In diesem Zeitraum wurden viele der in den Jahren zuvor begonnen Projekte zum Bau neuer großer Parkanlagen bzw. zur Neugestaltung von Parkanlagen vollendet. Dazu zählt an erster Stelle das Tempelhofer Feld. Diese größte zentrale Freifläche Berlins mit hoher gesamtstädtischer Bedeutung wurde nach der Schließung des Flughafens im Jahr 2008 im Mai 2010 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem ist die große weite Fläche des ehemaligen Flugfeldes ein beliebter Anziehungspunkt für Berlinerinnen und Berliner sowie für Touristen für die vielfältigsten Aktivitäten. Aber auch für zahlreiche – teils sehr seltene und geschützte – Tier- und Pflanzenarten ist das Tempelhofer Feld eine wichtige innerstädtische Fläche, so z.B. für die Feldlerche. Die Aufgaben der Projektentwicklung, des Projektmanagements und des Grundstücksmanagements für die gesamte Freifläche
werden von der landeseigenen Grün Berlin GmbH wahrgenommen.
Mit dem Park am Gleisdreieck wurde mit der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts – dem Westpark – im Mai 2013 eine weitere große neue innerstädtische Parkanlage fertiggestellt. Auf dem Areal des ehemaligen Potsdamer und Anhalter Güterbahnhofs wurde ein Park mit weitläufigen Wiesenlandschaften in Kombination mit der natürlich gewachsenen Vegetation sowie Relikten historischer Bahnanlagen entwickelt, der neben zahlreichen Angeboten für eine aktive Nutzung auch Räume für Ruhe, Entspannung und Naturgenuss bietet. Der Park am Gleisdreieck ist ein wichtiger Bestandteil einer übergeordneten Grünverbindung vom Großen Tiergarten, über den Henriette-Hertz-Park und den Tilla-Durieux-Park im Norden und dem im Süden angrenzenden Flaschenhalspark bis hin zum Schöneberger Südgelände.
Auch bei diesen beiden zuvor genannten neuen Parkanlagen haben sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aktiv im Planungsprozess beteiligt und ihre Meinungen, Kritiken, Ideen und Vorschläge eingebracht. Dies ist generell eine Entwicklung der letzten Jahre: die Ein- und Anwohner*innen Berlins wollen sich verstärkt in die Gestaltung der ihnen wichtigen grünen Räume dieser Stadt einbringen. Parallel dazu haben sich auch die Nutzungsgewohnheiten für die öffentlichen Grünflächen Berlins in den letzten 10 Jahren enorm geändert. Die Menschen verbringen zunehmend einen großen Teil ihrer Freizeit in öffentlichen Räumen der Stadt, vor allen auch in Grünflächen. Der entspannte Aufenthalt in Grünanlagen mit Freunden oder der Familie, das Ausüben vielfältigster sportlicher Aktivitäten, die (teils aktive) Mittagspause im Park oder auch die Bewegung mit den Rad in der Stadt (auf dafür ausgewiesenen(!) Wegen in Grünanlagen), alles dies sind Beispiele für eine neue
Lebensqualität und ein neues Lebensgefühl in der Stadt. Auch Stichworte wie Urban Gardening und Interkulturelle Gärten sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Diese neuen und verstärkten Nutzungen der öffentlichen Grünflächen stellen Berlin als Eigentümer des öffentlichen Grüns aber auch vor neue Herausforderungen hinsichtlich Gestaltung und Pflege des kommunalen Stadtgrüns.
Aber nicht nur die Entwicklung neuer Grünanlagen und Parks in Berlin ist kennzeichnend für die jüngste Geschichte des Berliner Stadtgrüns, sondern auch die nachhaltige Pflege und Entwicklung des Berliner Baumbestands. Bäume spielen als ein wichtiger Teil des Stadtgrüns in den Zeiten des Klimawandels eine große Rolle für unser aller Gesundheit und Wohlergehen. So beteiligt sich Berlin an dem bundesweiten Straßenbaumtest der GALK (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz) mit dem Ziel, die Straßenbaumliste um weitere geeignete Straßenbaumarten zu erweitern und um damit über die schrittweise Entwicklung des Baumbestandes mit anderen Baumarten auch den künftigen Herausforderungen besser gewachsenen zu sein. Ein weiteres wichtiges Projekt zur Erhaltung und zum Ausbau des Berliner Straßenbaumbestandes ist die seit 2012 laufende Kampagne “Stadtbäume für Berlin” – die sog. Stadtbaumkampagne. Mit weit über 400.000 Straßenbäumen verfügt Berlin über den größten Bestand an Straßenbäumen in Deutschland.
Ein wichtiges Projekt der vergangenen 10 Jahre war auch die Einführung eines neuen Grünflächeninformationssystems. Die für die Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Grünflächen und der Straßen- und Anlagenbäume zuständigen bezirklichen Straßen- und Grünflächenämter sowie die für das Berliner Stadtgrün zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz haben damit in enger gemeinsamer Abstimmung die digitale Infrastruktur für eine effektive Bestandsverwaltung und die elektronische Unterstützung zahlreiche Prozesse der Grünflächenverwaltung entschieden weiterentwickelt.
Mit Sicherheit das wichtigste Projekt des Berliner Stadtgrüns in der zweiten Dekade war jedoch die Ausrichtung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Jahr 2017 – der IGA Berlin 2017. Nachdem die IGA zunächst auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof ausgerichtet werden sollte, beschloss der Berliner Senat im Dezember 2012, die Verlagerung der IGA Berlin 2017 vom Tempelhofer Feld nach Marzahn-Hellersdorf. Die erste Internationale Gartenausstellung Berlins wurde dann mit dem Herzstück “Gärten der Welt” am 13. April 2017 eröffnet und sie schloss am 15. Oktober 2017 wieder ihre Tore. Insgesamt besuchten rund 1,6 Millionen Gäste aus Nah und Fern das größte Gartenfestival Deutschlands im Jahr 2017 – darunter rund 250.000 Kinder und Jugendliche. Im Zusammenhang mit der IGA wurden die Gärten der Welt um rund 13 ha auf nunmehr 43 ha erweitert.
Ebenfalls im Zuge der IGA erfolgte eine Weiterentwicklung der an die Gärten der Welt angrenzenden Areale mit dem Kienberg und dem Wuhletal. Der zum naturnahen Park ausgebaute Kienbergpark, das Wuhletal mit dem Arche-Beweidungs-Projekt für gefährdete alte Haustierrassen, das Umweltbildungszentrum und der Jelena-Šantić-Friedenspark mit dem Märkischen Garten bilden nun eine große, aus naturnahen und intensiv gestalteten Bereichen bestehende Einheit. Genannt werden muss in diesem Zusammenhang auch der seit Beginn der 2000er Jahre weiter andauernde naturnahe Ausbau des Wuhletals mit seinem langgezogenen Wuhlewanderweg (Wuhletalweg) von Ahrensfelde im Norden bis zur Spreemündung in Köpenick im Süden.
Zwei weitere wichtige Projekte der 2010er Jahre sind die Entwicklung des Botanischen Volksparks in Blankenfelde und des Spreeparks (manchem vielleicht besser bekannt unter der Bezeichnung “Kulturpark Plänterwald”). Der von der Grün Berlin GmbH bewirtschaftete Botanische Volkspark Blankenfelde im Norden Berlins war einst der größte Schulgarten Berlins. Das Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene rund 34 ha große Gelände war in seiner strengen geometrischen Struktur zunehmend in großen Teilen von der Natur überwachsen. Seit 2011 wurden die alten Strukturen und Wegeführungen des Parks schrittweise wiederhergestellt. Der Volkspark bildet ein Tor zur offenen Landschaft des Naturparks Barnim und wird im Zuge der geplanten neuen Wohnquartiere im Norden Berlins eine wichtige Funktion als naheliegender Volkspark erfüllen. War der Spreepark zu DDR-Zeiten ein beliebter Vergnügungspark (übrigens der einzige in der damaligen DDR), so verfiel das Gelände nach der
Insolvenz des letzten Betreibers und der Schließung im Jahr 2002 zusehends und wurde Stück für Stück von der Natur zurückerobert. Seit 2016 entwickelte die landeseigene Grün Berlin GmbH zusammen mit der interessierten Öffentlichkeit für diesen “lost place” ein Nutzungs- und Betriebskonzept. Der neue Spreepark soll im Sinne eines Dreiklangs aus Kunst, Kultur und Natur entwickelt werden. Die im Ergebnis des Beteiligungsprozesses entstandene Rahmenplanung wurde Mitte 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Letzlich ist für den mit dieser Seite betrachteten Zeitraum 2010 bis 2019 noch die im Jahr 2018 begonnene Erarbeitung einer Charta für das Berliner Stadtgrün zu nennen. Zu Beginn der 2000er Jahre standen in Berlin aufgrund der schwierigen Haushaltslage des Landes über mehrere Jahre hinweg nicht die für eine fachgerechte und nachhaltige Pflege und Unterhaltung des Stadtgrüns benötigten finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung. Daher gilt es numehr, dieser Entwicklung der letzten Jahre entgegenzusteuern und vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahren stark wachsenden Stadt und der sich aus dem Klimawandel ergebenden Herausforderungen im Sinne einer umweltgerechten, nachhaltigen und lebenswerten Stadtentwicklung auch für die Zukunft die Erhaltung und Entwicklung der grünen Räume sicherzustellen. Ziel der “Charta Berliner Stadtgrün” ist die Bildung eines breiten gesellschaftlichen
Konsenses zur Förderung, Entwicklung und Sicherung des urbanen Grüns.