Die Entwicklung im Ost- und Westteil der Stadt verlief auch im Friedhofswesen unterschiedlich.
Im Ostteil reichte die vorhandene Friedhofsfläche insgesamt aus. Kleinere Ortsteilfriedhöfe wurden 1970 geschlossen, um die Bestattungen auf größere Friedhöfe zu konzentrieren. Im Westteil sah die Situation anders aus. Hier gab es eher zu wenig Bestattungsfläche.
Im Winter 1969/70 starben während einer Grippeepidemie in kurzer Zeit sehr viele Menschen. Die beiden Krematorien Wedding und Wilmersdorf waren überlastet. Wegen strenger Fröste konnten zudem mehrere Wochen keine Erdbestattungen durchgeführt werden. Die Särge wurden in Gewächshäusern und stillgelegten U-Bahn-Schächten gelagert.
Um eine Wiederholung dieser dramatischen Situation zu verhindern, wurden wiederum Friedhöfe erweitert (Heidefriedhof Tempelhof) und neue Friedhöfe angelegt (Friedhof am Fließtal in Tegel, Landschaftsfriedhof Gatow). Zusätzlich sollten Gesetzesänderungen die Inanspruchnahme von Friedhofsflächen reduzieren. So wurde z.B. die Ruhezeit für Erdbestattungen von 25 auf 20 Jahre gesenkt und die Urnengemeinschaftsgrabanlage als neue, platzsparende Grabstättenvariante eingeführt.
Diese Maßnahmen führten in Verbindung mit der Änderung des Bestattungsverhaltens, d.h. der Zunahme der Feuerbestattungen, und den sinkenden Sterbezahlen schon in den 80er Jahren im Westteil der Stadt zu der Entstehung eines Friedhofsflächenüberschusses.