Lebensraum für Zauneidechsen: Private Freiflächen

Leicht verdeckt von verschwommenen Ästen sitzt eine Zauneidechse auf Herbstlaub und Reisig im Sonnenschein. Ihr gewundener Körper mit langem Schwanz ist an den Seiten grün gemustert. Über den Rücken verläuft ein braunes Band, das von hellen Seitenlinien eingefasst und von kurzen Strichen unterbrochen wird. Der Oberkopf ist abgeplattet und durch eine von den Augen bis zu den Nasenlöchern reichende Kante von den ebenfalls grün-gefleckten Seiten abgegrenzt.

Zauneidechse

Zauneidechsen in Berlin und auf dem Kienberg

Finden Sie nicht auch, dass die Plätze, an denen man sich in Berlin in die Sonne setzen kann, ohne dabei gestört zu werden, immer seltener werden? Was für die Menschen nur eine kleine Beeinträchtigung ist, bedeutet für einige tierische Bewohner der Stadt gleich eine existenzielle Bedrohung.

Zauneidechsen sind sehr wärmebedürftig und bevorzugen offene oder halboffene, trockene Lebensräume mit viel Sonne, wie Trockenrasen, Waldsäume und -lichtungen, Brachflächen, Aufschüttungen, Dämme oder Böschungen.

Aufgrund der Flächenausdehnung und der dort noch vorhandenen Freiflächen sind in Berlin die meisten Zauneidechsen wohl an den besonnten Waldsäumen der Waldgebiete zu finden. Ein weiterer Siedlungsschwerpunkt der Berliner Zauneidechsen sind die bestehenden und stillgelegten Bahnflächen, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind.

Am Kienberg wurde die letzte Zauneidechse Anfang der 1990er Jahre gesichtet. Das Verschwinden dieser Tierart liegt wahrscheinlich am Mangel an geeigneten Freiflächen zum Sonne tanken, bedingt durch die zunehmende Dichte und Ausbreitung der Gehölze.

Was wurde für die Zauneidechsen im Kienbergpark getan?

Die Waldränder im Bereich des süd- und südöstlichen Kienberghangs bekommen über das Jahr hinweg viel Sonne und bieten daher den idealen Lebensraum für ein angenehmes Eidechsendasein. Das unterstützte die IGA Berlin 2017 mit der gezielten Schaffung von Lichtungen und Verstecken an den Waldrändern, damit sich die Zauneidechsen hier wieder ansiedeln können.

Als Lebensraum und für die Vermehrung benötigt die Zauneidechse jedoch mehr als nur schöne Sonnenplätze. Ein glückliches Reptiliendasein erfordert unter anderem auch

  • blüten- und insektenreiche Grasflächen, da die Nahrung der Zauneidechse zum größten Teil aus Insekten, besonders Heuschrecken und Käfern, besteht.
  • Dornengebüsche oder Reisigwälle sowie verlassene Kleinsäugergänge die der Zauneidechse bei Tag und Nacht Deckung und Verstecke vor Feinden bieten.
  • Lesestein- und Stubbenhaufen als Verstecke, notwenige Winterquartiere und Sonnenplätze für die wechselwarmen Tiere.
  • offene Sandflächen, in die die Eidechsen ihre Eier eingraben können und die die wohlige Nestwärme und Feuchtigkeit für den Nachwuchs bereitstellen.

Die so hergerichteten Standorte eignen sich für die Ansiedlung einer Zauneidechsenpopulation, was insbesondere für die Zeit nach der IGA Berlin 2017 geplant ist.

Die zunächst für die Zauneidechse angelegten Strukturen erfreuen jedoch auch eine Vielzahl weiterer Arten, darunter vor allem Insekten wie die Wollbiene, die Spiralhornbiene, der Resedaweißling, der Bunte Rübenrüssler und die Zweifarbige Beißschrecke.

Die Zauneidechse – eine Zielart des Berliner Biotopverbundes

Für den Erhalt der biologischen Vielfalt spielt die Vernetzung von Lebensräumen – der Biotopverbund – eine große Rolle. Gesetzliches Ziel des Biotopverbundes ist die Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger, ökologischer Wechselbeziehungen in der Landschaft auf mindestens 15 Prozent der Landesfläche.

Zur Prüfung geeigneter Flächen für den Biotopverbund wurde in Berlin ein Zielartenkonzept entwickelt. Als Zielarten wurden solche Tier- und Pflanzenarten ausgewählt, die besonders auf räumliche und funktionale Verknüpfungen angewiesen sind und von deren Schutz weitere Arten profitieren können. Die Zauneidechse ist eine der 34 Tier- und Pflanzenarten auf der Zielarten-Liste des Berliner Biotopverbundes.

Schaffen wir also der Zauneidechse einen neuen Lebensraum, erhalten auch viele weitere licht- und wärmeliebende Arten im übertragenen Sinne einen „Platz an der Sonne“ – ein Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt.

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