Wer aus dem hektischen Alltag einer Großstadt entkommen möchte, ist auf der im Südwesten Berlins gelegenen Pfaueninsel genau richtig! Beim Spaziergang auf der 67 Hektar großen Pfaueninsel gibt es viel zu entdecken: von traumhaften Landschaftsbildern bis hin zu kunstvollen Bauwerken. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, was den Besuch zu einem abwechslungsreichen und lohnenden Erlebnis machen.
Schon aus der Ferne können die Besucherinnen und Besucher die strahlend weiße Fassade des Schlosses erkennen. Bei so einem märchenhaften Ausblick kann man schon ins Träumen geraten, doch schnell wird man aus dem Traum herausgerissen, da die Fähre nach ca. einminütiger Fahrt die Schiffsanlegestelle erreicht hat.
Da die Pfaueninsel unter Naturschutz steht und seit 1990 von der UNESCO in die Liste des Natur- und Kulturerbes der Welt aufgenommen wurde, dürfen keine Hunde und Fahrräder auf die Insel mitgenommen werden, außerdem ist das Rauchen untersagt und zum Schutz der Pflanzen und Tieren dürfen die Wiesen nicht betreten werden.
Auf der Insel angekommen, wird der Gast von einem vielstimmigen Gesang, der über dort hundert lebenden Vogelarten, begrüßt. Mein erstes Ziel auf der Pfaueninsel ist das Schloss, welches von Nahen sehr kulissenhaft erscheint, und eher an ein Schloss aus einem Freizeitpark erinnert. Das zweitürmige Schloss, welches durch eine Brücke verbundenen ist, liegt an der West-Süd-Spitze der Pfaueninsel. Unter der Leitung von Friedrich Wilhelm II., der die Pfaueninsel 1793 vom Potsdamer Militärwaisenhaus erwarb, wurde die Insel mit einem Schlösschen im italienischen Ruinenstil, für seine Geliebte Wilhelmine Encke, errichtet. Nutzen konnte er das Schlösschen nicht lange, da er kurze Zeit nach der Fertigstellung des Gebäudes verstarb. In das Vergnügen dieses wunderschönen Schlosses kamen sein Sohn Friedrich Wilhelm III. und dessen Frau Luise, die das Schloss zu ihrem Sommer- und Lieblingssitz machten. Interessierte können das Schloss auch von innen besichtigen, dies ist allerdings nur mit einer dort angebotenen Führung möglich. Die Innenausstattung des Schlosses, insbesondere der klassizistische große Saal, vermittelt durch den edlen Charakter eine besondere Atmosphäre und die Besucherinnen und Besucher bekommen einen Eindruck, wie Friedrich Wilhelm III. und dessen Frau Luise hier königlich gelebt haben müssen. Das Schloss wird von einem farbenfroh gestalteten Garten umgeben, der 1804 vom Hofgärtner Ferdinand Fintelmann bepflanzt worden ist. Wenn die Temperaturen im Frühling langsam steigen, und die ersten Sonnenstrahlen die Pflanzen erreichen und diese aufblühen, verwandelt sich der Garten zu einer Traumoase, die zum Entspannen einlädt. Wie herrlich wohl der Garten riechen muss?
Beeindruckt vom idyllischen Plätzchen spaziere ich weiter in Richtung Nordspitze, zum anderen Inselende, wo sich die Meierei, im Stil einer gotischen Kirche, befindet. Friedrich Wilhelm II. ließ die zweigeschossige, turmartige Meierei vom Zimmermeister Johann Gottlieb Brendel 1794/1795 erbauen. Auch hier besteht die Möglichkeit, an einer Führung im Inneren der Meierei teilzunehmen. Da die Meierei ein landwirtschaftliches Gutshaus war, durften selbstverständlich bewirtschaftete Äcker nicht fehlen, die zu Zeiten Königin Luises drei Hektar groß waren. Heutzutage befindet sich auf dem Platz, ein im Vergleich zu früheren Zeiten, kleines Feld. Einige Meter neben der Meierei riecht es plötzlich nach Bauernhof, und es grasen tatsächlich hier noch Ponys, Schafe und Wasserbüffel, die ideales Futter auf dem Feld finden und dafür sorgen, dass keine Gärtnerin bzw. kein Gärtner mehr die Wiese mähen muss. Die Äcker und die Tiere dienen vielmehr der Unterhaltung der Kinder, weniger dem Nutzen.
Jenseits der Wiesen im Nordosten der Insel wacht der Luisentempel über die paradiesische Landschaft, dessen Portikus ursprünglich dem Mausoleum der Königin Luise im Schlosspark Charlottenburg gehörte und der 1829 auf die Pfaueninsel versetzt wurde. Beim weiteren Begehen des Wegenetzes entdeckt der Besucher die ganze Vielfalt der Natur, sei es die Buchen und die uralten knorrigen Eichen oder ein Eichhörnchen, das gelegentlich den Weg kreuzt. Ganz unerwartet taucht aus dem Grün plötzlich eines von vielen Gebäuden auf, welches entweder aus der Ferne oder aus unmittelbarer Nähe betrachtet werden kann. Die versteckten Sichtachsen der Bauten sind jedoch kein reiner Zufall: Sie wurden vielmehr bewusst gewählt, um für Abwechslung und Überraschung zu sorgen.
Auch Tierliebhaber kommen auf ihre Kosten: Die 1842 erbaute Voliére, die im südlichen Teil der Insel liegt, war ein zentraler Bestandteil der Menagerie, die vom Gärtner Peter Joseph Lenné gestaltet wurde, der auch den größten Teil der Insel in einen englischen Landschaftsgarten verwandelte. Verantwortlich für den Bau der Voliére war Friedrich Wilhelm III.: Er sorgte dafür, dass die Insel mit Gebäuden, Pflanzen, Gehegen und Voliéren und Tieren, wie Huftiere, Raubtiere und Vögel bereichert wurde. In der Zeit, in der Friedrich Wilhelm III. auf der Insel residierte, entstand nicht nur die Menagerie, sondern auch das Palmenhaus und das Kavaliershaus. Die vielen Kängurus, chinesische Schweine oder auch Papageien, die in der Menagerie lebten, wurden von Friedrich Wilhelm IV. 1842 an den Zoologischen Garten Berlin weitergegeben. Das Einzige, was heute noch von der Menagerie übrig geblieben ist, ist die Voliére mit ihrem bunten Vogelbestand. Wenn die Besucher Glück haben, können sie einen Pfau dabei beobachten, wie dieser ein Rad schlägt. Manch ein Pfau verliert dabei eine Schwanzfeder, die der Besucher stolz wie einen Pokal als Souvenir mit nach Hause nimmt. Übrigens: Den heutigen offiziellen Namen „Pfaueninsel“ bekam die Insel erst, als Friedrich Wilhelm II. die ersten exotischen Tieren, die Pfauen, im Mai 1795 herbringen ließ. Davor hatte die Insel einen eher weniger exotischen Namen, nämlich Kaninchenwerder.
Doch besuchen und entdecken Sie die Pfaueninsel selbst, denn Worte können schwer den Zauber der Pfaueninsel beschreiben!