10.12.2022 – eisigen Temperaturen und leichtem Schneefall zum Trotz fanden sich 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum zweiten Kulturspaziergang in diesem Jahr unter dem Motto „Einblicke in die Gemeinde Lichterfelde“ am Gutshaus Lichterfelde ein.
Im Gutshaus Lichterfelde, welches übrigens auch als Carstenn-Schlösschen bekannt ist (benannt nach Johann Anton Wilhelm von Carstenn), durfte sich aufgewärmt und der Entstehungshistorie des Dorfkerns gelauscht werden. Der angrenzende Schlosspark, der 1867 von Carstenn neu angelegt worden ist, lockt mit Vogelgesang von Nachtigall, Rotkehlchen und Zaunkönig. Diese können sich dank eingezäuntem Naturschutzgebiet ungestört entwickeln. Der jährlich im Sommer stattfindende „Kunstmarkt der Generationen“, unter der Schirmherrschaft von Frau Richter-Kotowski, ist dabei ein besonderes Highlight und kann nur wärmstens empfohlen werden.
Vorbei am Historischen Gebäude Gross-Lichterfelde, ein ehemaliges Schalthaus und heutige Trafostation, ging es zur Dorfkirche Lichterfelde. Die aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende Dorfkirche war als einfache Saalkirche die erste ihrer Art von 50 Dorfkirchen in Berlin. Nach einem mehrjährigen und umfangreichen Sanierungsprozess ist die Kirche seit Oktober dieses Jahres für alle Besucher wieder zugänglich. Auf dem Friedhof der Dorfkirche ist die Familiengrabstätte der Carstenn Familie aufzufinden.
Weiter ging es für die Gruppe entlang des Hindenburgdamms bis zur Kreuzung Bäkestraße. Hier wurde die Bäkebrücke überquert und am Bäkepark ein kurzer Stopp eingelegt. Die Benennung erfolgte nach der Bäke, dies war ein damaliger Bachlauf, der auf dem Fichtenberg entsprang. Ein Teil des Bäkelaufs nimmt heute der Teltowkanal ein.
Am Bäkepark gut zu erkennen, das Otto Lilienthal Denkmal. Dies wurde zu Ehren des Flugpioniers Otto Lilienthals im Jahre 1914 enthüllt. Otto Lilienthal gelangen die ersten reproduzierbaren Gleitflüge der Geschichte, sie waren der Grundstein für das Zeitalter des Menschenfluges. Er verunglückte am 09.August 1896 bei einem Probeflug und verstarb am folgenden Tag. Das Lilienthaldenkmal ist das erste öffentlich aufgestellte Personaldenkmal für einen Techniker in Deutschland.
Geradeaus gelang die Gruppe auf den Ostpreußendamm, ehemals Berliner Straße. Nicht weit entfernt, das Willi-Graf-Gymnasium. Willi Graf – ein mutiger Mann schloss sich im Herbst 1942 der „Weißen Rose“ (Weiße Rose = deutsche Widerstandsgruppe gegen die Diktatur des Nationalsozialismus) an. Mit der Verteilung illegaler Flugblätter ging er wie seine Kommilitonen ein hohes persönliches Risiko ein. Im Februar 1943 wurden er und die Geschwister Scholl (Sophie und Hans Scholl) verhaftet und am 12. Oktober desselben Jahres in München-Stadelheim hingerichtet. Seit dem 12. Oktober 2018 (im Jahre seines 100. Geburtstages) erinnert eine berührende Dauerausstellung in der ersten Etage des Gymnasiums an den Widerstandskämpfer Willi Graf.
Schlussendlich gelang die Gruppe an Ihren Endpunkt des Kulturspaziergangs dem Stadion Lichterfelde. Das Stadion Lichterfelde wurde 1926 bis 1929 nach den Plänen des Architekten, Stadtplaners und Baubeamten Fritz Freymüller errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Das Stadion ist die Heimat der Vereine FC Viktoria 1889 und des Turn- und Sportvereins Lichterfelde und bietet Platz für 4.300 Zuschauer. Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 war das Stadion Trainingsstätte der schwedischen und der brasilianischen Nationalmannschaft. Zwei Jahre später (2008) trainierten in der Sportanlage ausländische Teilnehmer der Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Außerdem war das Stadion 2011 Trainingsstätte für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft.
Nächster Termin
Seien Sie beim nächsten Kulturspaziergang, am 14.01.2022, gerne mit dabei. Hier wird es durch den Dorfkern Dahlem gehen.