Treffpunkt: U-Bahnhof Bundesplatz / Bundesplatz 5
Länge: ca. 2,2 km
176. Kiezspaziergang
Vom Bundesplatz zum Rüdesheimer Platz
Bild: BA-CW, ML
Station 3: Hildegardstraße 19-22
Station 3.1: Hildegardstraße / Herkunft des Namens
Die Hildegardstraße verbindet Bundesallee und Blissestraße. Den Namen trägt sie bereits seit dem 2.11.1895, und zwar nach der Tochter des Besitzers des Geländes Otto Schramm. Nach Otto Schramm ist ebenfalls eine Straße benannt. Sie befindet sich gegenüber.
Station 3.2: Hildegardstraße 19-22 / Wohnanlage des Beamtenwohnungsvereins
Der Beamten-Wohnungsverein wurde am 1. September 1900 gegründet. Bei der Gründungsversammlung der Genossenschaft traten 270 Staatsbeamte der Genossenschaft bei. Ziel war es, den Mitgliedern zu [Zitat] „gesunden und preiswerten Wohnungen zu verhelfen“. Mitglied konnten damals nur Beamte, deren Witwen und ledige Töchter werden. Im Jahr 1905, also rund 5 Jahre nach Gründung, hatte die Genossenschaft bereits 10.400 Mitglieder und war damit die mitgliederstärkste Wohnungsgenossenschaft Deutschlands.
Die Wohnanlage, in der wir stehen, wurde von dem Architekten Erich Köhn gebaut. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Beamtenwohnungsvereins und war bis 1905 im Vorstand. So wie diese Wohnanlage stehen in Berlin heute zahlreiche von Köhns Bauten unter Denkmalschutz. Die Gebäude hier zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich vom damalig vorherrschenden Stil der Mietskasernen lösen. Der Gesamtblock ist als Einheit erkennbar. Nur die Erker, Loggien und Giebel sind noch künstlich variiert und individualisiert. Die Gebäude haben jeweils fünf Geschosse mit 246 Wohneinheiten. Die Wohneinheiten haben 1,5 bis 6,5 Zimmer.
Heute hat der Beamten-Wohnungsverein in Berlin 73 Wohnanlagen. In unserem Bezirk sind es fünf, drei in Charlottenburg, eine in Schmargendorf und diese in Wilmersdorf.
Ich freue mich, dass Herr Brauner, der hier in der Wohnanlage wohnt, uns etwas zum Wohnen in dieser Anlage und zu der Badeanstalt und Tanzpalast des Otto Schramm im Volkspark erzählen möchte.
Vielen Dank, Herr Brauner!
Wir verlassen nun die Wohnanlage und gehen zweimal links und treffen uns wieder in der Koblenzer Straße 22-24 vor der Birger-Forell-Grundschule.
Bild: BA-CW, ML
Station 4: Koblenzer Straße 22-24 / Birger-Forell-Grundschule
Die Birger-Forell-Grundschule wurde 1907 von Otto Herrnring und Philipp Nitze als Gemeindedoppelschule für Mädchen und Jungen erbaut. Das Hauptgebäude an der Straße besteht aus dem mit Werkstein geschmücktem Erdgeschoss und drei mit roten Klinkern verblendeten Obergeschossen. Die beiden Portale sind durch Vorbauten und Erker hervorgehoben. Auf dem einen steht Knaben und auf dem anderen Mädchen. Architekturhistoriker sehen in dem Baustil sowohl Anklänge an die beginnende Moderne, als auch an die niederländische Renaissance. Später entstanden auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks eine zweigeschossige Turnhalle und ein viergeschossiger Klassentrakt.
Die Birger-Forell-Grundschule ist seit 2011/2012 eine musikalische Grundschule. Zudem orientiert sich die Schule an den reformpädagogischen Lernansätzen von Maria Montessori. Englisch ist erste Fremdsprache und ab der dritten Klasse kann Französisch gelernt werden.
Der Namensgeber der Schule Birger Forell war ein schwedischer evangelischer Pfarrer. Er wurde 1893 in Söderhamn in Schweden geboren und starb am 4. Juli 1958 in Borås, ebenfalls in Schweden. Forell studierte ab 1919/1920 Theologie an den Universitäten Tübingen und Marburg. Von 1929 bis 1942 war er Pfarrer an der schwedischen Kirche in Berlin und ein entschiedener Unterstützer der Bekennenden Kirche. Er half Verfolgten des NS-Regimes und wurde von der Gestapo überwacht. Auf Drängen der Nationalsozialisten wurde er nach Schweden zurückberufen. Der Weltkirchenrat schickte ihn 1944 nach England. Dort gründete er das Studienlager Norton Camp, in dem deutsche Kriegsgefangene das Abitur ablegen konnten. Zudem wurde parallel dazu eine pädagogische Schule eingerichtet, die Volksschullehrer ausbildete.
Ab 1947 setzte sich Forell dafür ein, auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsanstalt der Wehrmacht in Mittwald bei Espelkamp die Flüchtlingsstadt Espelkamp zu gründen. 1948 konstituierte sich in Mittwald das Komitee für christliche Nachkriegshilfe, das als Schwedenhilfe gespendete Lebensmittel, Bekleidung und Geld verteilte. 1951 gab er sein Amt als Pfarrer in Borås ganz auf und gründete die Deutsch-Schwedische Flüchtlingshilfe, die heimatvertriebenen Bauern bei der Wiederansiedlung half. 1958 starb Birger Forell. Die Flüchtlingshilfe stellte zwei Jahre später ihre Arbeit ein. Die Aufgaben wurden von der Birger-Forell-Stiftung e.V. fortgeführt, bis diese 2000 aufgelöst wurde.
Wir gehen nun die Koblenzer Straße weiter und treffen uns wieder in der Vaterunser-Kirche.
Bild: BA-CW, ML
Station 5: Detmolder Straße 17/18 / Vaterunser-Kirche
Ich begrüße ganz herzlich Pfarrerin Werner, die uns gleich ihre Kirche und Gemeinde vorstellen wird. Herzlich willkommen in unserer Runde! Zuerst nun aber noch ein paar Worte zu dem Gebäude, das nach Plänen des Architekten Werner March gebaut wurde, der uns ja schon auf vielen Kiezspaziergängen begegnet ist. Bauzeit war von 1959 bis 1961 und eingeweiht wurde sie am 18. März 1961. Vorausgegangen war ein starkes Anwachsen der Gemeindeglieder im Bereich der Lindenkirche. Deshalb wurde der damalige Kirchenbezirk am 1.4.1959 geteilt. Die neue Gemeinde mit etwa 14.000 Mitgliedern im Norden der Ringbahntrasse erhielt den Namen Vaterunser-Kirchengemeinde.
Die Kirche ist ein Spätwerk von Werner March und mit dem Gemeindehaus von Otto Herrnring durch einen zweigeschossigen Flügelbau verbunden. Der Grundriss erinnert an die zur selben Zeit entstandene Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von Egon Eiermann, zu deren Wiederaufbau auch Werner March einen Entwurf eingereicht hatte. March wählte für die Vaterunser-Kirche eine Konstruktion aus vier Bügeln, die eine gewölbte Deckenschale tragen. Sowohl die außen gelegenen Träger als auch die Deckenschale sind aus Stahlbeton. Die Umfassungsmauern des achteckigen Zentralbaus bestehen aus Ziegelsteinen, außen rot und innen gelb. Das Innere der Kirche wird durch ein Glasband zwischen den Wänden und der Deckenschale erhellt, ferner durch ein Oberlicht im Scheitel der Deckenschale. Über dem Oberlicht befindet sich ein kleiner Glockenträger für die Gebetsglocke.
An der westlichen Ecke des Grundstücks befindet sich der Campanile aus Beton. Er besteht aus zwei geschlossenen Wandscheiben mit je einer Uhr und zwei Lochflächen. Darüber erheben sich drei offene Glockengeschosse. Im Campanile hängen drei Bronzeglocken, in dem Glockenträger über dem Kirchenschiff eine vierte. Sie wurden 1960 von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker gegossen. Kirche und Gemeindehaus stehen unter Denkmalschutz.
Nun aber möchte ich Pfarrerin Werner das Mikrofon übergeben.
Vielen Dank, Frau Pfarrerin!
Wir gehen nun weiter bis zur Blissestraße, unterqueren links die Autobahnbrücke und treffen uns wieder an der Laubacher Straße 30 vor der Theaterschule Goldoni.
Bild: BA-CW, ML
Station 6: Laubacher Straße 30 / Theaterschule Goldoni
Als erstes möchte ich die Leiterin der Theaterschule Goldoni, Frau Beatrice Arnim, begrüßen. Wir freuen uns sehr, dass Sie es möglich machen konnten, heute hierher zu kommen, um uns Ihre Schule vorzustellen. Die Theaterschule Goldoni wurde 2007 gegründet, und es gibt sie gleich zweimal in Berlin, zum einen hier in der Laubacher Straße 30 und dann noch in der Kulturbrauerei in der Schönhauser Allee. In der Schule probieren sich Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 18 Jahren in der darstellenden Kunst. Benannt ist sie nach Carlo Goldoni. Goldoni wurde 1706 in Venedig geboren und starb 1793 in Paris. Er reformierte die Commedia dell’Arte und schrieb an die 200 Theaterstücke und Libretti.
Aber ich möchte nicht alles vorwegnehmen und freue mich auf die Ausführungen von Frau Arnim.
Vielen Dank, Frau Arnim!
Nächste Station ist die Hohenheimer Straße 6. Auf dem Weg dorthin sehen wir links in der Spessartstraße 16 / Ecke Hanauer Straße die Kita der Vaterunser-Gemeinde.
Bild: BA-CW, ML
Station 7: Hohenheimer Straße 6
Station 7.1: Hohenheimer Straße 6-12 / Wilmersdorfer Seniorenstiftung
Wir stehen hier vor der Wilmersdorfer Seniorenstiftung und dem Seniorenheim Hohensteiner Straße, neben mir Frau Gerdun, die ich ganz herzlich in unserer Runde begrüße. Frau Gerdun ist Leiterin des Seniorenheimes und wird uns gleich ihre Institution vorstellen. Ehe ich ihr aber das Mikrofon übergebe, sage ich noch etwas zu der Struktur unserer bezirkseigenen Seniorenstiftung, die 1996 gegründet wurde. Vorausgegangen waren starke Kürzungen in den Bezirkshaushalten, wodurch sich die Bezirke den Betrieb von Pflegeheimen nicht mehr leisten konnten. Viele Bezirke haben in der Folge ihre Pflegeheime abgegeben oder verkauft. Wilmersdorf ist einen anderen Weg gegangen und hat die Wilmersdorfer Seniorenstiftung gegründet. Nach der Fusion mit Charlottenburg übernahm die Wilmersdorfer Seniorenstiftung auch deren Seniorenwohnhäuser. Die Stiftung hatte von Anfang an einen großen Rückhalt über die Parteigrenzen hinweg in der Bezirksverordnetenversammlung. Wir sind sehr froh, dass
unsere bezirkseigene Stiftung wirtschaftlich arbeiten kann und für die Senioren und Seniorinnen in unserem Bezirk gute Angebote entwickelt. Kürzlich wurde der Betrieb von zwei Senioren-Clubs von der Stiftung übernommen: die „Leben mit Tieren e.V.“ in der Wallotstraße und die Mensch-Tier-Begegnungsstätte „Tierheim Berlin e.V.“ in der Lentzeallee. Damit kann die qualitativ wertvolle Arbeit in den Clubs trotz Kürzungen fortgeführt werden.
Station 7.2: Hohensteiner Straße 6 / Seniorenheim Hohensteiner Straße
Das Seniorenheim Hohensteiner Straße wurde 1968 erbaut und seither mehrfach umfassend renoviert. Es bietet Platz für 79 Bewohnerinnen und Bewohner. Zum gemeinsamen Essen steht ein großer Speisesaal zur Verfügung. Es gibt Gemeinschaftsräume, teilweise mit angrenzenden Terrassen, für vielfältige Freizeitaktivitäten. Das Seniorenheim hat auch einen großen Garten. Das Heim liegt sehr verkehrsgünstig, alle Haltestellen, S-Bahn, U-Bahn und Bus, sind in wenigen Minuten zu erreichen.
Alles Weitere nun von Frau Gerdun.
Vielen Dank, Frau Gerdun!
Station 7.3: Hohensteiner Straße 1-15 / Wohnungsanlage des Wohnungsbauvereins Neukölln
Auf der linken Seite der Hohensteiner Straße sehen Sie die ausgedehnte Wohnungsanlage des Wohnungsbauvereins Neukölln e.V. Die Genossenschaft wurde 1902 gegründet und hat heute 14.000 Mitglieder und 6000 Wohnungen. Nach dem in der Nachkriegszeit der Wiederaufbau abgeschlossen war, begann der Wohnungsbauverein Neukölln Neubauten zu planen und errichten. Das 35.000 m² große Gelände hier in Wilmersdorf war bereits seit 1941 im Besitz des Wohnungsbauvereins. Die Bauten wurden zwischen 1959 und 1964 errichtet und kürzlich renoviert. Architekt war Paul Zimmerreimer.
Die Architektur spiegelt den Geist des Städtebaus in den 50er Jahren wider: keine Blockbebauung mehr, sondern offene Hauszeilen mit großen Fensterflächen. Die Wohnungen wurden für Familien konzipiert. Viele Bewohner sind mit der Siedlung gealtert, inzwischen wohnen auch auch wieder jüngere Familien hier.
Wir treffen uns wieder am Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz, wo uns Herr Abel bereits erwartet.
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