Straßenbahnneubaustrecke Johannisthal – Gropiusstadt

Handskizze für die mögliche Integration der Straßenbahn in den Straßenraum und den Knotenpunkt Zwickauer Damm/ Neuköllner Straße/ Stubenrauchstraße

Hintergrund

Im Süden Berlins befinden sich vor allem im Ortsteil Gropiusstadt (Bezirk Neukölln) bestehende Großraumsiedlungen, aber auch Einfamilienhaussiedlungen im Ortsteil Rudow (Blumenviertel). Neben dem Wohnen ist im Bereich Rudow ebenfalls Gewerbe angesiedelt. Wegen dieser hohen Dichte an Wohnsiedlungen sowie Gewerbe- und Einzelhandelsgebieten spielen die öffentlichen Verkehrsmittel zwischen Johannisthal und Gropiusstadt eine wichtige Rolle. Im Berliner Nahverkehrsplan (NVP Berlin 2019-2023) wird der Ausbau der Straßenbahn auf die Erfordernisse der wachsenden Stadt ausgerichtet. Dazu zählt neben der Erschließung von Wohnungsbaustandorten ebenfalls die Verbesserung des Angebots bestehender Wohngebiete. Es wird angestrebt hochbelastete Buslinien durch andere Verkehrsmittel zu ersetzen.

Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) plant den Neubau einer Straßenbahn zwischen der heutigen Endstelle in Johannisthal und dem U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee. Die Straßenbahn soll die Ortsteile Gropiusstadt, Rudow und Johannisthal entsprechend der zu erwartenden Fahrgastzahlen erschließen. Zugleich wird auch eine attraktive Direktverbindung zwischen den Bezirken Neukölln, Treptow-Köpenick und Lichtenberg geschaffen. Mit der Entstehung der Neubaustrecke würde die stark belastete Buslinie M11 im ersten Schritt auf dem Abschnitt zwischen Regional- und S-Bahnhof (R- und S-Bahnhof) Schöneweide und dem Ziel der Neubaustrecke ersetzt werden.

Mit dem Bau der Straßenbahn wird die Möglichkeit geschaffen, bisher nicht an das Straßenbahnnetz angebundene Ortsteile an die östlichen Bezirke Berlins anzuschließen. Außerdem wird eine Verbindung zwischen dem S- und R-Bahnhof Schöneweide und der U-Bahnlinie 7 mit der Straßenbahn hergestellt.

Im Rahmen einer Grundlagenermittlung wurde eine planerisch zu bevorzugende Trassenvariante identifiziert und die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen. Am 07. November 2023 hat der Senat die Fortführung der Planungen beschlossen.

Damit können nun die weiteren Planungsphasen – Vorplanung und Entwurfsplanung – eingeleitet werden. Anschließend folgt das Planfeststellungsverfahren, in dem alle Betroffenheiten und Eingriffe verbindlich geklärt werden. Bei reibungslosem Verlauf könnten 2031 planmäßig die Bahnen verkehren.

Welche Aufgabenstellung und Ziele werden mit der Planung verfolgt?

Die Untersuchung diente dazu, eine neue ÖPNV-Anbindung der Ortsteile Johannisthal, Rudow und Gropiusstadt zu schaffen. Es wurde ebenfalls untersucht und bewertet, welche Auswirkungen eine mögliche Straßenbahnanbindung und -erschließung der bestehenden Großwohnsiedlung (Gropiusstadt) sowie die Anbindung an das bestehende Schienenverkehrsnetz haben.

Die Attraktivität und der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen soll erhöht werden. Aus diesem Grund werden folgende Ziele verfolgt:

  • eine schienenverkehrsseitige ÖPNV-Anbindung des Bezirks Neukölln als Rückgrat der inneren Erschließung der Ortsteile Johannisthal, Rudow sowie Gropiusstadt,
  • das Herstellen neuer Direktverbindungen in die Bezirke Treptow-Köpenick und Lichtenberg sowie zu weiteren relevanten Zielen.

Zur grundsätzlichen Absicherung dieses Planungsziels wurde ein Nachweis zur Eignung des Verkehrsmittels „Straßenbahn“ erbracht. Anschließend wurden für die Strecke verschiedene Trassenvarianten betrachtet und eine planerisch zu bevorzugende Variante ermittelt.

Wie soll die Straßenbahn geführt werden?

Am Bahnhof Schöneweide besteht heute schon eine Mobilitätsdrehscheibe, die mittels einer durchgehenden Verbindung aus Richtung Treptow-Köpenick und Lichtenberg in Richtung Gropiusstadt aufgewertet wird. Die neue Strecke wird über die heutige Zufahrt zur Endstelle Johannisthal Haeckelstraße entlang des Sterndamms verlängert. Am Knotenpunkt Segelfliegerdamm/Stubenrauchstraße/Sterndamm biegt die Trassenführung in die Stubenrauchstraße ein und passiert die Brückenanlagen über die BAB 113 sowie den Teltowkanal (Hermann-Gladenbeck- und Massantebrücke). Die Zufahrt zur Gropiusstadt wird durch das Rechtsabbiegen am Knotenpunkt Zwickauer Damm/Neuköllner Straße/Stubenrauchstraße in die Neuköllner Straße erreicht. In der Gropiusstadt wird eine gute Erschließungsqualität durch eine Führung über Fritz-Erler-Allee sichergestellt. Diesem Straßenverlauf folgt die Trassenführung bis zur Kreuzung Johannisthaler Chaussee/Fritz-Erler-Allee und biegt dort in die Johannisthaler Chaussee ein. Am U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee wird eine Wendeanlage entstehen. In der nachfolgenden Abbildung ist der Trassenverlauf für die empfohlene planerisch zu bevorzugende Variante mit den im aktuell gültigen Nahverkehrsplan vorgesehenen Einzugsradien für dicht besiedelte Gebiete dargestellt.

Streckenverlauf Johannisthal – Johannisthaler Chaussee

Weitere Informationen können der hier bereitgestellten Projektbroschüre entnommen werden.

  • Grundlagenermittlung Straßenbahnneubaustrecke Johannisthal – Gropiusstadt

    Projektbroschüre

    PDF-Dokument (3.4 MB)

Wie wird die neue Straßenbahnstrecke konkret aussehen?

Ziel der abgeschlossenen Untersuchung in Bezug auf die Strecke war es, eine Trassenführung zu identifizieren, in der die Straßenbahn realisiert werden kann und die Wirtschaftlichkeit der Straßenbahn auf dieser Trasse nachzuweisen. Deshalb kann im Rahmen der Grundlagenuntersuchung noch keine Aussage bezüglich der Straßenraumaufteilung getroffen werden. Dies erfolgt erst im Rahmen der sich anschließenden Vorplanung. Grundsätzlich gilt, dass der Gleiskörper einer Straßenbahn eine ca. 6 bis 7 m breite Fläche in Anspruch nimmt. Moderne Straßenbahnstrecken bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Integration in den Stadtraum, z.B. mit attraktivem Rasengleis oder weiteren Gestaltungselementen.

Wieviel wird die neue Straßenbahnstrecke kosten?

Die Kostenermittlung für Infrastrukturvorhaben ist bundesweit einheitlich geregelt, da sie die Grundlage für Finanzierungsbeihilfen durch den Bund bildet. Dies geschieht nach der Methode der standardisierten Bewertung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Verkehr. Dabei ist die Verwendung eines einheitlichen Preisstandes auf Basis des Jahres 2016 vorgegeben. Die Kosten wurden für die oben dargestellte planerisch zu bevorzugende Trassenführung ermittelt. Für diese Straßenbahnneubaustrecke betragen die Kosten nach jetzigem Stand etwa 119 Millionen Euro (Preisstand 2022). Mit der standardisierten Bewertung wird des Nutzen-Kosten-Verhältnis für ein Neubauprojekt im Bereich ÖPNV ermittelt. Für dieses Vorhaben beträgt Nutzen-Kosten-Index 1,62.

Stand der Planung

Die Grundlagenuntersuchung wurde Ende 2023 nach vorliegendem Senatsbeschluss abgeschlossen. Die Ausschreibung der weiteren Planungsphasen steht bevor.