzug durch die Berliner Geschichte. Thematische Exkurse präsentieren Mehner u.a. als unentwegten Chronisten der Student:innenbewegung von 1967 oder als trickreichen Fotografen streng verbotener Objekte. Manchmal verbinden seine Fotos zwei vermeintlich unterschiedliche Lebenswelten auf überraschende Weise: Berlin war zwar geteilt, aber oft ähnlicher als beiderseits der Mauer vermutet. Mitunter gab es mehr Westen im Osten und mehr Osten im Westen. Die Aufnahmen wecken nicht nur gemeinsame wie unterschiedliche Erinnerungen, sondern machen auch Lust am Austausch heute – über Gleiches und Ungleiches, über Spaltung und Verbindung, über Entwicklung und Veränderung, über Vergangenes und Gegenwärtiges. Die Besuchenden sind aufgefordert, in der Ausstellung ihre eigenen Parallelwelten zusammenzustellen.
Das Museum Pankow eröffnet die Schau am Donnerstag, dem 17. Februar 2022 um 19 Uhr in der Ausstellungshalle, Prenzlauer Allee 227/228, 10405 Berlin.
Neben Grußworten der Bezirksstadträtin für Kultur Dominique Krössin und Dr. Sabine Kuder als Vertreterin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur führt der Autor und Kurator Peter Wensierski in die Ausstellung ein. Musikalisch wird die Eröffnung durch die Musikschule Pankow begleitet. Sie ist als Hybridveranstaltung – vor Ort mit 2GPlus und per Livestream auf der Facebook-Seite des Museums Pankow – geplant (Änderungen vorbehalten). Für die Teilnahme an der Eröffnung vor Ort wird um vorherige Anmeldung unter www.supersaas.de/schedule/Museum_Pankow/Veranstaltungen gebeten.
Die Ausstellung ist vom 18. Februar 2022 bis zum 14. August 2022 dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet (feiertags geschlossen). Der Eintritt zur Ausstellung und zu den Begleitveranstaltungen ist frei.
Eine Ausstellung des Berliner Geschichtsvereins Nord-Ost e.V. in Kooperation mit dem Museum Pankow und dem Kurator Peter Wensierski. Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Für interessierte Medienvertreter:innen besteht die Möglichkeit einer Vorab-Führung durch die Ausstellung mit dem Kurator Peter Wensierski und dem Museumsleiter Bernt Roder am 16. Februar 2022 um 12 Uhr (2G und FFP2 Maske) Anmeldung unter Tel.: 030 90295-3917 oder Kristin.Witte@ba-pankow.berlin.de, ebenso Pressebilder, Kontakt zum Kurator und weitere Informationen.