Ehrung des ersten Naturschutzbeauftragten Berlins anlässlich seines 75. Todestages. Gedenkstein errichtet
Das Lebenswerk des ersten Berliner Kommissars für Naturdenkmalpflege, Prof. Dr. Max Hilzheimer, wird anlässlich seines 75. Todestages am 10. Januar gewürdigt. An den ambitionierten Umweltschützer, der außerordentliche Verdienste für den Naturschutz in Berlin erworben hat, erinnert nun ein Gedenkstein im Naturschutzgebiet Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ. Hilzheimer wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Seine Verdienste wurden von zeitgenössischen Naturschützern nach 1945 negiert, sein Lebenswerk geriet in Vergessenheit.
Senatorin Regine Günther sagt: „Max Hilzheimer war mit seinem Verständnis von und seinem Engagement für den Naturschutz seiner Zeit weit voraus. Umweltbildung war für ihn der Schlüssel für erfolgreichen Naturschutz. Dabei war er überzeugt, dass ein besseres Verständnis der Natur zu einem respektvolleren Umgang mit ihr führen wird. Hilzheimer war Wegbereiter für zahlreiche Naturschutzgebiete in Berlin, die bis heute für die Erholung der Menschen und den Artenschutz gleichermaßen wichtig sind. Max Hilzheimers Werk lebt weiter.“
Max Hilzheimer war ein international bekannter Zoologe. Nach seiner Promotion und Habilitation trat er im April 1914 eine Stelle am Märkischen Museum in Berlin an und wurde 1923 Direktor der naturkundlichen Abteilung. 1927 nahm die ehrenamtliche „Berliner Kommission für Naturdenkmalpflege“ unter seiner Leitung ihre Arbeit auf. Im Vorfeld hatte er dafür Sorge getragen, dass darin nicht nur Behördenvertreter, Naturschützer und Naturwissenschaftler, sondern auch zivilgesellschaftliche Kräfte breit eingebunden wurden. Hilzheimer wurde 1928 zum ersten Kommissar für Naturdenkmalpflege Berlin berufen, dies entspricht heute dem Beauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege.
Hilzheimer wusste, dass er den Naturschutz in der Metropole Berlin anders aufstellen musste als den Naturschutz, den die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen betrieb. Sein Weltbild war geprägt von der kritischen Wissenschaft, der Vernunft und dem Leitbild des aufgeklärten, kritisch-reflektierten Bürgers.
Hilzheimer sorgte dafür, dass zahlreiche Naturschutzgebiete und Naturdenkmäler unter Schutz gestellt wurden und etablierte somit den Naturschutz in der Fläche. Er trug in der Region Berlin-Brandenburg maßgeblich dazu bei, dem Naturschutz Akzeptanz zu verschaffen, indem er diesen der Stadtbevölkerung näherbrachte. Er setzte sich dafür ein, dass die Erholung der Stadtbevölkerung in der Natur möglich blieb bzw. möglich wurde. Max Hilzheimer verstand Naturschutz als Bildungsarbeit. Er war der Auffassung, dass für einen wirksamen Naturschutz nicht nur Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen, sondern dass sich auch das Bewusstsein der Menschen ändern muss, damit sie respektvoll mit der Natur umgehen. Zu seinem Verständnis gehörte es, dass sich Menschen in und außerhalb von Berlin erholen und die freie Natur ebenso wie die Stadtnatur genießen können. Als Reformpädagoge gelang es ihm, den Naturschutz in breite Gesellschaftskreise zu tragen, indem er an der Berliner Volkshochschule und an gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen lehrte und beispielsweise Forstmitarbeiter in Naturschutzthemen ausbildete.
1924 wurden die ersten beiden Berliner Naturschutzgebiete Lichterfelder Schlosspark und die Pfaueninsel ausgewiesen. In den folgenden Jahren gelang es Hilzheimer, die Grundlagen für die Ausweisung zahlreicher Schutzgebiete und Naturdenkmale zu legen. Zu nennen sind Großer Stein bei Buchholz, Fauler See in Weißensee, Großer Rohrpfuhl, Kleiner Rohrpfuhl, Köpenicker Dammforst, Vogelfreistätte Insel Imchen bei Kladow, Vogelschutzgebiet Rudow sowie die Sicherstellung von Teilen des Spandauer Forsts und des Kalktuffgeländes. Letzteres wurde nach seinen Vorschlägen unter dem Namen „Naturschutzgebiet bei Schildow“ am 26. Februar 1929 gesichert.
Die ‚Machtergreifung‘ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 stellte für Hilzheimer einen harten Einschnitt dar. Ab dem 7. April 1933 galt er – ungeachtet seiner christlichen Taufe – als ‚Nichtarier‘. Das nationalsozialistische Deutschland untersagte ihm seine Lehrtätigkeit an der Universität. Anfang des Jahres 1936 verlor er sowohl seine Anstellung im Märkischen Museum und auch sein Ehrenamt als Naturschutzkommissar. Darüber hinaus ließen ihn Naturschutz- und Wissenschaftskreise einfach fallen. Ab 1937 drangsalierte ihn das NS-Regime mit Wohnungskontrollen und Sanktionen, noch im gleichen Jahr erlitt er einen ersten Schlaganfall. Seine katholische Frau verhinderte mit großem Mut die Einlieferung in ein Konzentrationslager. Das Ende des Kriegs sollte er dennoch nur wenige Monate überleben. Am 5. Januar 1946 folgte ein weiterer Schlaganfall. Max Hilzheimer verstarb am 10. Januar 1946.
Die zeitgenössischen Naturschützer haben nach 1945 aktiv dazu beigetragen, dass er und sein Wirken in Vergessenheit geriet. Um an das Lebenswerk des weitsichtigen und erfolgreichen Umweltschützers zu erinnern, wurde am 23. November 2020 auf Initiative der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz im Naturschutzgebiet Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ im Naturpark Barnim ein Gedenkstein für Hilzheimer errichtet. Er hat maßgeblich dafür gesorgt, dass dieses Gebiet unter Naturschutz gestellt wurde.
Eine geplante Kranzniederlegung an dem zu seinen Ehren errichteten Gedenkstein, muss in diesem Jahr pandemiebedingt leider ausfallen.
Der Gedenkstein für Max Hilzheimer wurde von der Steinmetzin Anne Schulz in Biesenthal geschaffen. Es handelt sich um einen 2,5 t schweren Migmatit, welcher mit den Eismassen in der letzten Eiszeit aus dem Süden Skandinaviens in die Region verbracht wurde. Auf dem Findling befindet sich ein Quellcode, der mit der Webseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz verlinkt ist. Dort finden sich weitere Informationen zu Max Hilzheimer.