Gesamtberliner Grünentwicklung ab 1990

Von 1990 bis 1999

Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 konnten beide Stadthälften Berlins wieder zusammengeführt und zum 01.01.1991 konnte eine gemeinsame Verwaltung für die Stadt geschaffen werden. Erhard Mahler leitete bis 1999 die Abteilung Landschaftsentwicklung und Freiraumplanung. Schon kurz nach der Wiedervereinigung wurde beschlossen, das Landschafts- und Artenschutzprogramm für das gesamte Stadtgebiet aufzustellen. Nach Senatsbeschluss und Zustimmung des Abgeordnetenhauses wurde es am 13. Juni 1994 wirksam. Nach über 50 Jahren gab es nun wieder eine freiraumpolitische Leitplanung für die Gesamtstadt. Das Landschaftsprogramm umfasst die Teilpläne “Naturhaushalt/Umweltschutz”, “Biotop- und Artenschutz”, “Landschaftsbild” sowie “Erholung und Freiraumnutzung”.

Das Landschaftsprogramm stellt um die dichtbebaute Innenstadt einen “Inneren Parkring” dar (siehe Abbildung rechts), der im wesentlichen aus schon vorhandenen Volksparks, Kleingärten und Friedhöfen besteht. Diese Anlagen wurden bzw. werden durch neue Parkanlagen ergänzt wie den Mauerpark (Nr. 1 in der nebenstehenden Abbildung), den Stadtpark Eldenaer Straße (Nr. 2), das Schöneberger Südgelände (Nr. 5), das Gleisdreieck (Nr. 6) und den Park am Nordbahnhof (Nr. 7). Am Rande der bebauten Stadt sieht das Landschaftsprogramm einen zweiten Parkring vor. Auch hier wurden vorhandene Parks durch neue Anlagen ergänzt wie den Landschaftspark Rudow-Altglienicke (Nr. 13), den Volkspark Johannisthal (Nr. 14) sowie das neue Naherholungsgebiet (Naturpark Barnim) auf der Hochfläche des Barnim (Nr. 17) im Norden und Nordosten Berlins mit über 3.200 ha. Durch Grünverbindungen entlang der Flüsse, Kanäle und entlang von Bahnlinien werden die Parks und Grünanlagen miteinander vernetzt und die Innenstadt mit dem Umland verbunden.

Ab 1990 wurde das Gelände der Berliner Gartenschau in Marzahn zu einem Erholungspark umgebaut. Ab 1997 konnte hier der mit 2,7 ha größte chinesische Garten in Europa eingerichtet und im Oktober 2000 der Bevölkerung übergeben werden. Seitdem wurden weitere spezielle Gärten in den Park integiert, der heute besser unter seinem neuen Namen bekannt ist: “Gärten der Welt”. Im Ergebnis dieses Projektes sollen typische Gärten aus aller Welt vorgestellt werden, die unsere heutige Gartenwelt nachhaltig geprägt haben. Mit dem Christlichen Garten wurde am 29. April 2011 der bislang jüngste dieser Gärten der Öffentlichkeit übergeben.

Die Weiterentwicklung der Berliner Innenstadt soll künftig wieder durch die Traditionen der “europäischen Stadt” bestimmt sein. Das Konzept “Planwerk Innenstadt” versucht, die Identitäten des historischen Zentrums in Berlin (Ost) und der City-West baulich, gestalterisch und räumlich weiterzuentwickeln. Die Innenstadt soll verdichtet werden, 40% Baufläche soll dem Wohnen, 60% der Büronutzung zugeordnet werden. Das Freiraumkonzept unterscheidet eindeutig zwischen öffentlichen und privaten Freiräumen. Öffentliche Freiräume (Stadtplätze, Stadtgärten, Pocketparks, Stadtparks, Straßenräume mit Baumreihen und Vorgärten) sollen einen hohen Gebrauchswert aufweisen. Grundeinheit des privaten Freiraums ist der “Berliner Hof” in unterschiedlichsten Ausgestaltungen. Den Kategorien öffentlicher bzw. privater Freiraum sollen die in der Nachkriegszeit entstandenen Freiräume (offenes Siedlungsgrün, umfangreiches Verkehrsbegleitgrün, spontan begrünte Bereiche) zugeordnet werden.

Mit dem Neubau des Regierungsviertels entstanden bedeutende Freiraumprojekte, insbesondere der Platz der Republik, der Spreebogenpark, die Nord- und Südallee, der Ebertplatz sowie der Spreeuferpark auf dem Moabiter Werder. Die Schneise durch den Großen Tiergarten, die mit der Entlastungsstraße 1961 geschlagen wurde, konnte nach 40 Jahren wieder geschlossen werden. Daran schließen sich südlich der “Kemperplatz” und der Park auf dem ehemaligen Potsdamer Personenbahnhof, das “Prachtgleis” sowie der neue Leipziger Platz an.

Am 1. Februar 1999 wurde die Abteilung Landschaftsentwicklung und Freiraumplanung mit der Abteilung Landesplanung und Stadtentwicklung zur Abteilung Stadt- und Freiraumplanung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zusammengelegt. Ihre Aufgaben werden in zwei Referaten, im Referat “Landschaftsplanung, Naturschutz und Forstwesen” sowie im Referat “Freiraumplanung und Stadtgrün” weiter wahrgenommen.

Von 2000 bis 2009

Mit der Erstellung des Stadtentwicklungskonzeptes (StEK) 2020 im Jahre 2000 erfolgte ein Paradigmenwechsel hin zu einer neuen Prioritätensetzung in der Stadt- und Freiraumplanung. Kennzeichnend sind neben der zunehmenden Bedeutung des Klimawandels der Rückgang der Bautätigkeit im Vergleich zu den 1990er Jahren sowie die stetige Reduzierung der für die Entwicklung und Pflege der öffentlichen Grünanlagen in Berlin zur Verfügung stehenden Mittel. Die Schwerpunkte künftiger Überlegungen und Strategien liegen daher vermehrt in der Substanzerhaltung und Bestandspflege sowie der Vernetzung der Grünanlagen und weniger im Bau neuer Parks.

Zu Beginn der 2000er Jahre entstanden auf Grundlage des Landschaftsprogramms und der Gesamtstädtischen Ausgleichskonzeption neue Parks und Grünanlagen überwiegend als Kompensation für bauliche Eingriffe in Natur und Landschaft. Dazu zählen unter anderem die neuen innerstädtischen Grünanlagen im Regierungsviertel, der Mauerpark, der Park auf dem Gelände des Nordbahnhofs und der Landschaftspark Rudow-Altglienicke. Mit dem Park auf dem ehemaligen Nordbahnhof, welcher nach der Teilung Berlins unzugänglich war und folglich seine Bedeutung verlor, wurde eine als Ausgleichsmaßnahme konzipierte Parkanlage mit denkmalgeschützten Mauerresten und Gleisanlagen neu gebaut. Der etwa 64 ha große Landschaftspark Rudow-Altglienicke entstand als Kompensationsmaßnahme für die Verlängerung der Autobahn nach Schönefeld und verknüpft heute die ehemals durch die Mauer getrennten Stadtteile Rudow und Treptow. Der Autobahnabschnitt wurde in eine abgesenkte Troglage gebaut, und es entstand eine vom Straßenverkehr abgeschirmte Wiesen- und Parklandschaft.

Als Ausgleichsfläche für die Baumaßnahmen auf dem Potsdamer Platz wurde seit 2008 auf dem ehemaligen Potsdamer und Anhalter Güterbahnhof der Park auf dem Gleisdreieck entwickelt. Trotz der zeitweiligen Nutzung von Teilen des Geländes als baulogistische Flächen für die Bebauung des Potsdamer Platzes sind Reste der ehemaligen Bahnnutzung sowie der ruderalen Vegetation erhalten und wurden in die Gestaltung integriert. Der Park auf dem Gleisdreieck wurde unter intensiver Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern als Teil der übergeordneten Nord- Süd- Grünverbindung realisiert. Der Tilla- Derieux- Park stellt das Verbindungsglied zwischen dem Park auf dem Gleisdreieck und dem Tiergarten dar. Der modern gestaltete Park mit einer 450 m langen und teilweise bis zu vier Meter hohen Rasenskulptur wurde 2003 eröffnet.

Auf Grundlage der Ausgleichskonzeption wurden zusätzlich auch etliche ufernahe Grünzüge verwirklicht bzw. vervollständigt. Dazu zählt unter anderem der Pankegrünzug als Kompensationsmaßnahme für den Bau des Bundesnachrichtendienstes auf dem benachbarten Grundstück. Der Panke, als Bestandteil der Nord-Süd-Grünachse Berlins, kommt eine wichtige Aufgabe in der Vernetzung und Entwicklung flussbegleitender Freiräume zu. Teile des Pankegrünzuges im nördlichen Bereich, welche im Jahre 2005 fertig gestellt wurden, ermöglichen den fast vollständigen Zugang zum Wasser und stellen ein wichtiges Freiraumpotential dar. Die Realisierung des Grünzugs Südpanke erfolgte nach der Ausschreibung eines landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerbes 2007. Auch die Renaturierung der Wuhle von 2006 bis 2008 stellt einen wichtigen Baustein zur Erschließung der Uferbereiche dar und trägt gleichzeitig zur Sicherung der Artenvielfalt und zur Stärkung des Biotopverbundes bei.

Nach der Fertigstellung des Mauerparks wird dieser nun auf 10 ha in westliche Richtung erweitert. Dazu begann in der ersten Dekade der 2000er Jahre in intensiver Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes zur weiteren Gestaltung der Erweiterungsfläche.

Die Vernetzung der Berliner Parkanlagen und Naherholungsgebiete stellt weiterhin einen wichtigen Handlungsschwerpunkt dar. Unter dem Slogan “20 grüne Hauptwege®” werden Strategien zur Vernetzung der grünen Wege entwickelt. Das Wegenetz von rund 600 km Länge führt sowohl durch Berliner Parkanlagen als auch durch verschiedene Nutzungs- und Lebensräume der Stadt. Der etwa 160 km lange Berliner Mauerweg führt entlang des Verlaufs der ehemaligen Berliner Mauer.

Daneben gewinnen als Folge sinkender Bautätigkeiten und damit wachsender Anzahl von Brachflächen auch temporäre grüne Zwischennutzungen immer mehr an Bedeutung. Bürgerinnen und Bürger entwickeln neue Nutzungskonzepte und engagieren sich ehrenamtlich für das Grün in der Stadt. Interkulturelle Gärten, der erste entstand 2003 in Köpenick, leisten darüber hinaus einen Beitrag zur Integration.

Aufgrund der Aufgabe von Bahnanlagen im Bereich der Heidestraße oder der Schließung der innerstädtischen Flughafengelände Tempelhof und Tegel entstehen in der Berliner Innenstadt einzigartige Freiflächen mit einem wichtigen Beitrag zur Freiraumversorgung der Berliner Bevölkerung. Das Tempelhofer Feld stellt noch vor dem Tiergarten die größte zentrale Freifläche mit gesamtstädtischer Bedeutung dar. 2008 wurde der Flugbetrieb auf dem Flughafen Tempelhof eingestellt und damit die städtebauliche Entwicklung des Feldes ermöglicht. Unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürgern sowie zahlreicher weiterer Akteure erfolgt die Entwicklung der Tempelhofer Parklandschaft.

Der Anfang der 1990er Jahre begonnene Neubau des Parlaments- und Regierungsviertels wurde 2007 abgeschlossen. Wichtige Freiraumprojekte an der Spree wie der Spreebogenpark und der Park auf dem Moabiter Werder wurden damit realisiert.

In den letzen Jahrzehnten gewannen die Uferbereiche der Spree, des Landwehrkanals und des Teltowkanals als innerstädtische Erholungsräume an Bedeutung. Neben dem Regierungsviertel entstehen auch in Friedrichshain-Kreuzberg zunehmend Parks, Grünzüge und grüne Fenster im östlichen Spreeraum. So wurde der Uferbereich der Spree fast durchgängig von Spandau bis Köpenick für Fußgänger und Radfahrer erschlossen. Ein wichtiges Beispiel der Erschließung der Uderbereiche ist die Entwicklung von Uferwegen auf der Halbinsel Alt-Stralau und an der Rummelsburger Bucht. An den innerstädtischen Promenaden befinden sich Strandbars und zahlreiche sehenswerte Orte, die zum verweilen und entdecken einladen. In diesem Rahmen wurde auf dem ehemaligen Mauerstreifen zwischen Mühlenstraße und Spree bis 2009 auch ein neuer 3,7 Hektar großer Park an der East-Side-Gallery entwickelt.

Von 2010 bis 2019

In diesem Zeitraum wurden viele der in den Jahren zuvor begonnen Projekte zum Bau neuer großer Parkanlagen bzw. zur Neugestaltung von Parkanlagen vollendet. Dazu zählt an erster Stelle das Tempelhofer Feld. Diese größte zentrale Freifläche Berlins mit hoher gesamtstädtischer Bedeutung wurde nach der Schließung des Flughafens im Jahr 2008 im Mai 2010 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem ist die große weite Fläche des ehemaligen Flugfeldes ein beliebter Anziehungspunkt für Berlinerinnen und Berliner sowie für Touristen für die vielfältigsten Aktivitäten. Aber auch für zahlreiche – teils sehr seltene und geschützte – Tier- und Pflanzenarten ist das Tempelhofer Feld eine wichtige innerstädtische Fläche, so z.B. für die Feldlerche. Die Aufgaben der Projektentwicklung, des Projektmanagements und des Grundstücksmanagements für die gesamte Freifläche werden von der landeseigenen Grün Berlin GmbH wahrgenommen.

Mit dem Park am Gleisdreieck wurde mit der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts – dem Westpark – im Mai 2013 eine weitere große neue innerstädtische Parkanlage fertiggestellt. Auf dem Areal des ehemaligen Potsdamer und Anhalter Güterbahnhofs wurde ein Park mit weitläufigen Wiesenlandschaften in Kombination mit der natürlich gewachsenen Vegetation sowie Relikten historischer Bahnanlagen entwickelt, der neben zahlreichen Angeboten für eine aktive Nutzung auch Räume für Ruhe, Entspannung und Naturgenuss bietet. Der Park am Gleisdreieck ist ein wichtiger Bestandteil einer übergeordneten Grünverbindung vom Großen Tiergarten, über den Henriette-Hertz-Park und den Tilla-Durieux-Park im Norden und dem im Süden angrenzenden Flaschenhalspark bis hin zum Schöneberger Südgelände.

Auch bei diesen beiden zuvor genannten neuen Parkanlagen haben sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aktiv im Planungsprozess beteiligt und ihre Meinungen, Kritiken, Ideen und Vorschläge eingebracht. Dies ist generell eine Entwicklung der letzten Jahre: die Ein- und Anwohner*innen Berlins wollen sich verstärkt in die Gestaltung der ihnen wichtigen grünen Räume dieser Stadt einbringen. Parallel dazu haben sich auch die Nutzungsgewohnheiten für die öffentlichen Grünflächen Berlins in den letzten 10 Jahren enorm geändert. Die Menschen verbringen zunehmend einen großen Teil ihrer Freizeit in öffentlichen Räumen der Stadt, vor allen auch in Grünflächen. Der entspannte Aufenthalt in Grünanlagen mit Freunden oder der Familie, das Ausüben vielfältigster sportlicher Aktivitäten, die (teils aktive) Mittagspause im Park oder auch die Bewegung mit den Rad in der Stadt (auf dafür ausgewiesenen(!) Wegen in Grünanlagen), alles dies sind Beispiele für eine neue Lebensqualität und ein neues Lebensgefühl in der Stadt. Auch Stichworte wie Urban Gardening und Interkulturelle Gärten sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Diese neuen und verstärkten Nutzungen der öffentlichen Grünflächen stellen Berlin als Eigentümer des öffentlichen Grüns aber auch vor neue Herausforderungen hinsichtlich Gestaltung und Pflege des kommunalen Stadtgrüns.

Aber nicht nur die Entwicklung neuer Grünanlagen und Parks in Berlin ist kennzeichnend für die jüngste Geschichte des Berliner Stadtgrüns, sondern auch die nachhaltige Pflege und Entwicklung des Berliner Baumbestands. Bäume spielen als ein wichtiger Teil des Stadtgrüns in den Zeiten des Klimawandels eine große Rolle für unser aller Gesundheit und Wohlergehen. So beteiligt sich Berlin an dem bundesweiten Straßenbaumtest der GALK (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz) mit dem Ziel, die Straßenbaumliste um weitere geeignete Straßenbaumarten zu erweitern und um damit über die schrittweise Entwicklung des Baumbestandes mit anderen Baumarten auch den künftigen Herausforderungen besser gewachsenen zu sein. Ein weiteres wichtiges Projekt zur Erhaltung und zum Ausbau des Berliner Straßenbaumbestandes ist die seit 2012 laufende Kampagne “Stadtbäume für Berlin” – die sog. Stadtbaumkampagne. Mit weit über 400.000 Straßenbäumen verfügt Berlin über den größten Bestand an Straßenbäumen in Deutschland.

Ein wichtiges Projekt der vergangenen 10 Jahre war auch die Einführung eines neuen Grünflächeninformationssystems. Die für die Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Grünflächen und der Straßen- und Anlagenbäume zuständigen bezirklichen Straßen- und Grünflächenämter sowie die für das Berliner Stadtgrün zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz haben damit in enger gemeinsamer Abstimmung die digitale Infrastruktur für eine effektive Bestandsverwaltung und die elektronische Unterstützung zahlreiche Prozesse der Grünflächenverwaltung entschieden weiterentwickelt.

Mit Sicherheit das wichtigste Projekt des Berliner Stadtgrüns in der zweiten Dekade war jedoch die Ausrichtung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Jahr 2017 – der IGA Berlin 2017. Nachdem die IGA zunächst auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof ausgerichtet werden sollte, beschloss der Berliner Senat im Dezember 2012, die Verlagerung der IGA Berlin 2017 vom Tempelhofer Feld nach Marzahn-Hellersdorf. Die erste Internationale Gartenausstellung Berlins wurde dann mit dem Herzstück “Gärten der Welt” am 13. April 2017 eröffnet und sie schloss am 15. Oktober 2017 wieder ihre Tore. Insgesamt besuchten rund 1,6 Millionen Gäste aus Nah und Fern das größte Gartenfestival Deutschlands im Jahr 2017 – darunter rund 250.000 Kinder und Jugendliche. Im Zusammenhang mit der IGA wurden die Gärten der Welt um rund 13 ha auf nunmehr 43 ha erweitert. Ebenfalls im Zuge der IGA erfolgte eine Weiterentwicklung der an die Gärten der Welt angrenzenden Areale mit dem Kienberg und dem Wuhletal. Der zum naturnahen Park ausgebaute Kienbergpark, das Wuhletal mit dem Arche-Beweidungs-Projekt für gefährdete alte Haustierrassen, das Umweltbildungszentrum und der Jelena-Šantić-Friedenspark mit dem Märkischen Garten bilden nun eine große, aus naturnahen und intensiv gestalteten Bereichen bestehende Einheit. Genannt werden muss in diesem Zusammenhang auch der seit Beginn der 2000er Jahre weiter andauernde naturnahe Ausbau des Wuhletals mit seinem langgezogenen Wuhlewanderweg (Wuhletalweg) von Ahrensfelde im Norden bis zur Spreemündung in Köpenick im Süden.

Zwei weitere wichtige Projekte der 2010er Jahre sind die Entwicklung des Botanischen Volksparks in Blankenfelde und des Spreeparks (manchem vielleicht besser bekannt unter der Bezeichnung “Kulturpark Plänterwald”). Der von der Grün Berlin GmbH bewirtschaftete Botanische Volkspark Blankenfelde im Norden Berlins war einst der größte Schulgarten Berlins. Das Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene rund 34 ha große Gelände war in seiner strengen geometrischen Struktur zunehmend in großen Teilen von der Natur überwachsen. Seit 2011 wurden die alten Strukturen und Wegeführungen des Parks schrittweise wiederhergestellt. Der Volkspark bildet ein Tor zur offenen Landschaft des Naturparks Barnim und wird im Zuge der geplanten neuen Wohnquartiere im Norden Berlins eine wichtige Funktion als naheliegender Volkspark erfüllen. War der Spreepark zu DDR-Zeiten ein beliebter Vergnügungspark (übrigens der einzige in der damaligen DDR), so verfiel das Gelände nach der Insolvenz des letzten Betreibers und der Schließung im Jahr 2002 zusehends und wurde Stück für Stück von der Natur zurückerobert. Seit 2016 entwickelte die landeseigene Grün Berlin GmbH zusammen mit der interessierten Öffentlichkeit für diesen “lost place” ein Nutzungs- und Betriebskonzept. Der neue Spreepark soll im Sinne eines Dreiklangs aus Kunst, Kultur und Natur entwickelt werden. Die im Ergebnis des Beteiligungsprozesses entstandene Rahmenplanung wurde Mitte 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Letzlich ist für den mit dieser Seite betrachteten Zeitraum 2010 bis 2019 noch die im Jahr 2018 begonnene Erarbeitung einer Charta für das Berliner Stadtgrün zu nennen. Zu Beginn der 2000er Jahre standen in Berlin aufgrund der schwierigen Haushaltslage des Landes über mehrere Jahre hinweg nicht die für eine fachgerechte und nachhaltige Pflege und Unterhaltung des Stadtgrüns benötigten finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung. Daher gilt es numehr, dieser Entwicklung der letzten Jahre entgegenzusteuern und vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahren stark wachsenden Stadt und der sich aus dem Klimawandel ergebenden Herausforderungen im Sinne einer umweltgerechten, nachhaltigen und lebenswerten Stadtentwicklung auch für die Zukunft die Erhaltung und Entwicklung der grünen Räume sicherzustellen. Ziel der “Charta Berliner Stadtgrün” ist die Bildung eines breiten gesellschaftlichen Konsenses zur Förderung, Entwicklung und Sicherung des urbanen Grüns.

Literatur: