Es passiert immer wieder. Bei dem angebotenen Stadtspaziergang “Berlins schönstes Dorf – Dahlem” trifft man sich im Gebäude des historischen Reet gedeckten U-Bahnhofs Dahlem Dorf. Nach Erläuterungen über Entstehung des Dorfes und der Geschichte des Bahnhofs wird der Blick auf die Decke im Eingangsbereich gelenkt: “Sehen Sie mal nach oben, dort dieser Leuchter zeigt ein besonderes Detail. Ein geflügeltes Rad, eigentlich ein Zeichen der preußischen Eisenbahn, aber Zug ist Zug und Bahn ist Bahn, so hat man hier dieses hübsche Detail angebracht.” Eine Teilnehmerin: “Ich wohne seit 20 Jahren hier in der Nähe, gehe fast jeden Tag durch den Bahnhof, aber den Leuchter habe ich noch nie bemerkt.” Hier bewahrheitet sich der dem Schriftsteller Theodoar Fontane zugeschriebene Satz: “Man sieht nur was man weiß.”
Und zu sehen und Neues zu entdecken gibt es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wahrlich genug. Erstaunt sind die Gäste bei – der Führung “Steglitz vom Feinsten – Der Fichtenberg” immer wieder. Schöne Villen und Landhäuser stehen auf dem Fichteberg, mit 68 Metern die höchste Erhebung des Bezirks. Der mächtige 1885 von dem Landesbaurat Techow errichtete Wasserturm, der einst die Wasserversorgung des Berliner Südwestens sicherstellen sollte, bietet heute den Mitarbeitern der Freien Universität, Institut für Meteorologie einen “luftigen” Arbeitsplatz.Um 1900 konnte man den Turm sogar besteigen und hatte einen weiten Blick bis nach Südende oder Potsdam.
Einige Schritte weiter wird erstaunt festgestellt, dass sich am Fichtenberg in letzter Zeit allerlei getan hat. Die Wege sind neu gestaltet, Bänke und Grünanlagen auf das feinste hergerichtet und laden zum Verweilen ein. Hier kann man ein Stück positiver Bezirkspolitik beobachten.
So ist der stets gepflegte Vorplatz am S-Bahnhof Nikolassee zu jeder Jahreszeit ein “Fest für die Augen.” Stehen im Frühjahr die riesigen Magnolienbäume in Blüte, dann zückt so mancher Besucher die Kamera, stellt die Freundin oder die Enkelkinder davor und verschickt die Fotos mit dem Vermerk “Grüße aus Nikolassee” an Freunde in aller Welt. Ein Spaziergang durch die Villenkolonie ist auch ein Blick in die Geschichte Berlins. Bewundernswert die schönen Landhäuser von Hermann Muthesius und die imposante evangelische Kirche Nikolassee. Sehr erfreut nehmen die Teilnehmer einer Führung zur Kenntnis, dass nun endlich am ehemaligen Wohnhaus des von den Nationalsozialisten in den Tod getriebenen Theologen und Kirchenmusikkomponisten Jochen Klepper eine Erinnerungstafel angebracht wurde.
“Ewig jung ist nur die Sonne”, mit diesem Spruch beginnen oft die beliebten Friedhofsspaziergänge im Bezirk. Ob Günter Pfitzmann auf dem Waldfriedhof Zehlendorf, Wagensteig oder Harald Juhnke auf dem Waldfriedhof Hüttenweg, der Besuch der Gräber von Prominenten ist nach wie vor beliebt. Der Bezirk ist auch als letzte Ruhstätte vieler “echter” Berliner sehr gefragt. So fand der populäre Gartenhistoriker Martin Sperlieh auf dem Waldfriedhof Zehlendorf eine würdige Grabstelle.
Das Interesse an historischen Stadt- und Friedhofsspaziergängen ist besonders bei Familien, die neu in den Bezirks gezogen sind, sehr groß. Fragen wie: “Wer war Carstenn oder Heese” oder “Welcher König wohnte im Wrangel-Schlösschen” sollten nicht belächelt, sondern sachkundig beantwortet werden. Dazu laden die Spaziergänge herzlich ein.