- Professor Albert Tschautsch , geboren am 20. 12. 1843 in Seelow/Mark, gestorben am 18. 01. 1922, besuchte von 1863 bis 1867 die Berliner Kunstakademie. Anerkennung fand er vor allem als Genremaler mit Motiven aus Märchen und Sagen, sowie als Porträt- und Geschichtsmaler. Tschautsch wohnte in der Steglitzer Straße 30, seit 11. 04. 1935 Gardeschützenweg, sein Grab hat sich leider nicht mehr erhalten.
Im zweiten Friedhofsband von Willi Wohlberedt werden drei Grabstellen genannt, darunter das von George Fontane , dem ältesten Sohn des Dichters und Lehrers an der Hauptkadettenanstalt. Er starb 1887 mit nur 36 Jahren, auch sein Grab existiert nicht mehr. Hier war Theodor Fontane häufig Besucher, es kommt sogar in seinem Gedicht “Meine Gräber” vor. Edith Krauß schreibt in “Fontane Blätter 78/2004”, S. 152-168, dass George im Sommer 1886 Martha Robert, die Tochter eines vermögenden Berliner Justizrats heiratet und mit seiner jungen Frau die “Robertsche Villa” Drakestraße Ecke Knesebeckstraße bezieht (Grundstück neu bebaut). Schon am 24. September 1887 stirbt er an einer Blinddarmentzündung. Seine Schwester Martha hat ihn die letzten Tage gepflegt, sein Vater traf, aus Berlin kommend, ein, als er eben gerade verstorben war. Leider wurde das Grab nach dem Tod der Eltern wenig gepflegt und wie aus einer Korrespondenz
zwischen dem Fontane-Kenner Friedrich Schmidt aus Lichterfelde (er war u.a. 1923 einer der Gründer des Steglitzer Heimatvereins) und dem Fontane-Sohn Friedrich aus Neuruppin hervorgeht, am 10. 01. 1937 noch vorhanden, jedoch in einem schlechten Zustand. Im August 1939 findet Friedrich Schmidt die Stelle eingeebnet. Nach Auskunft des damaligen Friedhofswächters sei der Granitstein zerschlagen.
Nach Edith Krauß (s.o.)schreibt Friedrich Fontane in einem Brief vom 7. Januar 1937:
“Die Grabstelle meines ältesten Bruders befindet sich? auf dem Lichterfelder Kirchhof in der Moltkestraße. Und zwar beim Eingang gleich in der ersten Querreihe rechts, ungefähr die 4. oder 5. Stelle.” Heute ist hier die Wegeführung verändert, vorn sind Wege hinzugekommen.
Im dritten Wohlberedt-Band werden acht Grabstellen genannt; darunter ist das Grab des Amts- und Gemeindevorstehers, Erb- und Lehnschulzengutsbesitzers Friedrich Siebecke , gestorben 1906, unweit des Grabes von Heinrich Seidel noch vorhanden.
Verschwunden ist die Grabstelle des Realgymnasialdirektors Prof. Max Doehler , gestorben 1908, erster Schulleiter des Lankwitzer Realgymnasiums in der Hauptstraße 3, heute Alt-Lankwitz. Die Schule zog 1908 in die Kaulbachstraße, hieß seit 1933 Tannenberg-Oberschule, wurde 1943 zerstört, zog dann in die Berliner Straße, seit 01.10.1961 Ostpreußendamm und heißt seit 1990 Willi-Graf-Oberschule.
Auch nicht mehr vorhanden ist die Grabstelle von Werner Genest , Baurat, Industrieller (Mix und Genest); er starb 1920 und wohnte in der Boothstraße 16. Geboren wurde Werner Genest am 18. August 1850 in Jerichow als Sohn des Kaufmanns und Gastwirts August und dessen Frau Hulda geb. Woche. Werner Genest verzichtete früh auf eine vorgezeichnete Beamtenlaufbahn, nachdem er 1877 von den Versuchen erfuhr, die der Generalpostmeister Heinrich von Stephan mit den Bellschen Telefonapparaten durchführen ließ. Am 1. Oktober 1879 gründete er mit dem Kaufmann Wilhelm Mix die OHG Mix & Genest, Telegraphenbau-Anstalt und Telegraphendraht-Fabrik in Berlin. 1904 hatte der Betrieb nach einer Neugründung 2200 Beschäftigte. Nach dem Tod von Genest übernimmt die AEG 1921 die Mehrheit des Unternehmens und stellt u.a. verschiedene Rundfunkmodelle her.
Der letzte Band Wohlberedts beinhaltet unter “Alter Friedhof, Lichterfelde-West, Moltkestraße” nur die beiden heute nicht mehr vorhandenen Grabstellen der Professorenbrüder und Forschungsreisenden Aurel , gestorben 1908, wohnhaft Potsdamer Straße 56 und Arthur Krause, gestorben 1920, wohnhaft Paulinenstraße 27. Beide unternahmen im Auftrag der Geographischen Gesellschaft zu Bremen gemeinsam eine 1 ½ jährige Forschungsreise nach der Behringstraße und der Nordwestküste Nordamerikas. Arthur schrieb 1885 das Werk “Die Tlinkitindianer”.
Das auffälligste Grabdenkmal auf diesem Friedhof ist wohl das für den Schriftsteller Wolfgang Kirchbach (1857 London – 1906 Bad Nauheim), der Bronzekopf ist ein Werk des Bildhauers Martin Meyer-Pyritz. Kirchbach schrieb ab 1880 Märchen, später Romane wie “Salvator Rosa” und “Waiblinger”. Er war Feuilletonleiter der Dresdener Nachrichten, schrieb ab 1890 Gedichte, dann Dramen (“Sonnenreichs Untergang”), Lustspiele (“Der Menschenkenner”) und nach 1900 vor allem die dramatische Dichtung “Die letzten Menschen” und den Roman “Das Leben auf der Walze” .
Heute sind seine Werke so gut wie vergessen. Kirchbach wohnte in der Steinäckerstraße 32.
Text: Wolfgang Holtz