10/2024-CASSINO – In aller Freundschaft: Concerto dell’Amicizia

Zu Ehren der Städtepartnerschaft mit Steglitz-Zehlendorf: Deutsche Flagge weht vor dem Rathaus Cassino

Zu Ehren der Städtepartnerschaft mit Steglitz-Zehlendorf: Deutsche Flagge weht vor dem Rathaus Cassino

Cassino / Oktober 2024

“Gute Freunde kann niemand trennen” hieß es einst in einer fußballkaiserlichen Hymne an die Freundschaft. Wer wollte dem widersprechen? Besonders intensiv und tragfähig können sich Freundschaften entwickeln, die schon lange andauern. Mit der Dauer der Beziehung wachsen gegenseitiges Vertrauen und der Wunsch, beieinander zu bleiben. In privaten Beziehungen ist das so, aber auch im Kontext internationaler Städtepartnerschaften.

55. Partnerschaftsjubiläum (1969-2024)

57 Jahre sind es her, seit 1967 erste zarte Bande zwischen dem Altbezirk Zehlendorf und der im italienischen Latium gelegenen Gemeinde Cassino geknüpft wurden. Als Bezirksbürgermeister war damals Hans-Joachim Schnitzer (1965-1971) im Amt. Zwei Jahre später wurde die kommunale Partnerschaft schließlich formell begründet. Die italienische Seite unterzeichnete am 2. Oktober 1969. Dauerhaft eingraviert ist der Name des Altbezirksbürgermeisters auf einer kleinen Tafel, angebracht an einem Fahnenmast vor dem Rathaus Cassino. Oberhalb dieses Täfelchens ist die schwarz-rot-goldene Bundesflagge gehisst. Ebenso wie eine unmittelbar am Rathausportal befestigte (und deutlich größere) Partnerschaftstafel erinnert sie an die deutsch-italienische Partnerschaftsvereinbarung von 1969: Ob der besonderen Bedeutung der Freundschaft mit „Berlino Zehelendorf“ hat man mit Buchstaben nicht gegeizt. Große Verdienste um die deutsch-italienische Städtepartnerschaft hat sich Gisela Pflug erworben. Seit 2012 ist die langjährige Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V. Ehrenbürgerin von Cassino. Damit befindet sie sich übrigens in bester Gesellschaft: 1980 wurde diese Ehre Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zuteil.

Herzlich Willkommen in Cassino!

Herzlich Willkommen in Cassino!

Jubiläen sind dazu da, gefeiert zu werden und einander zu begegnen. Deswegen machten sich 55 Jahre nach Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde gleich zwei Reisegruppen aus Steglitz-Zehlendorf auf den Weg über die Alpen: Im September 2024 organisierte der Städtepartnerschaftsverein eine sogenannte „Bürgerreise“, einen Monat später hielt sich ein Zehlendorfer Chor im Rahmen einer Konzertreise in der Partnerstadt auf. Solche Besuchsreisen haben eine tiefere Bedeutung als oberflächliche „Reisediplomatie“. Vielmehr geht es darum, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg Kontakte von Mensch zu Mensch zu ermöglichen.

Empfang im Rathaus Cassino: Bürgermeister Enzo Cassino flankiert von (v.l.n.r.) Maestro Fulvio Venditti (Chorleiter des "Coro di S. Giovanni Battista-Città di Cassino"), Claudia Jennings (Chorleiterin des Chores "BeneCantemus"), Christian Urlaub (Städtepartnerschaftsbeauftragter Steglitz-Zehlendorf), Gisela Pflug (stellv. Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V. und Ehrenbürgerin von Cassino)

Empfang im Rathaus Cassino: Bürgermeister Enzo Cassino flankiert von (v.l.n.r.) Maestro Fulvio Venditti (Chorleiter des "Coro di S. Giovanni Battista-Città di Cassino"), Claudia Jennings (Chorleiterin des Chores "BeneCantemus"), Christian Urlaub (Städtepartnerschaftsbeauftragter Steglitz-Zehlendorf), Gisela Pflug (stellv. Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V. und Ehrenbürgerin von Cassino)

Bürgermeister Enzo Salera gibt sich die Ehre

Bürgermeister Enzo Salera hat den Blick in die Zukunft gerichtet: Bei einem Empfang im Rathaus Cassino bekräftigte er am 4. Oktober 2024 seinen Wunsch, die jahrzehntelang bestehenden Schülerkontakte zwischen seiner Stadt und dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf zu erneuern. Erste Signale in diese Richtung hatte es bereits im Herbst 2022 gegeben, als der Rathauschef anlässlich des 35. Vereinsjubiläums des Städtepartnerschaftsvereins in Berlin weilte. Vor Sängerinnen und Sängern des Kammerchors „BeneCantemus“ sprach er sich ergänzend für sportliche und kulturelle Begegnungen aus. Der Chor gehört zur Ensemble-Familie der bezirklichen Leo-Borchard-Musikschule und absolvierte am 5. Oktober 2024 ein Jubiläumskonzert vor Ort. Die singenden Kulturbotschafter aus Steglitz-Zehlendorf waren ideale Ansprechpartner des Bürgermeisters, um seinen Wunsch nach einer Vertiefung des gegenseitigen kulturellen Austauschs zu adressieren. Das Bezirksamt war beim Rathausempfang durch seinen Partnerschaftsbeauftragten Christian Urlaub vertreten, der Städtepartnerschaftsverein durch die stellvertretende Vorsitzende Gisela Pflug. Im Anschluss an den Empfang führte der Kabinettschef des Bürgermeisters, Dott. Giovanni Lena, den Abgesandten des Bezirksamts durch die Räumlichkeiten des Rathauses, u.a. in den Sitzungssaal des Stadtrates.

Enzo Salera war erst am 8./9. Juni 2024 bei den Bürgermeister- und Stadtratswahlen für eine erneute Amtszeit wiedergewählt worden.

Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs, Cassino

Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs, Cassino

3. Oktober 2024: Besuch auf dem deutschen Soldatenfriedhof

Die gemeinsame Verantwortung vor der Geschichte prägte von Anfang an die Beziehungen zwischen Zehlendorf und Cassino. Ein italienischer Soldatenfriedhof befindet sich in Zehlendorf, ein deutscher im Umland von Cassino. Die 1944 zusammen mit Montecassino vollständig zerstörte Stadt lebt von der Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse vor 80 Jahren. Fast an jeder Ecke im öffentlichen Straßenland sind Spuren einer lebendigen Erinnerungskultur zu entdecken: ein ausrangierter Panzer; diverse Gedenkorte mit Erinnerungstafeln an die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs; ein Felsblock, auf dem in mehreren Sprachen zum Frieden gemahnt wird. Im Herzen der Stadt wurde zudem ein neues Ehrenmal geschaffen, das an die in der Schlacht um Montecassino gefallenen polnischen Soldaten erinnert. Nicht von ungefähr nennt sich Cassino auch „Città Martire“ – Märtyrerstadt. Mehrere Soldatenfriedhöfe halten das Gedenken an Abertausende Soldaten aus vielen Nationen aufrecht, die in und um Montecassino den Tod fanden.

Grabmal für einen unbekannten deutschen Soldaten auf dem deutschen Soldatenfriedhof, Cassino

Grabmal für einen unbekannten deutschen Soldaten auf dem deutschen Soldatenfriedhof, Cassino

Für eine deutsche Reisegruppe gehört der Besuch des 1965 angelegten deutschen Soldatenfriedhofs („Cimetero Militare Germanico“) zum Pflichtprogramm. Ein kleines, aber feines Museum versucht die historischen Ereignisse einzuordnen und etlichen anonymen Soldaten ihre Namen zurückzugeben. Friedhofsverwalter Eugenio Pezza führte den Kammerchor am deutschen Nationalfeiertag, dem 3. Oktober 2024, über den Friedhof und stand geduldig Rede und Antwort. Spontan intonierte der Chor das „Locus iste“ von Anton Bruckner (1824-1896) und würdigte damit „diesen Ort“ in besonderer Weise.

„Die Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens“ ist eine programmatische Aussage des Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer (1875-1965) überliefert. Über 20.000 deutsche Gefallene haben auf der weitläufigen Friedhofsanlage ihre letzte Ruhestätte gefunden. Betreut und gepflegt wird sie durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V..

Panoramablick auf die Stadt Cassino, aufgenommen vom Burgfelsen Rocca Janula

Panoramablick auf die Stadt Cassino, aufgenommen vom Burgfelsen Rocca Janula

Die Einkaufsmeile von Cassino: Corso della Repubblica

Die Einkaufsmeile von Cassino: Corso della Repubblica

Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe: Bürgermeister Enzo Salera lauscht dem Konzert, assistiert von (v.l.n.r.) Dott.ssa Barbara Di Rolla (Vorsitzende des Stadtrats Cassino), Prof.ssa Gabriella Vacca (Kulturstadträtin der Gemeinde Cassino), Dott.ssa Falese Jole (Gemeinderätin der Gemeinde Cassino)

Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe: Bürgermeister Enzo Salera lauscht dem Konzert, assistiert von (v.l.n.r.) Dott.ssa Barbara Di Rolla (Vorsitzende des Stadtrats Cassino), Prof.ssa Gabriella Vacca (Kulturstadträtin der Gemeinde Cassino), Dott.ssa Falese Jole (Gemeinderätin der Gemeinde Cassino)

5. Oktober 2024: Jubiläumskonzert in San Giovanni Battista

Höhepunkt des A-cappella-Konzertabends in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer (San Giovanni Battista) waren zwei Werke, die gemeinsam von zwei Chören interpretiert wurden: dem gastgebenden „coro di S. Giovanni-Città di Cassino“ und dem aus Steglitz-Zehlendorf angereisten Kammerchor. Jeweils abwechselnd von den Chorleitern Maestro Fulvio Venditti und Claudia Jennings dirigiert, erklang zunächst die Motette „Sicut cervus“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594), anschließend der Choral „Jesus bleibet meine Freude“, der Teil einer Kantate von Johann Sebastian Bach (1685-1750) ist. Fulvio Venditti hatte im Sinne des völkerverbindenden Anliegens ausdrücklich darum gebeten, sowohl ein deutsches, als auch ein italienisches Werk gemeinsam auf die Kirchenbühne zu bringen.

Nach dem Konzert wartete im Pfarrsaal eine süße Überraschung auf die Berliner Gäste: Eine mit dem Schriftzug „Freundschaftskonzert“ („Concerto dell’Amicizia“) zuckrig-schokoladig überzogene Torte wurde gemeinsam von beiden Chorleitern angeschnitten.

5. Oktober 2024: Vollversammlung zweier Chöre beim Jubiläumskonzert in San Giovanni Battista, Cassino (mit Schärpe: Bürgermeister Enzo Salera, rechts daneben Chorleiterin Claudia Jennings; knieend vorne links der Gemeindepfarrer, rechts daneben Chorleiter Fulvio Venditti)

5. Oktober 2024: Vollversammlung zweier Chöre beim Jubiläumskonzert in San Giovanni Battista, Cassino (mit Schärpe: Bürgermeister Enzo Salera, rechts daneben Chorleiterin Claudia Jennings; knieend vorne links der Gemeindepfarrer, rechts daneben Chorleiter Fulvio Venditti)

Süße Überraschung nach dem Konzert für die Berliner Gäste: Freundschaftstorte zum Freundschaftskonzert ("Concerto dell'Amicizia")

Süße Überraschung nach dem Konzert für die Berliner Gäste: Freundschaftstorte zum Freundschaftskonzert ("Concerto dell'Amicizia")

Das Konzertpublikum liest sich wie ein „Who is who“ der Lokalpolitik von Cassino: Mit hochoffizieller Trikolore-Schärpe in der ersten Reihe sitzend, wurde Bürgermeister Enzo Salera von mehreren lokalen Würdenträgern flankiert: Dott.ssa Barbara Di Rollo (Vorsitzende des „Consiglio Comunale“), Prof.ssa Gabriella Vacca (Kulturassessorin der Gemeinde), sowie die Stadträte („Consigliere Comunale“) Dott.ssa Jole Falese und Francesco Evangelista. Mit Dott.ssa Aurora Laurenza durfte auch die für Städtepartnerschaften zuständige Kollegin der Stadtverwaltung von Cassino nicht fehlen.

In seiner Ansprache hob der Rathauschef die zentrale Bedeutung internationaler Begegnungen hervor und legte dabei den Fokus auf die Jugend. Niemand würde widersprechen, dass generationsübergreifende Begegnungen an Orten, die ein ähnliches historisches Erbe wie Cassino im Gepäck haben, besonders bedeutsam sind.

Besichtigung des idyllischen Küstenstädtchens Gaeta

Besichtigung des idyllischen Küstenstädtchens Gaeta

Blick auf das Benediktinerkloster Montecassino

Blick auf das Benediktinerkloster Montecassino

September 2024: Bürgerreise des Städtepartnerschaftsvereins führt nach Cassino

Ohne einen Besuch in Cassino ist eine von Gisela Pflug vorbereitete und geleitete Italienreise nicht vorstellbar. Deshalb führte eine mehrtägige Bürgerreise auch im Jubiläumsjahr 2024 dorthin. Ab 16. September 2024 machte die Reisegruppe für einige Tage in der Partnerstadt Station. Bürgermeister Salera bat am selben Tag zu einem kurzen Empfang ins Rathaus. Zum Besichtigungsprogramm zählten die Benediktinerabtei Montecassino und das idyllisch gelegene Küstenstädtchen Gaeta. Ins Schwärmen gerät Gisela Pflug, wenn sie vom Besuch einer Büffelfarm in Lupara (Region Molise) erzählt: „Wir lernten in der neu gestalteten Farm vieles über Büffel, konnten zusehen, wie Mozzarella di Bufala produziert wird, und auch selbst einen Käse formen“.

Der Zweite Weltkrieg begegnet einem auf Schritt und Tritt: Panzer-Mahnmal auf dem Platz vor dem Rathaus

Der Zweite Weltkrieg begegnet einem auf Schritt und Tritt: Panzer-Mahnmal auf dem Platz vor dem Rathaus

Montecassino immer fest im Blick: Aussicht vom Festungskomplex Rocca Janula

Montecassino immer fest im Blick: Aussicht vom Festungskomplex Rocca Janula

Partnerschaftstafel vor dem Hauptportal des Rathauses Cassino, u.a. Berlino-"Zehelendorf"

Partnerschaftstafel vor dem Hauptportal des Rathauses Cassino, u.a. Berlino-"Zehelendorf"

„Insgesamt eine interessante und vielseitige Reise“, schloss sie ihr Resümee, das auf der Webseite des Städtepartnerschaftsvereins veröffentlicht ist. Die bislang letzte Bürgerreise nach Cassino hatte der Städtepartnerschaftsverein im September 2022 angeboten.