Die erwartete Bevölkerungs-Expansion Berlins Anfang der 90er Jahre rückte die Potenziale der großen Freiräume der ehemaligen Stadtgüter zu städtebaulichen und landschaftsplanerischen Entwicklungsschwerpunkten ins Rampenlicht. Hier war genug Raum für die Versorgung von rund 150.000 Einwohnern mit Wohnungen, Arbeitsplätzen und Erholungsangeboten und die öffentliche Hand konnte – da die Mehrzahl der Landwirtschaftsflächen bis dahin im Besitz der Berliner Stadtgüter waren – relativ leicht darauf zugreifen.
Im Jahr 1994, am Ende eines demokratischen Planungsverfahrens, forderte das Abgeordnetenhaus von Berlin die zuständigen Verwaltungen dazu auf, auf dem Berliner Barnim – parallel zu den neuen Wohn- und Gewerbegebieten – möglichst schnell ein neues Naherholungsgebiet zu entwickeln.
Zwei hochrangig besetzte Arbeitsgremien, die Steuerungskonferenz und die Entwicklungskommission begleiteten den gesamten Entwicklungsprozess von 1994 bis zum Jahr 2000. Sie wurden beraten und unterstützt von den lokalen Akteuren.
Rasch entstanden neben den Dörfern Karow und Französisch-Buchholz West “neue Vorstädte” und auch in den dörflichen Siedlungsgebieten begannen sich die Lücken zu schließen.
Nach einer Zusammenstellung aller Planungsziele und Umsetzungs-Maßnahmen, die ab der Wende in diversen Entwicklungskonzeptionen für den Berliner Barnim erarbeitet worden waren, wurde entschieden, dass mit sieben Projekten eine grundlegende Verbesserung des Erholungsangebots im Berliner Barnim erreicht werden könnte.
- Realisierung des Barnimer Dörferwegs und des Nord-Süd-Wegs entlang der Panke (= Pankeweg),
- Neugestaltung Gutspark Falkenberg als Landschaftspark
- Neugestaltung Lindenberger Korridor als Landschaftspark
- Neugestaltung Parkanlagen Neue Wiesen
- Neugestaltung Pankepark-Buch,
- Entwicklung eines Freibads am Großen Kiesteich in Arkenberge behutsame Erschließung der wertvollen Naturräume bei Lübars und
- Blankenfelde für die Erholung.
Aufgrund seiner naturräumlichen und kulturlandschaftlichen Geschichte weist der Berliner Barnim ganz besondere Qualitäten und Potenziale auf, die bei der nachhaltigen Entwicklung zum Naherholungsgebiet erhalten bleiben sollen:
- Die Rieselfeldnutzung hat die Entwicklung der Dörfer und das Hinauswachsen der Großstadt in die freie Landschaft jahrzehntelang begrenzt. Das hat dazu geführt, dass hier auch die charakteristische Freiraumstrukturen wie Dorfanger, Nutzgärten und die historischen Übergänge von den Höfen zur Feldflur erhalten blieben.
- Durch den Landschaftsumbau der 70er und 80er Jahre für eine maschinengerechte, ertragsmaximierte Landwirtschaft entstanden ungewöhnlich weite Blickbeziehungen, die bei der Entwicklung des Berliner Barnim zu einer “Landschaft mit Aussicht” gesichert und herausgearbeitet werden sollen.
- Natürliche und künstliche Gewässer sowie dauerhafte und temporäre Feuchtgebiete bieten zusammen mit den Landwirtschaftsflächen in unmittelbarer Nähe zur Stadt ideale Lebensbedingungen für eine Vielzahl von seltenen Tieren und Pflanzen. Beispielhaft dafür: die einzige Storchenfamilie Berlins, die seit vielen Jahren auf dem Dach der Naturschutzstation in Malchow brütet.
- Die offenen Feldfluren, Kleingärten und Siedlungsgebiete, Feuchtgebiete und Wälder bilden zusammen ein Kaltluftentstehungsgebiet das erheblich zur Durchlüftung der Innenstadt bei austauscharmen Wetterlagen beiträgt. Die “Berliner Luft” hat deshalb eine Qualität, um die sie von vielen anderen Ballungsräumen beneidet wird.