Wannsee: Zu Fuß durch das historische Klein-Glienicke

Stand: 2014

In Richtung Wannsee beginnt heute unser Spaziergang aus Potsdam kommend über die von 1904 bis 1907 errichtete Glienicker Brücke. Der Spaziergang dauert circa zwei Stunden. Der Ausgangspunkt ist mit dem Bus 316 zu erreichen. (Endhaltestelle, Glienicker Brücke, BVG Teilbereiche C).

Blick auf die Glienicker Brücke

Blick auf die Glienicker Brücke

Kaum zu glauben, dass diese Brücke im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1949 von den Machthabern der DDR als “Brücke der Einheit” wiedereröffnet wurde. Nach dem Mauerbau 1961 durfte die Glienicker Brücke allerdings nur von den alliierten Militärs und von den Diplomaten überquert werden. Seit dem 10. November 1989 ist sie durch die friedliche Revolution in der DDR erneut für jedermann geöffnet.

Eingang zum Pleasureground

Eingang zum Pleasureground

Wir biegen am Ende der Brücke, an der ersten Kreuzung, links in den Mauerweg ein. Kurz danach, biegen wir rechts durch einen zierlichen Eisenzaun, in den in der Fachsprache des englischen Landschaftsgartens genannten Pleasureground, kurz gesagt in den Blumengarten von Klein-Glienicke, ein. Der Pleasureground wurde nach den Plänen des Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné angelegt und überzeugt durch die Vielfältigkeit und Schönheit der Blumen.

Wir führen unseren Spaziergang fort, gehen geradeaus, biegen nach etwa 20 Metern rechts ab und laufen durch den Klosterhof, den Prinz Carl von Preußen 1850 als Aufbewahrungsort für seine antiken Skulpturen und Bauschmuckfragmente erwarb. Weiter geht es rechts durch das Dianabeet, dessen Kegelstumpf mit der Jagdfigur, der so genannten “eilenden Artemis”, ursprünglich als römisches Bild angelegt wurde.

Blick auf das Casino

Blick auf das Casino

Gegenüber des Dianabeetes erblicken wir das Casino (aus dem Italienischen, zu einer Villa gehörendes Gartenhaus). Das ehemalige Billardhaus aus dem 18. Jahrhundert wurde 1824 von Karl Friedrich Schinkel zu einem Casino umgebaut. Mit Wein berankt, bilden die Pergolen einen harmonischen Übergang von der Natur zur Architektur. Auf der Gartenseite des Casinos ist eine antike Kopie der Bronzestatue “Betender Knabe” des 19. Jahrhunderts zu erblicken.

Hades-Pluto

Hades-Pluto

Nun stehen wir vor dem Casino und betrachten die mittlere Statue eines bärtigen Mannes. Es handelt sich vermutlich um Hades-Pluto, den Gott der Unterwelt. Weiter geht es: Wir laufen links am Casino entlang und gehen wiederum links durch einen schmalen und romantischen Durchgang. Wir bleiben auf dem Weg und erblicken in nicht allzu weiter Ferne die “Große Neugierde”, ein von korinthischen Säulen getragener Rundtempel, der schon zu Anfang des Spaziergangs von der Straße aus teilweise zu sehen war. Wir bleiben auf der Strecke und betrachten nach einigen Metern rechts von uns die “Kleine Neugierde”.

Große Neugierde

Große Neugierde

1796 ließ der damalige Besitzer des Gutes Glienicke, Graf Lindenau, unmittelbar an der Landstraße ein Häuschen erstellen, von dem aus er, ohne selbst gesehen zu werden, den vorübergehenden Verkehr beobachten konnte. Dem Häuschen gab er den Namen “Neugierde”. 1826/27 baute es der befreundete Architekt Karl Friedrich Schinkel um. 1848 erhielt die “Neugierde” eine besondere Eingangshalle. Auch Prinz Karl hatte den Wunsch, die Landstraße beobachten zu können. Er wollte jedoch bei gutem Wetter im Freien sitzen können. Daraufhin errichtete Schinkel 1835 einen von Säulen getragenen Rundbau, der zwei Jahre später durch einen Aufsatz besonderer Art verschönert wurde. Schinkels neuer Bau erhielt ebenfalls den Namen “Neugierde”, doch hieß er im Gegensatz zu seinem Vorgänger “Kleine Neugierde”, während das Häuschen von Graf Lindenau “Große Neugierde” genannt wurde.

Löwenfontaine vor dem Schloss Glienicke

Löwenfontaine vor dem Schloss Glienicke

Links neben der “Kleinen Neugierde” blicken wir auf die Brunnenskulptur des Milchmädchens. Wir folgen dem Weg entlang der Straße und blicken links von uns von der Gartenseite aus auf das Schloss Glienicke und die prachtvolle Löwenfontaine (1838), die noch heute im Sommer Wasser spendet. Prinz Carl erwarb 1824 das Landgut Glienicke mit dem dazugehörigen Schloss. Durch seine zahlreichen Italienreisen wurde er zum Bewunderer der Antike, so dass er das Schloss, das seiner Gattin und ihm als Sommersitz diente, im Stil italienischer Villen sehen wollte.

Stibadium

Stibadium

Wir folgen dem Weg weiter geradeaus und schauen geradezu auf eine zeltartige überdachte Rundbank (Stibadium aus dem Jahr 1840) unter der wir durchgehen und dabei die wunderschöne Kuppel betrachten. Wir gehen geradeaus weiter, die Treppe hoch, biegen rechts durch das Gartentor und laufen links am Schloss entlang.

Weiter geht es in Richtung Orangerie. Wir folgen den Wegweisern und sehen nach einigen Metern Fußweg links von uns die 1839 erbaute Orangerie, die während des Zweiten Weltkrieges abgerissen und 1979 nach den Originalplänen von Ludwig Persius wieder aufgebaut wurde. Wir gehen an der Orangerie vorbei, an der nächsten Kreuzung biegen wir rechts ab und erblicken links das Hofgärtner- und das Maschinenhaus. Der Bau wurde 1838 von Ludwig Persius errichtet. Um die künstlichen Seen im Park und die Springbrunnen mit Wasser zu füllen, wurde mit Hilfe einer Dampfmaschine Wasser aus der Havel gepumpt.

Wir laufen entlang des Zaunes, biegen am Ende des Weges rechts ab und folgen dem geraden und etwas holprigen Verlauf des Pfades.

p(. (Wer den Spaziergang verkürzen möchte, kann kurz nachdem wir an dem Maschinenhaus rechts abgebogen sind, links die Holztreppe heruntergehen. Von dort aus gelangt man direkt zum Mauerweg und erblickt geradezu die Glienicker Brücke.)

Teufelsbrücke

Teufelsbrücke

Nach einigen Minuten Fußweg erblicken wir die Teufelsbrücke. Ludwig Persius erhielt im 19. Jahrhundert den Auftrag, Brücken über die Schluchten und Wasserläufe des Parks zu entwerfen. So entstand 1838 die Teufelsbrücke oberhalb der Schlucht, von der aus das Wasser 27 Meter tief in die Mündung der Havel fließt.

Wir passieren die Brücke und folgen der Strecke, bis wir am Ende des Weges durch das Nordtor zum Schlosspark gehen. An dieser Wegkreuzung laufen wir links auf dem Mauerweg weiter.

Sacrower Heilandskirche

Sacrower Heilandskirche

Auf der anderen Seeseite können wir die Sacrower Heilandskirche erblicken. Wir folgen dem Mauerweg und laufen entlang des Sees weiter, bis wir geradezu die Glienicker Brücke sehen. Hier am Ausgangspunkt endet unser Spaziergang durch das schöne Klein-Glienicke.

Es gibt noch viel zu entdecken in unserem grünen Bezirk Steglitz-Zehlendorf – viel Spaß dabei!

Text und Fotos: Claudia Körper (Mitarbeiterin des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf