Aktuelle Sonderausstellung „Aufbruch und Reformen. Pionierinnen und Pioniere der modernen Sozialarbeit in Prenzlauer Berg während der Weimarer Republik“
Vor 100 Jahren, am 13. April 1921 wählt die Stadtbezirksversammlung Prenzlauer Berg den Juristen Walter Friedländer zum Stadtrat und Leiter des Jugend- und Wohlfahrtsamtes. Die soziale Not großer Teile der Bevölkerung durch die Folgen des Ersten Weltkrieges und der Inflation trifft besonders Kinder und Jugendliche. Viele bleiben ohne Ausbildung und Beschäftigung. Mit der Wahl Walter Friedländers wird das Jugend- und Wohlfahrtsamt Prenzlauer Berg zu einem Ort engagierter Frauen und Männer, die den Sturz der Monarchie als Aufbruch begreifen. Sie alle wollen neue Ideen und wissenschaftliche Erkenntnisse in die praktische Arbeit der Kinder- und Jugendwohlfahrt einbringen. Begriffe wie Aufklärung, Beratung und gesundheitliche Prävention sollen fortan den Charakter der Arbeit prägen. Gemeinsam initiieren die Mitarbeitenden um Walter Friedländer zahlreiche Reformschritte in der Jugendfürsorge, die Pionier- und Modellcharakter über Berlin hinaus besitzen. Unter den
Pionierinnen und Pionieren befinden sich zahlreiche Expert:innen und Persönlichkeiten, u.a. die Ärztin Minna Flake, die Fürsorgerin und spätere Bezirksbürgermeisterin Ella Kay, die Politikerin und Fürsorgerin Ruth Fischer, die Tanz- und Musikpädagogen Martin Gleisner und Julius Goldstein, die orthopädische Turnlehrerin Hertha Liebknecht sowie die Jugendleiterin Marianne Welter. Die Ausstellung beleuchtet die neu entstehenden Arbeitsfelder der Jugendpflege und Jugendfürsorge und stellt die zentralen Akteur:innen erstmalig in den Mittelpunkt. Fallbeispiele jugendlicher Fürsorgezöglinge dokumentieren den sozialen Kontext, in welchem die Arbeit stattfindet. Exkurse zu den historischen Zäsuren 1933, 1945 und 1990 ergänzen die Perspektive der Kinder- und Jugendhilfe bis in die Gegenwart.
Die Ausstellung im Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227/228, 10405 Berlin, ist vorbehaltlich weitere pandemiebedingter Einschränkungen bis zum 24. Oktober 2021 dienstags bis sonntags von 10-18 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist erforderlich. Da die Anzahl der Besucher:innen coronabedingt begrenzt ist, ist es notwendig, ein Zeitfenster für den Besuch unter www.berlin.de/museum-pankow zu buchen. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung ist unter gleichen Titel ein Begleitband erschienen (ISBN 987-3-00-067536-2).
Ein Projekt des Bezirksamtes Pankow von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, Museum Pankow im Rahmen von „Berlin 100“, gefördert durch die Lotto Stiftung Berlin und aus den Mitteln des Bezirkskulturfonds Pankow. Informationen zu weiteren digitalen Angeboten und Begleitveranstaltungen unter (030) 90295/3917, www.berlin.de/museum-pankow | facebook I instagram und @MuseumPankow