Grundhafte Erneuerung und Umgestaltung der Straße Unter den Linden von Pariser Platz bis Schloßbrücke

Luftaufnahme der Berliner Skyline, Straße des 17. Juni

Planungsphase
Der Straßenzug Unter den Linden soll mit einem grundlegenden Umbau seine Bedeutung als attraktiver Hauptstadtboulevard Berlins zurückgewinnen. Seit den 1950er Jahren gab es keine umfassenderen Ideen für die Weiterentwicklung des Boulevards im Herzen des historischen Berlins. Mit neuer Zielrichtung starten im Herbst 2023 die Planungen für die Verkehrsanlage. Um die Mittelpromenade vorgezogen aufzuwerten, wurde die Entwurfsplanung der Freianlagen initiiert.

Zentrale Vision ist es, einen öffentlichen Raum mit höherer Aufenthaltsqualität und mehr Verkehrssicherheit für alle zu schaffen. Zusätzlich soll er den Anforderungen aus dem Klimawandel Rechnung tragen.
Im Fokus der mehrere Jahre dauernden Umgestaltung steht der etwa 770 Meter lange Abschnitt zwischen Wilhelm- und Universitätsstraße.

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Das Vorhaben

Unter den Linden war in der Geschichte Berlins stets mehr als nur ein Verkehrsweg. Der Boulevard spiegelt seit seiner Entstehung im 16. Jahrhundert immer auch das Selbstverständnis Berlins wider. Während früher der Adel die Prachtstraße nach seinen Bedürfnissen anlegte, dominierte später der motorisierte Verkehr große Teile der Fläche im Herzen des historischen Berlins und tut dies bis heute.

Berlin hat mit dem Mobilitätsgesetz festgelegt, dem Umweltverbund aus öffentlichen Verkehrsmitteln sowie dem Fuß- und Radverkehr mehr Bedeutung zu verschaffen und das Straßengrün zu stärken. Das Selbstverständnis Berlins hat sich erneut verändert: mit dem grundhaften Neubau der Straße Unter den Linden soll ein Ort entstehen, wo die Aufenthaltsqualität für alle im öffentlichen Raum deutlich zunimmt und in dem zu Fuß gehende, Spazierende und Radfahrende unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit ihren Platz finden. Es wird angestrebt, dass dieser Straßenabschnitt als gewidmete Bundesstraße aufgegeben wird.

Die Modernisierung des Boulevards findet in mehreren Phasen statt.

Projektstart mit einer Referenzfläche auf der Mittelpromenade zwischen Pariser Platz und Wilhelmstraße:

Für die langfristig geplante gestalterische und ökologische Aufwertung der Mittelpromenade – auch mit Fokus auf den aktuellen Baumzustand der Linden – ist 2021 eine grüne Beispielfläche in Höhe Hotel Adlon realisiert worden. Gegenstand ist die hochwertige Einfassung der Baumbeete in Verbindung mit Staudenpflanzungen und einem digital gesteuerten Bewässerungssystem.

Die bepflanzte Referenzfläche vor dem Hotel Adlon zeigt, wie die neue Grüngestaltung des Mittelstreifens aussehen kann.

  • Aktuelle Situation Frühjahr 2021

    PDF-Dokument (268.2 kB)

Der Bau

Erste Phase mit deutlichen Verbesserungen, für den Bus- und Radverkehr:

Von Herbst 2021 bis Juni 2023 wurde der Straßenbelag in Abschnitten erneuert und die Fahrbahnen neu markiert. Im Zuge dessen erfolgte eine neue Aufteilung des Straßenraums unter Berücksichtigung der Vorgaben aus dem Mobilitätsgesetz mit je einem Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr, den Busverkehr und den Radverkehr. So wurde erreicht, dass der Straßenraum viel gleichmäßiger verteilt ist.

  • Aktuelle Situation Sommer 2023

    PDF-Dokument (6.6 MB)

  • Straße Unter den Linden

    Juni 2023

  • Straße Unter den Linden

    Juni 2023

  • Straße Unter den Linden

    Juni 2023

  • Referenzfläche vor dem Adlon

    Referenzfläche vor dem Adlon

Zweite Phase mit einer grundhaften baulichen Erneuerung des Straßenraumes:

Wir setzen die 2021 gestartete Debatte innerhalb der Stadtgesellschaft zur grundhaften Neugestaltung des Boulevards fort. Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität in unmittelbarer Nähe von Kultureinrichtungen, der Humboldt-Universität und anderen Institutionen zu verbessern, so Handel, Gastronomie und Hotellerie zu unterstützen und Unter den Linden zu einem attraktiven Ort für Einheimische und Besucherinnen und Besucher zu machen.

  • Schritt (1):
    Als vorgezogener erster Bauabschnitt ist die Neugestaltung der zum Teil baumlosen Mittelpromenade geplant. Dieser Abschnitt kann unabhängig von der verkehrlichen Querschnittsdiskussion umgesetzt werden. Aufgrund der geringen Vitalität und zu erwartenden geringen Lebensdauer des Altbaumbestandes ist der Ersatz und die Entwicklung einer neuen, gesunden und klimaangepassten Baumallee aus Silberlinden zentraler Bestandteil der Maßnahme. Darüber hinaus werden die lückenhaften und stark verdichteten Rasenflächen durch hochwertige Pflanzbeete mit einer attraktiven, reich blühenden, artenreichen und insektenfreundlichen Bepflanzung ersetzt. Zum Schutz ist eine erhöhte Umgrenzung aus Granitelementen vorgesehen. Durch das geplante dezentrale Regenwassermanagement wird das anfallende Regenwasser der Mittelpromenade direkt in die Baumbeete eingeleitet. So kann das Regenwasser sowohl den Pflanzen als auch zur Verdunstung mit Abkühlungseffekten dienen. Das entspricht dem Schwammstadtprinzip. Zusätzlich wird für Trockenperioden eine digital gesteuerte Bewässerungsanlage eingebaut. Die im April 2024 für die gesamte Mittelpromenade abgeschlossene Entwurfsplanung erfolgte optisch adäquat zur Gestaltung der Mittelinsel vor dem Hotel Adlon.
    Seit 2020 waren Verbände, Behörden und die Öffentlichkeit involviert. Mit einer iterativen Baurealisierung, mit dem Hauptanteil ab 2025, wird gesichert, dass im Zuge des Gesamtbauvorhabens in der Straße immer die namensgebenden Linden präsent sind.
  • Lageplan der Entwurfsplanung, beispielhaft für Mittelinsel 6 zwischen Charlottenstraße und Universitätsstraße

    Lageplan der Entwurfsplanung, beispielhaft für Mittelinsel 6 zwischen Charlottenstraße und Universitätsstraße

  • Schematischer Schnitt durch die Mittelpromenade

    Schematischer Schnitt durch die Mittelpromenade

  • Visualisierung der Mittelpromenade

    Visualisierung der Mittelpromenade

  • Mittelpromenade Lageplan Mittelinsel 6

    PDF-Dokument (1.8 MB)

  • Mittelpromenade Lageplan gesamt

    PDF-Dokument (3.6 MB)

  • Schematischer Schnitt durch die Mittelpromenade

    PDF-Dokument (1.1 MB)

  • Schritt (2):
    Die Verkehrsanlagenplanung ist im Dezember 2023 gestartet. Die öffentlichen Verkehrsflächen zwischen den Gebäuden und der Mittelpromenade, die sich von der Wilhelmstraße bis zur Universitätsstraße erstrecken, werden im Rahmen dieser Planung neu konzipiert. Im Focus steht insbesondere die Verbreiterung der Gehwege. Die Neuaufteilung der Flächen für den Rad- und Kfz-Verkehr erfolgt unter Berücksichtigung der Interessen des ÖPNV-/ Wirtschafts-/ Rad- und Individualverkehrs. Besonderes Augenmerk liegt auf einer dem Boulevard angemessenen hochwertigen Gestaltung der öffentlichen Räume. Im Rahmen der Vorplanung werden zur Querschnittsgestaltung Varianten planerisch konzipiert und Vor- und Nachteile herausgearbeitet. Die Auswahl einer Vorzugsvariante erfolgt unter Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und maßgebender Akteure sowie unter Berücksichtigung von Hinweisen und Empfehlungen der 2021 durchgeführten Umfrage auf mein.berlin.de. Im 2. Halbjahr 2024 wird die Vorzugsvariante auf geeignete Weise der Öffentlichkeit präsentiert.

Zahlen und Daten

  • Denkmalstatus

    Unter den Linden steht als Ensemble genauso unter Denkmalschutz wie einzelne Gebäude und Denkmäler im Bereich des Boulevards, die Schloßbrücke oder der Pariser Platz. Durch die Neugestaltung von Unter den Linden werden die Gebäude, Plätze und Denkmäler leichter zugänglich und dadurch besser erlebbar.

  • Historie
    • 16. Jahrhundert: Anlegen eines Reitweges vom Schloss zum Tiergarten durch Kurfürst Johann Georg, Bereich von der heutigen Schloßbrücke bis zur Schadowstraße.
    • 17. Jahrhundert: Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ den Reitweg nach dem 30-jährigen Krieg erneuern. Pflanzung einer sechsreihigen Baumallee mit je 1.000 Linden und Nussbäumen. Der Memhardt-Plan 1652 gestattet den Bau erster Häuser parallel zur Allee. Es folgt die Errichtung der Dorotheenstadt und der Friedrichstadt als große Stadterweiterungen.
    • 18. Jahrhundert: Die Prachtstraße wird nach Westen verlängert und endet jetzt am Quarré, dem heutigen Pariser Platz, westlich davon wird der Tiergarten als Parkanlage hergerichtet. Geplant von Friedrich II. wird ab 1740 von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff das Forum Fridericianum errichtet. Es reicht von der Schloßbrücke bis zur Universitätsstraße, dem späteren Standort des Reiterstandbildes Friedrich II.
    • 19. Jahrhundert: Friedrich Wilhelm III. beauftragte Karl Friedrich Schinkel mit der Gestaltung des Boulevards und zahlreicher Gebäude. Die „Linden“ wurden als Triumphstraße umgestaltet. Die äußeren Baumreihen ließ Schinkel entfernen. Die Straßenflächen wurden strukturiert in Bürgersteige, Fahrbahnen, Last- und Reitweg. Die Fahrbahnen erhielten eine Kopfsteinpflasterbefestigung, die Gehwege Granitplattenbahnen umsäumt von Pflaster. Mittelstreifen und königlicher Reitweg blieben unbefestigt.
    • 20. Jahrhundert: Wachsende Anforderungen an Verkehr und Wirtschaft bedingten ab 1902 eine Querschnittsänderung. Fahrbahnen wurden zu Lasten des Reitweges erweitert. Lediglich auf der Nordseite verbleibt der vier Meter breite königliche Reitweg. Die verbreiterten Gehwege wurden mit berlintypischen Betongehwegplatten diagonal mit Bischofsmützen und Mosaik angelegt und erhielten eine Baumreihe zurück. Die 11,50 Meter breite Mittelpromenade wird nun von zwei Baumreihen gesäumt, unterpflanzt mit Rasen und abgeschlossen durch eine Ligusterhecke zur Fahrbahn. Bänke und Tiergartengitter begrenzen den Promenadenweg, den später Mietstühle und eine Hängebeleuchtung aufwerten. In den 1920*er Jahren wird der Reitweg der Mittelpromenade zugeschlagen.
      Für die Olympischen Spiele 1936 veranlassen die Nationalsozialisten einen umfassenden Umbau der „Linden“ mit neuer Querschnittsaufteilung. Alle Bäume wurden – bedingt durch den schlechten Zustand und teils durch den Bau der S-Bahn – abgeholzt, ein exakt symmetrischer Querschnitt entsteht. Die neun Meter breiten asphaltierten Richtungsfahrbahnen erhielten drei Fahrstreifen und darüber hinaus einen fünf Meter breiten Senkrechtparkstreifen an der Mittelpromenade. Sowohl in den sieben Meter breiten Gehwegen als auch auf der Promenade wurden insgesamt vier Reihen Silberlinden neu gepflanzt. Mittig der Promenade wurden vier Meter breit Betongehwegplatten, wie auf den Gehwegen, verlegt.
    • Nach dem 2. Weltkrieg war die Straße zerstört, nur wenige Häuser und Bäume überstanden diese Zeit. Beim Wiederaufbau ab 1949 blieb der Querschnitt aus 1936 erhalten. Instandgesetzte und neue schmucklose Gebäude säumen nun die „Linden“. Bäume wurden sukzessive nachgepflanzt. Zwischen Wilhelmstraße und Universitätsstraße fand letztmalig in den 1950er Jahren ein grundhafter Fahrbahnausbau statt.
  • Bauliche Planungen und Realisierungen seit dem Mauerfall
    ab 1997
    • Wiederherstellung Mittelpromenade zwischen Pariser Platz und Universitätsstraße
    • Neubau Beleuchtung am Gehweg von Pariser Platz bis Schloßbrücke mit einem Nachbau historische Schupmann-Kandelaber (Straßenlaternen).
    • Neubau Beleuchtung Mittelpromenade mit einer Doppelreihe quadratischer Stelen
    • Schließung der Mittelpromenade in Höhe Universitätsstraße.

    2003
    Neubau Pariser Platz und Unter den Linden bis zur Wilhelmstraße.

    2006
    Grundhafter Umbau und Neugestaltung Forum Fridericianum (Abschnitt von Universitätsstraße bis Straße Hinter dem Gießhaus) im veränderten Querschnitt mit breiten Gehwegen.

    bis 2009
    Herstellung der Durchgängigkeit der Mittelpromenade für Fußgänger*innen.

    ab 2009
    Neubau U-Bahn U5 zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof mit Haltestellen an Unter den Linden. Eröffnung Ende 2020