“Lyonel Feininger (1871–1956) in Berlin” mit einem Exkurs zu Heinrich Zille (1858–1929) ist der Titel einer Ausstellung vom 30. Juni bis 12. September 2021 in der Galerie Parterre in Kooperation mit Moeller Fine Art Projects | The Lyonel und Feininger Project, New York – Berlin. Die Schau geht auf die Initiative des im September vorigen Jahres verstorbenen Kunsthistorikers und ehemaligen Kustos der Nationalgalerie Dr. Roland März (1939–2020), der über viele Jahrzehnte in Prenzlauer Berg gelebt hat, zurück. Sie ist seinem Andenken gewidmet und findet zugleich anlässlich des 150jährigen Geburtstages von Lyonel Feininger in Kooperation mit Moeller Fine Art Projects | The Lyonel Feininger Project, New York – Berlin statt.
Erstmals widmet sich eine Ausstellung Feiningers knapp 30jährigem Aufenthalt an der Spree. Im Mittelpunkt stehen seine Karikaturen für Berliner Satirezeitschriften wie Ulk und Lustige Blätter. Wir hoffen, gerade mit diesem Teil der Ausstellung, auch einem jungen Publikum vielfältige Impulse zur Beschäftigung mit Kunst und Geschichte geben zu
können. Insgesamt werden etwa 100 Arbeiten von Feininger, darunter Holzschnitte aus der Sammlung Loebermann der Kunstsammlungen Chemnitz, Radierungen aus der Feininger-Galerie Quedlinburg und Zeichnungen aus der Galerie Nierendorf und der persönlichen Sammlung von Achim Moeller gezeigt. Aus der umfangreichen Sammlung von Zeitungsdrucken, die Roland März selbst zusammengetragen hat, sowie Zeitungsdrucken aus einer privaten Sammlung werden etwa 70 Karikaturen vorgestellt. Der Exkurs zu Heinrich Zille – der für dieselben Zeitschriften wie Feininger gearbeitet hat – wird den Blick auf die Zeit und Berlin erweitern. »Lyonel Feininger in Berlin« ist eine ebenso abwechslungsreiche wie unerzählte Geschichte. Sie handelt von der Stadt, die Feininger liebte und zugleich verachtete, in der er wenige Motive aber immer Arbeit fand.
HINTERGRUND
Lyonel Feininger ist vor allem als Bauhaus-Meister geläufig. Dass er von den fast 50 Jahren, die er zwischen 1887 und 1937 in Deutschland verlebt hat, mehr als die Hälfte, nämlich knapp 30 Jahre, in Berlin verbrachte, ist weder in der Öffentlichkeit bekannt noch in der Forschung aufgearbeitet. Berlin, »die geliebte Preußenstadt« war mit wenigen Unterbrechungen von 1888 bis 1919 und von 1934 bis 1937 Feiningers Lebensmittelpunkt, fast zwanzig Mal zog er hier um: von Mitte über Friedenau nach Wilmersdorf, bis er schließlich sein Domizil in der Königstrasse in Zehlendorf fand.
An der Spree wurde Feininger um die Jahrhundertwende zu einem der populärsten Karikaturisten, dessen Illustrationen im »eigenen typisch-berlinerischen Stil« regelmäßig im Ulk, den Lustigen Blätter[n], dem Narrenschiff und der Berliner Illustrirten Zeitung erschienen. In Berlin zeigte Herwarth Walden 1917 Feiningers erste Einzelausstellung. Von den Nationalsozialisten als »entarteter« Künstler diffamiert und 1933 aus seinem Meisterhaus in Dessau vertrieben, fand Feininger zunächst Zuflucht in der Villa des Archäologen Ludwig Pallat in Wannsee bevor er 1934 eine kleine Wohnung in Siemensstadt bezog. Er verlebte nochmals drei Jahre in Berlin bevor er schließlich 1937 in die USA zurückkehrte.
PUBLIKATION
Zur Ausstellung erscheint ein ausführlicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen, illustrierten Künstlerbiographien sowie Beiträgen von Sebastian Ehlert, Matthias Flügge und Roland März. Ein Vorwort kommt von Achim Moeller, Gründer und Leiter von Moeller Fine Art und The Lyonel Feininger Project und seit mehr als 40 Jahren intensiv mit Leben und Werk Feiningers befasst. Kathleen Krenzlin, welche das Projekt zu Lebzeiten von Roland März mit ihm verabredet und in seinem Sinne in Kooperation mit Sebastian Ehlert (Moeller Fine Art Projects | The Lyonel Feininger Project) entwickelt und umgesetzt hat, führt in die Ausstellung ein.
Der Hauptbeitrag von Roland März und Sebastian Ehlert, ist ein Auszug aus dem noch nicht erschienen Buch »Ein Amerikaner in Berlin«, das von Achim Moeller herausgegeben werden wird. Ehlert und März haben in mehrjähriger Forschungsarbeit bisher unveröffentlichtes und unentdecktes Quellenmaterial aufgearbeitet. Ihr Beitrag beleuchtet Feiningers unterschiedliche Schaffensphasen und künstlerische Entwicklung und gibt erstmals einen Überblick darüber, wie Feininger Berlin im Bild festgehalten hat. Zugleich dokumentiert er zum ersten Mal dessen Lebens- und
Wirkungsstätten in und um Berlin und ermöglicht so eine Übersicht zu den Feininger-Orten an der Spree. Matthias Flügge wird sich dem Schaffen des 13 Jahre älteren Heinrich Zille widmen.
Lyonel Feininger (1871–1956) in Berlin
mit einem Exkurs zu Heinrich Zille (1858–1929)
Sonderband der Arbeitshefte der Galerie Parterre Berlin (Band XXIX)
herausgegeben von Kathleen Krenzlin für das Bezirksamt Pankow von Berlin
unter Mitarbeit von Sebastian Ehlert mit Beiträgen von Sebastian Ehlert, Matthias Flügge, Kathleen Krenzlin, Roland März und Achim Moeller, Berlin 2021, Hardcover, 28 × 21 cm, 136 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-943244-52-6, 25 Euro
VERANSTALTUNGEN
Neben Führungen in der Ausstellung, in denen es auch um den Kolonialrassismus in den Karikaturen der Kaiserzeit gehen wird, ist ein Veranstaltungsprogramm in Vorbereitung, das wegen der Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie jeweils aktuell veröffentlicht wird. Dazu gehört auch eine Gedenkveranstaltung für Roland März am 9. September 2021 und am 29.8.2021 eine Lesung mit Andreas Platthaus, der sein gerade erschienenes Buch »Lyonel Feininger. Porträt eines Lebens« (Rowohlt, 2021) vorstellen wird.
FÖRDERER
Das Projekt wird aus Mitteln des Bezirkskulturfonds gefördert. Mit freundlicher Unterstützung der Hans und Charlotte Krull Stiftung.
- allen Angaben zu Terminen und Öffnungszeiten vorbehaltlich der Entwicklung der Corona-Pandemie
ÖFFNUNGSZEITEN: regulär: Mi-So. 13-21 Uhr, Do 10-22 Uhr
KONTAKT: Kathleen Krenzlin, Leitung, Galerie Parterre Berlin/Kunstsammlung Pankow
Tel.: 030 90295-3846, E-Mail: kathleen.krenzlin@ba-pankow.berlin.de
WEBSEITEN: https://www.berlin.de/kunst-und-kultur-pankow/