Dramatische Entwicklung: Neun von zehn Waldbäumen in Berlin zeigen Schäden
Bild: Berliner Forsten
Pressemitteilung vom 27.11.2019
Waldzustandsbericht 2019 belegt erstmals massive Folgen des Klimawandels
Die extreme Trockenheit und die Hitze der Jahre 2018 und 2019 haben Berlins Stadtwäldern massive Schäden zugefügt. Dies zeigt der aktuelle Waldzustandsbericht 2019, der einen der schlechtesten Gesundheitszustände Berliner Waldbäume seit Beginn der Erhebungen Anfang der 90er-Jahre ausweist.
In Zahlen:- Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Probebäume der Waldzustandserhebung im Land Berlin zeigen im Jahr 2019 deutliche Schäden. Im Vorjahr waren es lediglich 15 Prozent. Die Waldfläche mit diesen Schadstufen hat sich damit binnen eines Jahres mehr als verdoppelt.
- Lediglich 8 Prozent der Waldfläche weisen 2019 keine sichtbaren Schäden auf. Nur knapp jeder zehnte Waldbaum in Berlin ist demnach gesund. Im Vorjahr war es noch mehr als jeder Vierte (27 Prozent).
- Unter den Kiefern, mit 60 Prozent Anteil der häufigste Waldbaum in Berlin, sind nur noch 7 Prozent ohne Schäden (Vorjahr: 24 Prozent). Dagegen sind 23 Prozent aktuell deutlich geschädigt (Vorjahr: 6 Prozent).
- Auch der Zustand der Eichen (rund 21 Prozent Anteil) hat sich deutlich verschlechtert: Nur noch 5 Prozent sind ohne Schäden (Vorjahr: 22 Prozent), während besorgniserregende 59 Prozent deutliche Schäden zeigen (Vorjahr 39 Prozent).
Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Diese Bestandsaufnahme ist alarmierend. Die Folgen der Erderhitzung zeigen sich in diesem Jahr gerade in Berlins Wäldern dramatisch. Wir müssen daher unsere Anstrengungen deutlich erhöhen, um den Berliner Wald dauerhaft erhalten zu können und seinen enormen Wert für die Menschen und das Stadtklima zu bewahren – als Ort für Erholung, Gesundheitsförderung und für die Artenvielfalt, aber auch als Frischluftversorger, Klimakühler und CO2-Speicher.“
Das wichtigste Programm zur Stabilisierung der Waldökosysteme und des Landschaftswasserhaushaltes ist die Entwicklung vielfältiger, naturnaher und laubholzreicher Mischwälder im Rahmen einer ökologischen Waldbewirtschaftung. Im Rahmen dieser Bewirtschaftung der Berliner Wälder – nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) und des Naturlandverbandes – werden allein in diesem Herbst wieder 335.000 neue Laubbäume in den Berliner Wäldern gepflanzt. Es gilt dabei, Wälder zu entwickeln, die möglichst widerstandsfähig gegen die Klimaveränderungen sind, indem alters- und baumartengemischte Waldbestände die Belastungen besser auffangen und tolerieren.
Zusätzlich sind waldschonende Arbeitsverfahren und ein konsequenter Schutz des Waldbodens von Bedeutung, insbesondere mit Blick auf die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes. Auch hier geht Berlin bereits seit etlichen Jahren nach den Kriterien der FSC- und Naturlandzertifizierung vor: mit moderner, angepasster Technik, schonenden Verfahren und dem unterstützenden Einsatz von Kaltblutpferden bei der Waldpflege. Sechs dieser spezialisierten Arbeitstiere stehen im Dienst der Berliner Forsten.
Um auch Waldbrandrisiken künftig besser begegnen zu können, wird zudem die Erschließung der Wälder für Löschfahrzeuge und der Ausbau erforderlicher Infrastruktur (inklusive Löschwasserbrunnen) überprüft und bei Bedarf verbessert.
Regine Günther: „Die Koalitionsfraktionen im Abgeordnetenhaus haben jetzt noch einmal deutlich mehr Gelder und Personalstellen zur Waldpflege und zur Begrenzung der Klimawandelfolgen im Wald zur Verfügung gestellt. Das ist ein bislang beispielloser Mittelzuwachs in diesem Bereich und ein sehr wichtiges Signal. Die Herausforderungen bei der Bewahrung der Berliner Stadtwälder sind nur zu bewältigen, wenn wir diese Aufgabe entschlossen angehen.“
In Berlin wird die Waldzustandsentwicklung seit 1991 in einem einheitlichen Stichproben-Netz beobachtet. Seit 2001 wird der Kronenzustand an 41 Standorten mittels Prüfung von knapp 1000 Waldbäumen festgestellt. Diese Erhebung erfolgt jeweils im Sommer. Die Berliner Ergebnisse fließen in den Waldzustandsbericht des Bundes ein.
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