Sommer in der Stadt – für die meisten Europäer*innen bedeutet das heute: Auf in den Park! Doch der Nachmittag unter Bäumen ist keineswegs so selbstverständlich wie es scheint. Noch vor 150 Jahren hätten Menschen, die den Rasen zertrampeln, in den europäischen Landschaftsparks einen Eklat ausgelöst. Erst durch die englische Gartenstadt- und später die deutsche Volkspark-Bewegung hat sich im 20. Jahrhundert der Gedanke durchgesetzt, dass ein Stadtpark nicht nur ästhetischen Zwecken dienen, sondern Menschen aus allen sozialen Schichten eine erfüllende Freizeitgestaltung ermöglichen soll. Diese Idee prägt die Gestaltung städtischer Grünanlagen in Europa bis heute. Und wenn die Europäer*innen nun in „ihren“ Parks spielen, lesen, musizieren, Theater spielen oder baden, dann zeigt das: Der Volkspark ist ein täglich gelebtes Kulturerbe Europas. Am Beispiel des Volksparks Jungfernheide rückt das Projekt „Park mal!“ dieses Kulturerbe ins Bewusstsein der Berliner Öffentlichkeit.
Schüler*innen aus der – unmittelbar neben dem Volkspark gelegenen – Anna-Freud-Oberschule werden 2019 einerseits eine digitale Schnitzeljagd (Action Bound) erarbeiten, die vor allem jüngere Kinder und Jugendliche auf Spurensuche in den Park lockt. In einem Rap-Wettbewerb produzieren die Schüler*innen andererseits Rap-Songs und Videos, in denen sie den Park kreativ und persönlich reflektieren. Das Action-Bound und die Songs werden im Sommer 2019 bei einem Sommerfest rund um die brach liegende Gustav-Böß-Freilichtbühne im Park präsentiert – zu dem der ganze Stadtteil eingeladen wird.
Die Jugendlichen werden im Laufe des Projekts nicht nur zu Multiplikatoren ihrer neuen kulturhistorischen Kenntnisse zur Volksparkbewegung. Sie erwerben auch nachhaltig übertragbare, neue digitale Kompetenzen. Durch die kreative Auseinandersetzung mit dem Park und die Nutzung der Freilichtbühne für ein stadtteilumfassendes Sommerfest werden die Identifikation der Jugendlichen und der Einwohner mit dem Volkspark sowie der Zusammenhalt innerhalb des sozial herausgeforderten Stadtteils gestärkt. Die digitale Schnitzeljagd und die ins Internet einstellbaren Rap-Videos machen auch einer weniger an klassischer Kultur interessierten Öffentlichkeit das Kulturerbe Volkspark bekannt. Und mittelfristig könnte das Projekt „Park mal!“ auch als Impuls für eine nachhaltige Inwertsetzung und Wiederinbetriebnahme der brach liegenden Freilichtbühne wirken.