Eine Verkehrskultur des Miteinander

Pressemitteilung vom 18.07.2024

Gestaltungsbeirat öffentliche Räume Berlin gibt Empfehlungen

Das vom Land Berlin berufene Expertengremium Gestaltungsbeirat öffentliche Räume Berlin hat in seiner Sitzung am 12. Juli 2024 differenzierte Empfehlungen zum Umgang mit dem Tilla-Durieux-Park, zur Installation von Schnellbegrünungsmaßnahmen an Berliner Plätzen sowie zum Thema „Protektionselemente“ für den Radverkehr ausgesprochen.

Zu den Teilnehmern gehörten unter anderen die Bezirksstadträte von Charlottenburg-Wilmersdorf und von Berlin-Mitte, Oliver Schruoffeneger und Christopher Schriner, sowie Gäste aus der Stadtverwaltung Zürich.

Tilla Durieux Park

Der Beirat betont die besondere Qualität des Tilla-Durieux-Parks, der auch im internationalen Fachdiskurs hohe Anerkennung genießt. Das ihn charakterisierende Landschaftszitat, seine Großzügigkeit sowie Aneignungsoffenheit bei Abwesenheit von Möblierung gehören zu den wesentlichen Eigenarten des Parks. Diese gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln. Um das Projekt an die veränderten Rahmenbedingungen (Klima, Nutzungsdruck) anzupassen, plädiert der Gestaltungsbeirat für ein Werkstattverfahren unter Einbindung der ursprünglichen Entwurfsverfasser.

Temporäre Begrünung von Stadträumen

Zum klimagerechten Stadtumbau hat das Land Berlin umfangreiche Planwerke erarbeitet (u.a. StEP Klima 2.0). Im Sinne eines nachhaltigen und wirtschaftlichen Umgangs mit öffentlichen Mitteln sind temporäre Maßnahmen so zu entwickeln, dass sie die übergeordneten Ziele des Stadtumbaus unterstützen. Temporäre Grün-Maßnahmen sollen dazu stets auf ein dauerhaftes Grün abzielen. Anknüpfungspunkte sind die spezifischen Eigenarten und Anforderungen des jeweiligen Stadtraums. Der Beirat erinnert daran, dass temporäre Maßnahmen sich besonders dazu eignen, künstlerische, ökologische sowie stadtpolitische Botschaften zu vermitteln. Zudem machen sie Wandel und Transformation erlebbar. Sie sind daher fachlich zu erarbeiten und ggf. gemeinsam mit Initiativen vor Ort zu entwickeln. Der Beirat regt an, auf den Ebenen von Bezirken und Senat Kontaktstellen zu benennen, die lokale Initiativen einbeziehen und unterstützen.

Protektionselemente/Verkehrskultur

In Berlin werden seit einiger Zeit Radwege als gleichberechtige Fahrspuren in Bestandstraßen eingefügt. Je nach Kontext werden dazu als Abgrenzung unterschiedliche Protektionselemente eingesetzt. Der Beirat teilt das grundsätzliche Ziel, die Sicherheit des Radverkehrs zu fördern und damit mehr Menschen für den Radverkehr zu gewinnen. Diese Vorteile dürfen aber nicht zu einer dauerhaften Störung des Straßenbildes führen. Der Gestaltungsbeirat greift diese Herausforderungen auf, um an einen Wandel in der Berliner Verkehrskultur und ein qualitätvolles Zielbild für die urbanen Straßenräume Berlins zu appellieren. Konzeptionell empfiehlt der Beirat in der Berliner Innenstadt eine abgestufte Vorgehensweise und die Erprobung von Tempo-30-Bereichen. Dadurch können Konflikte entschärft und die Installation von störenden Protektionselementen vermieden werden. Ergänzend ist die Reduzierung des fließenden und ruhenden Autoverkehrs anzustreben.

Den Einsatz von Protektionselementen billigt der Beirat als Markierung eines Wandlungsprozesses, der Veränderungswillen und Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Radverkehr aufzeigt. Dazu sollen folgende Anforderungen berücksichtigt werden:

  • Protektionselemente sollen provisorisch und wiederverwertbar sein, nicht dauerhaft
  • In einem ein- oder zweijährlichen Monitoring der betroffenen Straßen soll die Notwendigkeit der Protektionselemente überprüft werden
  • Als provisorische Maßnahme darf die Anmutung der Elemente temporär sein

Abschließend drückt der Beirat seinen Wunsch nach einem zeitnahen, zukunftsfähigen Zielbild für die großen Straßenräume Berlins aus. Darin enthalten ist ein dauerhafter Umbau des Straßenraums, der sowohl dem Rad- und Fußverkehr als auch der Klimaanpassung Rechnung trägt. Dies lässt sich über eine Anpassung des Straßenprofils, über das Etablieren von Fahrradstraßen oder Verkehrsmischflächen erreichen.