Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1936 ging Frida Levy nach Berlin, wo ihre Tochter Hanna bis 1933 studiert hatte und dann als Kindermädchen arbeitete. Zunächst wohnte sie mit ihrem Schwiegersohn Walter Herz und ihrer Tochter Hanna in der Eislebener Straße 7. Hanna und ihr Mann Walter Herz wurden unmittelbar nach dem Umzug der Mutter wegen „staatsfeindlicher Bestrebungen“ verhaftet und zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Völlig auf sich allein gestellt – die drei anderen Kinder waren mittlerweile nach Palästina und Schweden emigriert – führte Frida Levy die Korrespondenz für ihre Tochter und ihren Schwiegersohn (Gefangene durften nur Angehörigen schreiben) und stellte für sie den Kontakt zur Außenwelt her.
Vermutlich 1938 oder zu Beginn des Jahres 1939 zog Frida Levy in die Xantener Straße 20 und war hier bei der Familie Rothmann in der 1. Etage polizeilich gemeldet. Als die Tochter im Frühjahr 1939 freigelassen worden war, sorgte Frida dafür, dass Hanna nach Schweden flüchten konnte. Nach dem Überfall auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Schwiegersohn Walter Herz in ein Konzentrationslager eingeliefert. Frida bemühte sich weiter um seine Freilassung. Vergeblich: Walter Herz wurde von den Nationalsozialisten umgebracht.
Deutsche und ausländische Freunde versuchten, Frida zur Emigration zu überreden. Als dies nicht mehr möglich war, wurde ihr ein Versteck angeboten, um der drohenden Deportation zu entgehen. Am Silvestertag 1941 schrieb sie an ihre Tochter Hanna nach Schweden: „Ein schweres, ereignisreiches Jahr für uns alle, für die ganze Welt… Bleibt gesund und hoffnungsstark, über Kummer und Sorgen hinaus. Und ich verspreche Euch, meine letzte Kraft zu sammeln, um vielleicht irgendwann und wo noch einmal mit Euch vereinigt zu sein. Ich war in diesen Wochen fast entschlossen, dem Schwersten aus dem Wege und lieber zu Vater zu gehen.“ Sie entschied sich nicht zu fliehen und nicht den Freitod zu wählen. Sie wurde am 25. Januar 1942 bei eisigem Frost vom Bahnhof Grunewald in einem Güterzug mit 1044 Menschen nach Riga deportiert. Alle Insassen, die meisten waren nach fünf Tagen Fahrt durch die Kälte erfroren, wurden gleich nach der Ankunft auf dem Bahnhof Riga-Skirotava
erschossen. Von ihr gibt es keine Spur mehr. Vor ihrer letzten Wohnung an der Xantener Straße 20 in Wilmersdorf wird mit einem Stolperstein ihrer gedacht.
Im Jahre 2001 fasste die Gesamtschule Essen-Mitte nach intensiven Diskussionen mit großer Mehrheit den Beschluss, ihrer einstigen Schule den Namen „Frida-Levy-Gesamtschule“ zu geben: www.frida-levy-gesamtschule.de/ . Die Festschrift mit einer ausführlichen Biografie kann über die Schule bestellt werden.
Die Schulgemeinde hat die Patenschaft für den Stolperstein übernommen und in ihrer Schulzeitung über die geplante Verlegung berichtet.
Text: Ludger Hülskemper-Niemann, Frida-Levy-Gesamtschule Essen