Vögel und Glas

Die Glasfassaden des Axel-Springer-Neubaus sind teils vogelfreundlich gestaltet. Ein hellgraues Muster, das an ein Bambus-Dickicht erinnert, ist vollflächig auf das grünlich getönte Glas gedruckt. Eine spitze Ecke der Fassade, die auf schlanken Pfeilern zu schweben scheint, ragt weit ins Bild und nimmt Dreiviertel des Fotos ein. Ein breiter Schattenstreifen verdunkelt den unteren Bereich. Im Hintergrund die sonnenbeschienene Fassade des denkmalgeschützten Krausenhofes mit hohen Arkadenfenstern.

Die Glasfassaden des Axel-Springer-Neubaus sind teils vogelfreundlich gestaltet.

Gefährlich gläsern

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz schätzt auf Grundlage einer Hochrechnung der Vogelschutzwarten für Deutschland von ≥100 Mio. Vogelschlägen jährlich, dass in Berlin jedes Jahr mehr als vier Millionen Vögel an Glasscheiben verunglücken. Die Tiere erkennen durchsichtige und verspiegelte Scheiben nicht als Hindernis, und Zugvögel werden durch Beleuchtung der Gebäude angelockt. Das ist ein Problem, zumal es immer mehr Glasfassaden gibt. Je größer eine Scheibe ist und je mehr Vegetation sich in ihr spiegelt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Vogelschlag kommt.

Die Sicherheit von Vögeln mitdenken

Zeitgemäße Stadtplanung und Architektur sollen die Artenvielfalt fördern. Dazu müssen sie die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigen und so früh wie möglich integrieren. Wenn Neubauten auf Glasfassaden setzen, sollten diese durch Markierungen entschärft werden. Das lässt sich durch Sandstrahlen, Ätzen, Digital- oder Siebdruck bewerkstelligen. Die Markierungen müssen bestimmte Strichstärken und Abstände (max. 11 Zentimeter) einhalten, damit sie von Vögeln wahrgenommen werden können und sie nicht versuchen, zwischen ihnen durchzufliegen. Solange das beachtet wird, können Architektinnen und Architekten die Markierungen frei gestalten – und damit nicht selten ihren Gebäudeentwurf bereichern.

Pionierarbeit in Berlin

Das Wissen um die Bedeutung vogelfreundlichen Glases wächst erst. Noch wird der Vogelschutz selten früh in die Neubauplanung integriert. Doch es gibt gute Beispiele. Beim Axel-Springer-Neubau etwa wurde die Glasfassade mit einem Muster bedruckt.

Am Berlin Institute for Medical Systems Biology bieten aufgedruckte Streifen Schutz vor Sonne und Vogelschlag.

Synergien mit dem Sonnenschutz

Auch Sonnenschutzelemente können Vogelschlag verhindern. Ein Vorbild in dieser Hinsicht ist das Berlin Institute for Medical Systems Biology in Berlin-Mitte. Auch hier wurden die Scheiben mit einem Muster versehen.

Nachgerüstete Folie an der Tropenhalle in den Gärten der Welt.

Mit Folien nachrüsten

Selbst bestehende Glasflächen lassen sich vogelsicher machen – mit nachträglich angebrachten Folien. Oft braucht es nur Aufklärung über das Problem und die Lösungen, die es gibt. Die Tropenhalle in den „Gärten der Welt“ in Marzahn etwa erhielt ein hochwirksames Muster aus waagerechten Linien. Mit senkrechten Klebestreifen wurde kürzlich eine gläserne Lärmschutzwand in Berlin-Lichtenberg für Vögel sichtbar gemacht.

Mitmachen!

Sind die Fenster Ihrer Wohn- oder Arbeitsstätte eine Gefahr für Vögel? Wenn ja, schaffen Sie Abhilfe und rüsten Sie das Glas mit Markierungen nach!

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