Kulturinfrastruktur

Kulturpolitik ist (auch) Infrastrukturpolitik

Existenz und Zustand der räumlichen Infrastruktur für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kultur sind ebenso Gegenstand von Kulturpolitik wie die finanziellen und rechtlichen Rahmensetzungen ihrer Entstehung. Abgeordnetenhaus und Senat haben deshalb die Entwicklung der kulturellen Infrastruktur zum Schwerpunktthema gemacht. Davon zeugt eine Vielzahl von Vorhaben, darunter der Start einer Investitionsoffensive im Kulturbereich, die Neuaufstellung und kontinuierliche Stärkung des Arbeitsraumprogramms, die Umnutzung prominenter Landesliegenschaften für kulturelle Zwecke oder die Ermöglichung punktueller Ankäufe von Liegenschaften.

Kulturinfrastruktur hat viele Träger

Wie die Berliner Kulturlandschaft selbst, ist auch die Trägerschaft der kulturellen Infrastruktur außerordentlich vielfältig. Neben am privaten Immobilienmarkt angemieteten Produktions- und Veranstaltungsräumen, bezirklichen Kulturliegenschaften und Liegenschaften im Eigentum der jeweiligen Kultureinrichtungen (z.B. Spielstätten der Stiftung Oper in Berlin) spielen die Kulturportfolien der beiden Immobilien-Sondervermögen des Landes – dem SILB (Sondervermögen Immobilien des Landes Berlin) und dem SODA (Sondervermögen für Daseinsvorsorge) eine besondere Rolle:

  • Im SILB-Kulturportfolio befinden sich die Liegenschaften, welche in der Regel von dauerhaft landesgeförderten Kultureinrichtungen genutzt werden.
  • Im SODA-Kulturportfolio sind zum einen solche Kulturimmobilien zusammengefasst, deren Nutzende zeitlich befristet gefördert sind, zum anderen werden im SODA die landeseigenen Flächen bewirtschaftet, die dem Arbeitsraumprogramm dienen und über dieses an einzelne Kunstschaffende vermietet werden.

Verwalterin dieser Sondervermögen und damit wichtige Immobilien-Partnerin der Kulturverwaltung ist die landeseigene BIM (Berliner Immobilienmanagement GmbH).

Berlin investiert in seine Kulturinfrastruktur

Die Konsolidierungsjahre haben auch in der Kulturinfrastruktur zu einem erheblichen Sanierungsstau geführt. Senat und Abgeordnetenhaus haben darauf mit der Einrichtung eines mehrjährigen Investitionsprogramms und der Verdopplung des Ansatzes für die bauliche Unterhaltung reagiert. Mehrere Baumaßnahmen wurden in den letzten Jahren auf den Weg gebracht und im Landeshaushalt bzw. in der Investitionsplanung abgesichert. Damit wird der sukzessive Abbau des Sanierungs- und Modernisierungsstaus in landeseigenen Objekten angegangen. Neben der BIM ist hier die für Bauen zuständige Senatsverwaltung maßgebliche Partnerin. Zu den größten Baumaßnahmen gehören die Sanierung der Komischen Oper , die Sanierung und Erweiterung der Berlinischen Galerie und die Zusammenführung der Standorte der Zentral- und Landesbibliothek an einem neuen Standort.

Kunstproduktionsorte im Fokus

Berlin ist ein international bedeutender Standort der Kunstproduktion für alle Sparten und Genres. In der wachsenden Stadt werden jedoch renditeschwache Nutzungen auf dem Immobilienmarkt zunehmend verdrängt. Dieser Dynamik soll das landeseigene Arbeitsraumprogramm entgegenwirken. Das Programm ermöglicht die Anmietung von Ateliers, Theater-, Tanz- und Musikprobenräume durch einen Generalmieter sowie die Weitergabe der Räume an Kunstschaffende zu geförderten Preisen.

Senat und Abgeordnetenhaus haben die Kulturverwaltung beauftragt, bis 2030 insgesamt 5.000 Räume zu sichern und das Arbeitsraumprogramm effektiver aufzustellen. Deswegen wurde das Programm in den letzten Jahren konzeptionell auf alle Kunstsparten ausgeweitet, finanziell deutlich verstärkt und operativ in der Kulturraum Berlin gGmbH gebündelt. Kern der Neuaufstellung ist das Ende 2020 etablierte Bündnis Kultur Räume Berlin, in dem die maßgeblichen Akteure aus Verwaltung, Immobiliendienstleistung und Freier Kunstszene kooperieren.

Weitere Initiativen

Im Rahmen von Draussenstadt werden seit 2020 zentrale Orte, wie das Haus der Statistik, die Floating University oder der Baupalast auf dem Dragoner Areal der Initiative Urbane Praxis als sogenannte Campusanlagen gefördert. Diese Orte bieten Experimentierräume, in denen mit künstlerisch-kreativen Mitteln an der Schnittstelle von Kultur, Sozialem, Architektur und Stadtentwicklung gearbeitet wird. Damit zeigen sie exemplarisch das Potenzial Urbaner Praxis, die in kooperativen, interdisziplinären Prozessen Kultur und Stadtentwicklung zusammenbringt.

Kultur hat als Faktor der Stadtentwicklung hohe Bedeutung. Bei Großprojekten wie der Entwicklung des Molkenmarkts oder dem ehemaligen Flughafen Tempelhof spielen Kunst, Kultur und Kreativität eine wichtige Rolle. Die dezentrale kulturelle Infrastruktur findet in den Sozialen Infrastrukturkonzepten auf Bezirksebene und in der Strategie zur integrierten Infrastrukturplanung des Senats systematisch Berücksichtigung. Durch einzelne gezielte Ankäufe (Bsp. Radialsystem V) konnte in den letzten Jahren wichtige Kulturinfrastruktur für Kunst und Kultur für das Land gesichert werden.