Noch Ende August 2023, als sich eine Delegation aus Steglitz-Zehlendorf aus Anlass des traditionellen Stadtfestes in Lüchow aufhielt, waren die Gespräche und Begegnungen von Optimismus geprägt. Nach Wochen und Monaten fieberhafter Erwartung macht sich jetzt Enttäuschung am Jeetzel-Fluss breit. Und dies mitten im Advent, der erwartungsvollsten Zeit des Jahres. Auf einer eigenen Webseite hatten die Welterbe-Initiatoren engagiert für ihr Anliegen geworben.
„Vernakuläres Erbe ist auf der Welterbeliste (…) immer noch ein Desiderat“, formuliert der Fachbeirat für sein geschultes Publikum. Auf gut Deutsch: Das an einem bestimmten Ort historisch gewachsene Erbe zu bewahren und positiv zu würdigen, ist aus Sicht der Unesco ein durchaus gewünschter Zustand. Dennoch schlussfolgern die Expertinnen und Experten: “Der Fachbeirat empfiehlt der Kultur-MK, die ‚Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland‘ nicht auf die deutsche Tentativliste zu setzen”.
Die Kulturministerkonferenz hat sich diese Empfehlung in ihrer Beschlussfassung vom 4. Dezember zu Eigen gemacht. Damit wurde den Rundlingen kein „außergewöhnlicher universeller Wert“ (OUV) zuerkannt.
Ob Weltkulturstandort oder nicht: Das Wendland mit seinen Rundlingen ist und bleibt ein einzigartiger touristischer Anziehungspunkt im östlichen Niedersachsen.
Aus eigener Perspektive kann sich Steglitz-Zehlendorf übrigens nicht über den Ministerbeschluss der Kultur-MK beklagen: Vom Land Berlin nominiert, war die Waldsiedlung Zehlendorf beim Wettstreit um die Aufnahme in die Tentativliste erfolgreich. Das farbenfrohe Architekturensemble, wahlweise „Pagageiensiedlung“ oder „Onkel Toms Hütte“ genannt, erweitert die bereits seit 2008 existierende Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“ um ein zusätzliches Element.