Der Stadtteil Ruhleben besteht aus einem südlichen Charlottenburger Teil mit der Siedlung Ruhleben, dem Naturschutzgebiet Fließwiese, dem Friedhof Ruhleben mit dem Krematorium, sowie dem Gelände am Murellenberg und einem nördlichen zu Spandau gehörenden Teil zwischen Charlottenburger Chaussee und Spree, einem Industriegebiet mit einer der größten Müllverbrennungsanlagen Europas. Hier befand sich früher eine 1907 von der Trabrenn-Gesellschaft Westend angelegte und bis zum Zweiten Weltkrieg betriebene Rennbahn. Auf dem im Westen anschließenden Industriegelände Stresow befand sich ab 1891 der sogenannte Auswandererbahnhof, von welchem vor allem Osteuropäer zwischen 1891 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges nach Hamburg und Bremen zur Überfahrt nach Amerika reisten.
Das Siedlungsgebiet Ruhleben ist aus einem Spandauer Vorwerk hervorgegangen; erste Erwähnung fand es zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges als “wüst liegendes Vorwerk”, später als “Neues Vorwerk”, 1704 findet sich erstmals die Bezeichnung Ruhleben. 1707 von König Friedrich I. erworben, wurde es dem Amt Spandau unterstellt; ein 1708-10 errichtetes Lustschloss wurde 1800 abgebrochen. 1810 wechselte das Vorwerk in den Besitz des preußischen Ministers Karl Friedrich von Beyme, 1841 wurde es vom Domänenfiskus erworben und als eigener Gutsbezirk wiederum dem Amt Spandau unterstellt. Die ersten militärischen Anlagen am Murellenberg mit Kasernen und Schießständen datieren aus dieser Zeit. Während des Nationalsozialismus nutzte die Wehrmacht das Gelände als Hinrichtungsstätte. Seit 2001 erinnern Denkzeichen daran. 1920 wurde das Gelände nach Groß-Berlin eingemeindet und zwischen Spandau und Charlottenburg aufgeteilt, nachdem es kurz zuvor noch dem Gutsbezirk Heerstraße zugeschlagen worden war.
Die Siedlung Ruhleben wurde ebenso wie die Siedlungen Eichkamp und Siedlung Heerstraße in den 1920er Jahren mit ein- und zweigeschossigen Häusern, überwiegend nach den Plänen von Max Taut und Frank Hoffmann, erbaut. Am Ostrand der Siedlung eine Parkanlage mit alten Laubbäumen. Am Westrand die Fließwiese, ein Naturschutzgebiet mit Mischwald, dichtem Unterholz und seltenen Pflanzen.
s. auch
Kiezspaziergang 2002
Kiezspaziergang 2008
Kiezspaziergang 2012
Kiezspaziergang 2017
Kommunalpolitischer Spaziergang durch Ruhleben
vgl. auch die Website der Interessengemeinschaft der Eigenheimsiedlung Ruhleben e.V.