Jenny Stock, *07.05.1869, geb. Gradnauer, entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Magdeburg. Nach dem Besuch einer „Höheren Töchterschule“, in der sie die Haushaltsführung erlernte, zog sie nach Frankfurt/O. um. Dort heiratete sie am 03.01.1891 den Kaufmann Paul Stock. Das Ehepaar war konfessionslos. Kurz nach der Eheschließung wurde die Firma „Herrengarderobe nach Maß“, in der Paul Stock tätig war, nach Berlin verlegt; damit siedelte auch das Ehepaar um. 1893 wurde der Sohn Georg geboren, benannt nach Jennys Bruder Georg Gradnauer, der seit 1919 sächsischer Ministerpräsident, 1921 kurz sächsischer Innenminister und danach Gesandter Sachsens bei der Reichsregierung war.
In den zwanziger Jahren zog sich Paul Stock aus dem Geschäftsleben zurück. Seit 1926 bewohnte das Ehepaar das Haus Zikadenweg 51. 1927 starb Paul Stock; er wurde auf dem Friedhof Heerstraße (Charlottenburg) beerdigt. Bei den vorgezogenen Neuwahlen 1933 wurde Jenny Stock für die SPD in die Bezirksverordnetenversammlung Wilmersdorf gewählt. Nach dem SPD-Verbot und der „Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung“ vom Juli 1933 wurde ihr jedoch das Mandat entzogen. Nach dem Zwangsverkauf ihres Hauses am 19.11.1938 an eine „arische“ Familie wohnte Jenny Stock noch eine Zeit lang in der Siedlung Eichkamp. 1940 zog sie zu ihrem Bruder Georg Gradnauer nach Kleinmachnow. Nachdem auch der Bruder sein Haus hatte verkaufen müssen, wohnten beide in dem „Judenhaus“ Auf der Drift 12 in Kleinmachnow. (Stolperstein für Georg Gradnauer).
Von dort wurde Jenny Stock im Alter von 73 Jahren am 20.11.1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 24.03.1943. Ihr Bruder wurde am 21.01.1944 deportiert. Er überlebte das Konzentrationslager. Der Sohn Georg, der in Berlin als Landgerichtsrat tätig war und in einer „Mischehe“ lebte, konnte 1936 nach Großbritannien emigrieren. Dort wurde er Geistlicher. Er starb 1963, noch bevor er Entschädigungszahlungen erhalten hatte.
Text: Stolperstein-Inititative Eichkamp
Dieser Stolperstein ist Teil einer Gruppe von 8 Stolpersteinen, die auf Initiative des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. von Erika Albers, Ursula und Winfried Büchau, Myriam von Oppen, Monica und Oliver Puginier, Monika Richarz, Ingrid Schmidt und André Schmitz gespendet und am 9.4.2009 verlegt wurden. Mit diesen Stolpersteinen wird an Berliner Stadtverordnete erinnert: