12/2022 – Chag Chanukka Sameach! Steglitz-Zehlendorf wünscht ein frohes Lichterfest

22. Dezember 2022: Chanukka-Lichterzünden auf dem Hermann-Ehlers-Platz Steglitz (im Bild: Rabbiner Shmuel Segal)

22. Dezember 2022: Chanukka-Lichterzünden auf dem Hermann-Ehlers-Platz Steglitz (im Bild: Rabbiner Shmuel Segal)

Dezember 2022

Der 75. Jahrestag der Staatsgründung Israels im Mai 2023 nähert sich mit großen Schritten und wirft seine Schatten voraus. Seit rund 1700 Jahren ist jüdische Präsenz auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands nachweisbar. Unzweifelhaft hat die jüdisch-christliche Ethik unser Land geistesgeschichtlich geprägt. Umso wichtiger ist es, vor allem auf dem Hintergrund latent antisemitischer Strömungen, die Vielfalt jüdischen Lebens und jüdischer Traditionen sichtbar zu machen.

Eine dieser lebendigen Traditionen ist die Feier des achttägigen Chanukka-Lichterfestes. Rabbiner Shmuel Segal vom Jüdischen Bildungszentrum Chabad Berlin lud Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg am Abend des 22. Dezember 2022 in das „Wohnzimmer“ von Steglitz auf den Hermann-Ehlers-Platz ein, um mit ihr gemeinsam ein Licht auf dem Chanukka-Leuchter zu entzünden.

22. Dezember 2022: Chanukka-Lichterzünden auf dem Hermann-Ehlers-Platz Steglitz

22. Dezember 2022: Chanukka-Lichterzünden auf dem Hermann-Ehlers-Platz Steglitz

Wir veröffentlichen das Grußwort der Bezirksbürgermeisterin im Wortlaut:

„Es ist mir eine Freude und Ehre zugleich, lieber Herr Rabbiner Segal, dass ich Ihrer Einladung folgen und als politische Repräsentantin des Bezirks Steglitz-Zehlendorf zu Ihnen sprechen darf.
Ganz besonders freut es mich, dass wir uns zu Chanukka auf dem Hermann-Ehlers-Platz versammeln, dem Herzen von Steglitz.
Sie haben es in Ihrer Einladung selbst geschrieben, lieber Herr Rabbiner Segal, worum es hier und heute geht: „Die Botschaft von Chanukka ist Zuversicht und Freude, und das öffentliche Lichterzünden erfreut sich seit vielen Jahren einer enormen Beliebtheit bei den Berlinerinnen und Berlinern“.
Ich darf hinzufügen: Die Bürgerinnen und Bürger in Steglitz-Zehlendorf machen hier keine Ausnahme. Es ist schön, dass ein Zeichen jüdischen Lebens hier sichtbar ist. Wenn wir die „Chanukkia“ hier und an vielen Orten in ganz Berlin aufstellen, bringen wir zum Ausdruck, wie lebendig, vielfältig und bunt jüdisches Leben ist.
Die jüdische Religion ist reich an Ritualen, die in den Familien auch bewahrt und gepflegt werden.
Ich wünsche mir, dass Chanukka-Leuchter im Straßenbild unseres Bezirks genauso selbstverständlich werden, wie es Adventskränze und Weihnachtsbäume zur Vorweihnachtszeit sind.
Ich werde Ihnen jetzt nicht die Geschichte, die sich hinter Chanukka verbirgt, vortragen, denn die kennen Sie viel besser.
Was ich aber verstanden habe:
Chanukka ist ein Fest der Hoffnung und des Friedens!
Ich habe mir sagen lassen, dass Chanukka auch kulinarisch durchaus eine Herausforderung ist, bei der viel Fettgebackenes auf den Tisch kommt – auch hier eine kleine Parallele zur Adventszeit.
In diesem Jahr fiel der Beginn des achttägigen jüdischen Lichterfestes auf den Tag, an dem im christlichen Kalender der Vierte Adventssonntag steht.
Die zeitliche Parallele zwischen Chanukka auf der einen, Advent/Weihnachten auf der anderen Seite, bietet einen wunderbaren Anlass, sich den religiösen Traditionen und Schätzen des jeweils anderen zu nähern. Indem nichtjüdische Bürger Symbolik und Riten des Judentums kennenlernen, wachsen Toleranz und Respekt, wird Antisemitismus der Nährboden entzogen.
Die Bekämpfung von Antisemitismus ist und bleibt eine Herausforderung, der sich Politik und Zivilgesellschaft stellen müssen. Nicht nur, aber auch in unserem Bezirk. In welcher Verkleidung der moderne Antisemitismus auch immer auftreten mag, ob er sich nun als Reichsbürger, Corona-Leugner oder Israel-Kritiker tarnt: wir müssen ihn demaskieren als das, was er immer war: als Menschenfeindlichkeit, die mit der in unserem Grundgesetz verankerten Menschenwürde in keiner Weise vereinbar ist.
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns auf das Verbindende, nicht auf das Trennende unserer Religionen und Kulturen blicken. Auch die Freude am Feiern verbindet die jüdische und die christliche Kultur.
In diesem Sinne rufe ich allen jüdischen und nichtjüdischen Bürgerinnen und Bürgern unseres Bezirks von Herzen zu: Feiern Sie ein frohes Lichterfest!

22. Dezember 2022: Chanukka-Lichterzünden auf dem Hermann-Ehlers-Platz Steglitz (Grußwort von Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg)

22. Dezember 2022: Chanukka-Lichterzünden auf dem Hermann-Ehlers-Platz Steglitz (Grußwort von Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg)

In diesem Jahr begann Chanukka am Sonntagabend, dem 18. Dezember 2022. Entzündet wurde die erste von insgesamt acht Kerzen auf der sogenannten „Chanukkia“, dem traditionellen Chanukkaleuchter. Am selben Tag brannte in christlichen Haushalten die vierte Kerze auf dem Adventskranz. Wenn die Chanukka-Festwoche am 26. Dezember endet, feiern Christen den zweiten Tag des Weihnachtsfestes.

Warum feiern Juden Chanukka?

Als Fest der Freude erinnert Chanukka an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahre 164 v. Chr. – das entspricht im jüdischen Kalender dem Jahr 3597. Derzeit schreiben wir das Jahr 5783, somit liegt das freudige Ereignis 2186 Jahre zurück.

Nachdem der Tempel durch hellenistische Kulte entweiht worden war, lief die jüdische Religion Gefahr, ihre monotheistische Identität zu verlieren. Die Folge war der sogenannte „Makkabäer-Aufstand“, an dessen Ende der traditionelle Kult wieder in den Tempel zurückkehren konnte.

Für den Tempeldienst war es wichtig, dass das ewige Licht der Menora niemals erlischt. Nach der Wiedereinweihung reichte das heilige Öl zum Entzünden nur noch für einen einzigen Tag. Und hier sind wir bei der Wundererzählung des Chanukka-Festes: Durch göttliche Fügung brannte es ganze acht Tage lang – so lange, bis wieder ausreichend frisches Öl zum Entzünden der Menora verfügbar war.

Reagiert auf das gemeinsame Lichterzünden von Rabbiner Segal und der Bezirksbürgermeisterin hat auch der Bürgermeister unserer israelischen Partnerstadt Kiriat Bialik, Eli Dukorski. Die Berichterstattung ist auf der Webseite des bezirklichen Städtepartnerschaftsbeauftragten zu finden.