Berlins Stickoxidbelastung sinkt, bleibt aber zu hoch: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz veröffentlicht Zwei-Wochen-Werte für 2018

Luftgütemessstation am Zoo

Luftgütemessstation

Pressemitteilung vom 28.01.2019

Die Stickstoffdioxidbelastung in Berlin ist leicht zurückgegangen. Erstmals konnte, laut den vorläufigen Auswertungen, an einer verkehrsnahen Messstation der Grenzwert von 40 µg/m3 eingehalten werden: So wurde in der Frankfurter Allee ein Jahresmittelwert von nur noch 37 µg/m3 gemessen.

Die Situation an vielen anderen Straßen ist aber weiterhin ernst, denn an den übrigen Straßenmessstellen, an denen das gesetzlich festgelegte, automatische Referenzverfahren eingesetzt wird, wurden auch 2018 noch Stickstoffdioxidwerte zwischen 41 und 49 µg/m3 gemessen. An der Silbersteinstraße trat sogar ein leichter Anstieg von 48 auf 49 µg/m3 auf.

An der höchst belasteten Straße, der Leipziger Straße, an der die Luftbelastung aufgrund der räumlichen Enge dauerhaft nur mit kleinen, sogenannten Passivsammlern gemessen werden kann, konnte hingegen ein Rückgang des NO2-Jahresmittelwertes von 63 auf 59 µg/m3 (vorläufiger Messwert) erreicht werden. Inwieweit dies auf die seit Anfang April 2018 bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 zurückzuführen ist (die schadstoffintensive Beschleunigungsvorgänge mindert), wird derzeit im Rahmen des einjährigen Tempo-30-Pilotversuchs auf der Leipziger Straße untersucht. Informationen zur Wirksamkeit von Tempo 30 im Stadtverkehr für die Luftverbesserung gibt es hier:

Auch an den anderen 22 Berliner Messpunkten mit Passivsammlern sank die Belastung um durchschnittlich 9 %, an drei Messpunkten sogar unter den Grenzwert. Die Belastung in verkehrsarmen Wohngebieten lag auch 2018 zwischen 19 und 27 µg/m3 – und damit deutlich unter dem Grenzwert von 40 µg/m³ im Jahresmittel.

Der Stundengrenzwert für Stickstoffdioxid von 200 µg/m3 (für den maximal 18 Überschreitungen zulässig sind) wurde 2018 an keiner Station überschritten.

Für die Zukunft zeichnet sich zwar überwiegend eine Verbesserung der Stickstoffdioxid-Belastung an Hauptverkehrsstraßen ab, dennoch werden – wie bekannt – auch für 2020 an einigen Straßenabschnitten NO2-Belastungen weit über dem zum Schutz der menschlichen Gesundheit erlassenen Jahresgrenzwert vorhergesagt.

Dies ist das Ergebnis von Modellrechnungen, die das prognostizierte Verkehrsaufkommen und die erwartbare Kfz-Flottenentwicklung berücksichtigen. Die Grenzwertüberschreitungen werden vor allem durch Dieselfahrzeuge verursacht.

Nach den Modellrechnungen liegen die höchst belasteten Straßenabschnitte 2020 in Mitte an der Leipziger Straße, der Brückenstraße, Reinhardtstraße, Friedrichstraße, Stromstraße und Alt-Moabit sowie in Reinickendorf am Kapweg.

Das Berliner Luftgütemessnetz stellt die mit automatischen Messverfahren an 16 Messcontainern und am Messbus in der Leipziger Straße erhobenen Werte bereits seit März 2018 im Internet unter https://luftdaten.berlin.de/ zur Verfügung.

Ein Hinweis: Die Zweiwochenwerte sind nicht für einen Vergleich mit dem Jahresgrenzwert geeignet, weil in kürzeren Abständen gemessene Daten unter anderem meteorologischen Einflüssen unterliegen, die zu einer höheren Variabilität der Messwerte im Vergleich zu Jahresmittelwerten führen.

Der Grenzwert für PM10 („Feinstaub“) konnte 2018 wie bereits in den vergangenen Jahren berlinweit eingehalten werden, auch an der Silbersteinstraße (vgl. Pressemitteilung vom 17.01.2019). Die Berliner Strategie „kein Diesel ohne Rußfilter“, die mit der Einrichtung der Umweltzone einherging, zeigt damit Wirkung.

In der kalten Jahreszeit sind neben dem Straßenverkehr allerdings insbesondere die sogenannten Komfort-Öfen – also Kaminöfen, die als Zusatzheizung mit Holz betrieben werden – eine Belastung für die Berliner Atemluft. Komfort-Öfen stoßen weit mehr Feinstaubpartikel aus als alle übrigen Heizungsarten.