Diese Stolpersteine wurden am 8. April 2022 verlegt.
Für Gertrud Blochs Mutter Fanny Putter wurde vor dem Haus Gasteiner Straße 13 am 8. April 2022 ein Stolperstein verlegt
Bild: H.-J. Hupka
HIER WOHNTE
MAX KREBS
JG. 1871
DEPORTIERT 11.9.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Max Krebs kam am 31. Dezember 1871 im Schlesischen Tworog (Horneck)/Gleiwitz auf die Welt. Sein Vater Simon Krebs war Gastwirt, seine Mutter hieß Bertha geb. Kallmann. Max besuchte das Gymnasium in Tarnowitz bis zur 10. Klasse. Er absolvierte eine Lehre und war nach deren Beendigung als „Reisender“ bei der Berliner Firma Alex Wolf beschäftigt.
Bild: H.-J. Hupka
HIER WOHNTE
NATALIE KREBS
GEB. SALZMANN
JG. 1882
DEPORTIERT 11.9.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
1911 heirateten Max Krebs und Natalie Salzmann in Glogau. Natalie wurde am 20. August 1882 in Glogau geboren. Sie besaß in der Preußischen Straße 49 ein renommiertes Schuhgeschäft, in das Max mit dem Tag der Hochzeit eintrat. Die Wohnung der Familie befand sich am Franziskanerplatz 12 und später in der Hohenzollernstraße 3.
Am 22. Oktober 1913 wurde die einzige Tochter Susi geboren. Sie wuchs in Glogau auf und ging dort zur Schule.
Bild: privat
1932 setzte sich Samuel Mathias zur Ruhe und lebte mit seiner Familie von seinen Ersparnissen.
Seit April 1934 wohnten Samuel und Marie Mathias in der Gasteiner Straße 13. Ihre 3-Zimmer Wohnung befand sich im Gartenhaus, 2. Treppe rechts. Die Wohnung war recht komfortabel ausgestattet mit einer zusätzlichen Mädchenkammer, Fahrstuhl, Balkon, fließend Warmwasser, einer Dampfheizung und einem Badezimmer.
Das Ehepaar Mathias bekam, nachdem der Mieterschutz für Juden 1939 aufgehoben wurde, zwei Untermieter zugewiesen. Es handelte sich um Siegfried Kraft und Johanna Heimann. Johanna Heimann wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und Siegfried Kraft nahm sich am 4. März 1943 angesichts der bevorstehenden Deportation das Leben. Sie wurden vermutlich nach der Verschleppung ihrer Vermieter noch einmal in andere Wohnungen eingewiesen.
Wenige Tage vor ihrer Deportation mussten Samuel und Marie Mathias gegenüber der Oberfinanzbehörde eine Vermögenserklärung abgeben. Sie listeten in diesem Formular akribisch auf, was ihnen 1942 noch verblieben war. Anscheinend war ihnen bis zu diesem Zeitpunkt noch ihr kompletter Hausrat erhalten geblieben. Neben einem kleineren Sparguthaben und der auf 900 RM geschätzten Wohnungseinrichtung wurde ein in Koschmin liegendes Grundstück, das Samuel Mathias zu einem Drittel gehörte, „zugunsten des Dt. Reiches“ eingezogen. Eine beglaubigte Abschrift dieser Verfügung wurde Samuel Mathias am 17. Juni 1942 „im Hause Gr. Hamburgerstr. 26 übergeben“. Das ehemalige Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße diente als Sammelstelle für die Menschen, die alsbald abtransportiert werden sollten.
Am 18. Juni 1942 wurden Marie und Samuel von diesem Ort aus mit dem 7. Alterstransport, einem sogenannten kleinen Transport, der 50 Personen umfasste, in das böhmische Ghetto Theresienstadt deportiert.
Samuel Mathias überlebte im Ghetto nur etwa 2 Monate, er wurde am 28. August ums Leben gebracht, Marie Mathias erlag den unmenschlichen Verhältnissen am 20. September 1942. In den Todesfallanzeigen der Ghettoärzte war als Todesursache „Enteritis, Darmkatarrh“ bzw. „Enterocolitis, Darmentzündung“ angegeben, eine übliche Umschreibung der wahren Todesursache. Im überfüllten Ghetto herrschten zu allen Zeiten Hunger, Seuchen und katastrophale hygienische Verhältnisse, denen die ohnehin geschwächten Menschen oft rasch zum Opfer fielen.
Von den drei Söhnen des Ehepaares überlebten zwei den nationalsozialistischen Terror.
1923 hatte der älteste Sohn Kurt, ebenfalls Kaufmann wie der Vater und der Großvater in Berlin Berta Eberlein geheiratet. Er verstarb 1934. Ein schwerer Schicksalsschlag für die gesamte Familie.
Hans Mathias heiratete am 4. Dezember 1929 die 1907 in St. Gallen/Schweiz geborene Marie Christine Weber. Er ließ sich bei der Hochzeit evangelisch taufen. Mit ihr und den Kindern Gerda (*1930) und Kurt (*1936) zog er nach Stuttgart. Nachdem die Familie in Stuttgart ausgebombt worden war, übersiedelte sie nach Rottenacker/Oberschwaben. Nach Kriegsende, im April 1945, wurde Hans Mathias schwer krank, am 12. Juli 1945 starb er im Friedrich-List-Heim in Stuttgart-Cannstatt. Eine Behandlung seiner Krankheit in einer Tübinger Klinik konnte nicht durchgeführt werden, da sämtliches medizinisches Gerät zuvor durch die französischen Truppen abtransportiert worden war. Er hatte, obwohl Kaufmann, zuletzt als Hausmeister arbeiten müssen. Marie Christine ernährte von da an ihre Kinder durch Austragen von Zeitungen.
Erich Mathias gelang es, über England in die USA auszuwandern, er ließ sich in San Francisco nieder, heiratete dort und bekam zwei Kinder.
Recherche und Text: Karin Sievert
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Theresienstädter Gedenkbuch Holocaust.cz
Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten – Entschädigungsbehörde
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Landesarchiv Berlin
WGA
Deportationslisten
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
Yad Vashem – Opferdatenbank
Weiter Angaben von Familienangehörigen
Bild: gemeinfrei
Bild: gemeinfrei
Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf
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