Stolpersteine Nassauische Straße 54

Hauseingang Nassauische Str. 54, 27.07.2011

Hauseingang Nassauische Str. 54, 27.07.2011

Diese Stolpersteine wurden am 21.05.2008 verlegt.

Stolperstein für Eugen Herzberg, 27.07.2011

Stolperstein für Eugen Herzberg, 27.07.2011

HIER WOHNTE
EUGEN HERZBERG
JG. 1870
DEPORTIERT 24.8.1942
THERESIENSTADT
TODESTAG 1.3.1943

Eugen Herzberg wurde am 29. Mai 1870 in Mehlsack (dem heutigen Pieniężno) in Ostpreußen geboren. Er heiratete die am 21. September 1870 in Deutsch-Krone, Pommern, (heute Wałcz) geborene Irma Anna Jaffe. Das Paar muss schon in jungen Jahren nach Berlin gekommen sein, denn hier wurde am 13. März 1895 ihre Tochter Ilse geboren. Zwei Jahre später starb Irma Herzberg. Eugen Herzberg heiratete wieder, die Braut war die ein Jahr jüngere Kläre Gattel aus Spandau. Am 26. Juli 1901 wurde ihr Sohn Gerhard geboren. Herzbergs wohnten erst im heutigen Hansaviertel, nach 1900 zogen sie in die Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße).

Seit mindestens 1895 verdiente Eugen Herzberg sein Brot als Agent für Textilien, 1904 ließ er seine „Agentur für Tuche“ in das Handelsregister eintragen. Laut seinem Sohn Gerhard, der 1924 Mitinhaber der Firma wurde, vertraten sie „nur allerbeste deutsche und ausländische Tuchfabriken“. Der Sitz der Firma war zunächst in der Kaiser-Friedrich-Straße, dann am Hausvogteiplatz und schließlich in der Mohrenstraße. Eugen Herzberg wurde Handelsgerichtsrat und war auch Vizevorsitzender des Vereins Deutscher Handelsvertreter.

Ende der 1920er Jahre, vermutlich als beide Kinder verheiratet und aus dem Haus waren, bezog Eugen Herzberg mit seiner Frau eine Wohnung in der Neuen Bayreuther Straße 20. Etwa 1934 zogen sie dann in die Nassauische Straße 54/55. Um diese Zeit begann auch die Firma schlechter zu laufen, da aufgrund der Diskriminierungen und Boykottmaßnahmen der NS-Regierung die Kundschaft wegblieb. 1938 kamen die Geschäfte praktisch zum Erliegen. Im Oktober dieses Jahres verwitwete Eugen Herzberg nochmals. Kurz vorher war sein Sohn Gerhard mit Frau und zwei Kindern nach England ausgewandert.

Eugen Herzberg, inzwischen von den zahlreichen antisemitischen Verordnungen der Regierung betroffen und weitgehend verarmt, wurde von der Handelskammer aufgefordert, seine Firma zu löschen. Im Oktober 1939 beantragte er die Löschung von Amts wegen, da sowohl er wie sein Sohn in England mittellos seien. Um die sogenannte „Sühneabgabe“ zu zahlen, die Juden nach den Pogromen vom November 1938 auferlegt wurde, sah er sich genötigt, seine Lebensversicherung zu verkaufen.

Ende 1939 war er auch gezwungen, eine sicherlich kleinere Wohnung in der Jenaer Straße 22 zu nehmen. Es sollte nicht sein letzter Umzug sein. Als er im August 1942 „abgeholt“ wurde, da er für die „Umsiedlung“ in das „Altersghetto“ Theresienstadt vorgesehen sei, wohnte er, wohl nicht freiwillig, zur Untermiete bei Valerian Wechsler in der Prager Straße 35. Er kam zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26, ein von der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim, und wurde am 24. August des Jahres nach Theresienstadt deportiert.

In Theresienstadt angekommen musste er feststellen, dass das „Altersghetto“ nichts anderes als ein Konzentrationslager war, in dem die Menschen unter erbärmlichen Umständen untergebracht waren. Raumnot, Hunger, Kälte, katastrophale Hygiene verursachten viele Krankheiten, die ein Großteil der Insassen nicht überlebte. Auch der 72-jährige Eugen Herzberg nicht. Laut der dort ausgestellten „Todesfallanzeige“ erkrankte er an Darmkatarr und starb am 1. März 1943 an „Inanition (völlige Erschöpfung und Abmagerung)“. Es ist wohl kein Zufall, das solch eine unüblich realistisch vermerkte Todesursache – für gewöhnlich wurden keine Hinweise auf die lebensbedrohlichen Bedingungen im Lager gegeben – von einem jüdischen Totenbeschauer eingetragen wurden: Dr. Ernst H. „Israel“ Steiner.

Eugen Herzbergs Tochter Ilse wurde am 1. März 1943, dem Todestag ihres Vaters und einen Tag vor ihrem Mann Walter Weile, nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Für sie liegen zwei Stolpersteine vor dem Haus Wielandstraße 17.

Text: Micaela Haas
Quellen: Gedenkbuch. Bundesarchiv Koblenz, 2006; Akten des Landesentschädigungsamtes Berlin; Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus 1995; Berliner Adressbücher; Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer; Datenbank Theresienstadt

Stolperstein für Friedrich Rahmer, 27.07.2011

Stolperstein für Friedrich Rahmer, 27.07.2011

HIER WOHNTE
FRIEDRICH RAHMER
JG. 1879
DEPORTIERT 19.10.1942
RIGA
ERMORDET

Friedrich Rahmer, geboren am 18.08.1879 in Beuthen O. S., wurde am 19.10.1942 nach Riga deportiert und dort am 22.10.1942 ermordet.

Stolperstein für Else Rahmer, 27.07.2011

Stolperstein für Else Rahmer, 27.07.2011

HIER WOHNTE
ELSE RAHMER
GEB. RAHMER
JG. 1889
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
16.10.1942

Else Rahmer geb. Rahmer, am 19.01.1889 in Glatz, entzog sich am 16.10.1942 durch Suizid der Deportation.

Stolperstein für Friederike Cornelius, 27.07.2011

Stolperstein für Friederike Cornelius, 27.07.2011

HIER WOHNTE
FRIEDERIKE
CORNELIUS
GEB. ROSENTHAL
JG. 1886
DEPORTIERT 13.6.1942
SOBIBOR
ERMORDET

Friederike – oder Frieda – Rosenthal wurde am 18. März 1886 in Neustadt in Westpreußen (heute Wejherowo in Polen) geboren. Ihr Vater war der Kaufmann Isidor Rosenthal, die Mutter hieß Amalie, geborene Michalowitz. Friederike hatte mindestens sieben Geschwister.
Die Rosenthals zogen um die Jahrhundertwende nach Berlin und wohnten dort in der Kulmbacher Straße in Wilmersdorf. 1912 heiratete Friederike den zehn Jahre älteren Kaufmann Martin Reissner und zog mit ihm nach Cottbus. Martin war an dem sehr erfolgreichen Getreide- und Futtermittel-Großhandel seiner Familie beteiligt. Am 17. Mai 1914 bekamen Friederike und Martin in Cottbus einen Sohn, Arthur Joachim. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ließ sich das Ehepaar scheiden.

1925, mit 39 Jahren, heiratete Friederike in zweiter Ehe den 23 Jahre älteren Münchener Philosophen Hans Cornelius (1863-1947), der zu diesem Zeitpunkt Ordinarius für Philosophie an der Universität in Frankfurt am Main war. Für Professor Cornelius war es die dritte Ehe, er war bereits einmal geschieden und einmal verwitwet. Sein Vater, der Historiker Carl Adolph Cornelius, war Mitglied der altkatholischen Kirche in München. Es ist anzunehmen, dass Friederike und Hans Cornelius zusammen in Frankfurt am Main lebten. Sie hatten keine Kinder. Cornelius’ wissenschaftliche Arbeit ist weitgehend in Vergessenheit geraten; man kennt ihn heute vor allem als Lehrer von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.

1928 wurde er emeritiert, hielt aber weiterhin Vorlesungen in Frankfurt. 1937 wurde ihm wegen seiner Ehe mit Friederike als „jüdisch versippt” die Lehrerlaubnis entzogen. Bald darauf wurde die Ehe geschieden. Hans Cornelius ließ nicht viel Zeit vergehen, bis er 1939 zum vierten Mal heiratete; Friederike zog zurück nach Berlin, wo noch Familienmitglieder lebten, darunter ihre ältere Schwester Paula mit ihrem Mann.

Am 2. Juli 1942 wurde Friederike Rosenthal mit dem „14. Berliner Osttransport” deportiert. Ziel war mit größter Wahrscheinlichkeit das Vernichtungslager Sobibor, wo die 56-jährige Frau ermordet wurde. Ihre Schwester Paula, verheiratete Meyer, und ihr Mann Isidor wurden 1944 in Theresienstadt ermordet.
Auch ihr Ex-Mann Max Reissner, der in Cottbus wieder geheiratet hatte, und dessen zweite Frau Friederike, geborene Cohn, wurden im Holocaust getötet. Hier ist die Datenlage nicht eindeutig; sie starben zwischen 1942 und 1944 entweder im Warschauer Ghetto oder im Lager Piaski.
Friederikes Sohn aus erster Ehe, Arthur Joachim Reissner (17. Mai 1914 – 27. März 2003), hatte Deutschland schon 1936 verlassen und an der Universität Basel Jura studiert. Er emigrierte dann nach Peru und später in die Vereinigten Staaten, heiratete eine Amerikanerin und war in Kalifornien als Rechtsanwalt tätig. Er wurde 88 Jahre alt.

Recherche und Text: Christine Wunnicke

Quellen:

Gedenkbuch
Yad Vashem
Myheritage, JewishGen
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Cottbus/ jüdische Studien der Universität Potsdam
Stolpersteine Cottbus
tracesofwar.com
Hans Cornelius in Wikipedia und Neue Deutsche Biographie

Stolperstein für Julian Clavier, 27.07.2011

Stolperstein für Julian Clavier, 27.07.2011

HIER WOHNTE
JULIAN CLAVIER
JG. 1845
DEPORTIERT 28.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 30.1.1943

Julian Clavier, geboren am 19.06.1845 in Posen, wurde am 28.01.1943 nach Theresienstadt, deportiert und dort am 30.01.1943 ermordet.

Stolperstein für Jenny Helmrich, 27.07.2011

Stolperstein für Jenny Helmrich, 27.07.2011

HIER WOHNTE
JENNY HELMRICH
GEB. TURBINSKI
JG. 1896
DEPORTIERT 3.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Jenny Helmrich geb. Turbinski, geboren am 31.07.1896 in Königsberg (Pr.), wurde am 03.03.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Stolperstein für Betty Wolff, 27.07.2011

Stolperstein für Betty Wolff, 27.07.2011

HIER WOHNTE
BETTY WOLFF
JG. 1885
DEPORTIERT 19.1.1942
RIGA
ERMORDET

Betty Wolff, geboren am 12.04.1885 in Preußisch Eylau, wurde am 19.10.1942 nach Riga deportiert und dort am 22.10.1942 ermordet.

Stolperstein für Rosalie Löwenstein, 27.07.2011

Stolperstein für Rosalie Löwenstein, 27.07.2011

HIER WOHNTE
ROSALIE LÖWENSTEIN
GEB. LICHTENSTEIN
JG. 1862
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 8.10.1942

Rosalie Löwenstein geb. Lichtenstein, am 23.08.1862 in Königsberg (Pr.), wurde am 14.09.1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 08.10.1942 ermordet.

Stolperstein für Ottilie Baer, 27.07.2011

Stolperstein für Ottilie Baer, 27.07.2011

HIER WOHNTE
OTTILIE BAER
JG. 1871
DEPORTIERT 4.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.12.1942

Ottilie Baer, geboren am 26.11.1871 in Kolmar, wurde am 04.09.1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 02.12.1942 ermordet.