Der Kohleausstieg Berlins bis 2030 ist machbar
Bild: Vattenfall, Sabine Wenzel
Pressemitteilung vom 16.09.2019
Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Das Land Berlin und Vattenfall verfolgen ambitionierte Klimaschutzziele. Berlin will bis 2050 klimaneutral werden und die Treibhausgasemissionen in der Stadt um mindestens 95 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Vattenfall will innerhalb einer Generation ein Leben frei von fossilen Brennstoffen ermöglichen.
Gemeinsam haben Vattenfall und das Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, im Jahr 2017 die Machbarkeitsstudie „Kohleausstieg und nachhaltige Fernwärmeversorgung Berlin 2030“ auf den Weg gebracht. Das Ergebnis steht nun fest: Der Kohleausstieg in Berlin ist bis spätestens 2030 machbar.
Durch den Ersatz von Steinkohle können jährlich mehr als 2 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht rund 13 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes im Land Berlin (2016: insgesamt 16,9 Mio t). Damit würde Vattenfall den größten Einzelbeitrag auf Berlins Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2050 leisten.
Den Auftrag zur Erstellung der Studie erhielt das BET Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH aus Aachen. In einem beispielhaft transparenten und partizipativen Prozess ließen sich Politik und Vattenfall durch einen Kreis aus Vertreterinnen und Vertretern des Abgeordnetenhauses, der Berliner Stadtgesellschaft, der Wirtschaft und der Wissenschaft kritisch begleiten.
Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, erklärt zur Präsentation der Studienergebnisse:
„Der Kohleausstieg bis 2030 ist für Berlin ein großer Schritt beim Klimaschutz. Da es hierbei auch um Fernwärme geht, ist der Kohleersatz eine besondere Herausforderung. Die Machbarkeitsstudie zeigt detailliert, wie Klimaschutz ganz konkret gelingen kann. Das ist außerordentlich wichtig, denn um die Erderhitzung zu begrenzen, müssen wir endlich handeln. Für die Zeit nach 2030 bleibt aber noch viel zu tun, denn auch das Erdgas muss ersetzt werden und hierfür stehen heute noch nicht alle Technologien zur Verfügung. Wir brauchen aber auch flankierende Maßnahmen auf Bundesebene – wie eine CO2-Bepreisung und Instrumente für eine massive Beschleunigung der Gebäudesanierung.“
Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin:
„Die Machbarkeitsstudie zeigt uns die Möglichkeiten auf, das Berliner Fernwärmesystem nachhaltig umzubauen und für die nachfolgenden Generationen zukunftsfähig zu machen. Mit dem Ausstieg nun auch aus der Steinkohle bis 2030 setzen wir in der größten Metropole Deutschlands ein klares Signal, wie die Klimawende nicht nur gedacht, sondern auch gemacht werden kann. Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren intensiven Diskussionen gestellt und viele neue Erkenntnisse gewonnen. Gleichzeitig zeigte sich auch unseren vielen Wegbegleitern, wie komplex die Umsetzung von klimapolitischen Zielen wirklich ist und an was man alles denken muss, wenn eine Transformation auch im Sinne unserer Kundinnen und Kunden ohne Brüche verlaufen soll. Ich kann einen solchen Weg der Transparenz und Partizipation nur weiterempfehlen.“
Wie schaffen wir den Kohleausstieg 2030?
Das Fernwärmesystem – so zeigen die Ergebnisse der Studie – bietet die Möglichkeit, Wärme aus verschiedenen nachhaltigen Quellen aufzunehmen und zu verteilen: Die Nutzung und Integration klimafreundlicher Energien wie Geothermie und Biomasse sowie die Nutzung von Abwärme, die ansonsten ungenutzt in die Umwelt abgegeben würde (v. a. Abwasser oder industrielle Abwärme), tragen etwa zu 40 Prozent zum Ersatz der Kohle bei – neue hocheffiziente, modulare Gas-KWK-Konzepte bringen rund 60 Prozent. Die Einbindung von Speicherlösungen und Power-to-Heat zur Integration erneuerbaren Stroms in der Wärmeversorgung soll darüber hinaus klimaschonende Wärme für die Metropole Berlin bereitstellen. Das Gas-KWK-Konzept wird Wasserstoff-ready ausgelegt sein.
Die aktuellen Heizkraftwerke Reuter West und Moabit werden so zu zukunftsfähigen Energie-Verbundstandorten entwickelt. Innerhalb von zehn Jahren wird die in verdichteten Stadtgebieten heute schon ökologisch vorteilhafte Fernwärme als Stadtwärme noch klimafreundlicher gestaltet.
Ziel 2050: Für eine vollständige Dekarbonisierung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und politische Rahmenbedingungen verbessert werden.
Der Kohleausstieg 2030 ist ein substanzieller Zwischenschritt. Aber auch nach 2030 müssen zusätzliche Potenziale zur klimaneutralen Fernwärmeerzeugung erschlossen und die Brennstoffbasis für die bis 2030 neu errichteten Gas-KWK-Anlagen so verändert werden, dass auch die Nutzung von fossilem Gas enden kann. Eine weitere Baustelle ist der aktuell wichtige Baustein der Energiegewinnung aus Abfall. Im Zero-Waste-Szenario des Landes Berlin fällt kein Abfall mehr an – auch darauf muss sich die Stadt vorbereiten.
Die Politik muss nun den richtigen Rahmen setzen, um den Kohleausstieg bis spätestens 2030 zu unterstützen und die weitere Dekarbonisierung bis 2050 zu ermöglichen:
Dazu zählen beispielsweise der Wegfall des Photovoltaik-Ausbaudeckels im Erneuerbare-Energien-Gesetz und verbesserte Rahmenbedingungen zum Ausbau von On-/Offshore-Wind, Instrumente zur signifikanten Reduzierung des Wärmebedarfs in Neubau und Bestandsbauten, Anreize zur Erhöhung der Sanierungsraten, eine wirksame CO2-Bepreisung im Wärme- und Verkehrssektor für einen ökologisch fairen Wettbewerb im Wärmemarkt, die Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG) inklusive Kohleumstiegsbonus bis 2030 sowie ein Basisförderprogramm Fernwärmeinfrastruktur zur Nutzung erneuerbarer Wärme.
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