06/2024-RONNEBY – Steglitz-Zehlendorf zu Gast in Schweden

Schwedisches Bilderbuch-Panorama

Schwedisches Bilderbuch-Panorama

Ronneby / Juni 2024

Während überall in den Fußballstadien des EM-Gastgeberlandes Deutschland der Ball rollte, fand in der südschwedischen Partnerstadt Ronneby eine „Europameisterschaft“ der anderen Art statt: Nicht weniger als fünf Delegationen aus vier Ländern hatten die Einladung unserer schwedischen Freunde zu einem Treffen aller Partnerstädte angenommen: Elbing (Polen), Ternopil (Ukraine), Gherla (Rumänien), Schopfheim (Baden-Württemberg), und … Steglitz-Zehlendorf.

25. Juni 2024: stv. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski überreicht Ola Robertsson (neuer Vorsitzender des Gemeindevorstands) einen Buddy-Bären mit Steglitz-Zehlendorfer Motiven

25. Juni 2024: stv. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski überreicht Ola Robertsson (neuer Vorsitzender des Gemeindevorstands) einen Buddy-Bären mit Steglitz-Zehlendorfer Motiven

Angeführt wurde die fünfköpfige Delegation unseres Bezirks von Cerstin Richter-Kotowski, der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport. Die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf entsandte Michael Zwilling und Volker Semler, der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V. seinen Vorsitzenden Sebastian Leskien. Christian Urlaub, Partnerschaftsbeauftragter des Bezirksamtes, komplettierte die Delegation. Die Hinreise erfolgte am 24. Juni, die Rückreise am 28. Juni 2024.

25. Juni 2024: Die Steglitz-Zehlendorfer Blaumhelm-Delegation beim Besuch des Wertstoffhofs Angelskog (v.l.n.r. Sebastian Leskien, Cerstin Richter-Kotowski, Michael Zwilling und Volker Semler)

25. Juni 2024: Die Steglitz-Zehlendorfer Blaumhelm-Delegation beim Besuch des Wertstoffhofs Angelskog (v.l.n.r. Sebastian Leskien, Cerstin Richter-Kotowski, Michael Zwilling und Volker Semler)

25. Juni 2024: Themenschwerpunkt Wasser, Abwasser, Recycling

Eine hundertprozentige Tochter der Kommune Ronneby ist die Firma „Ronneby Miljö & Teknik AB“ (kurz Miljöteknik = deutsch: Umwelttechnik). Mehrere Impulsvorträge führten in die fünf verschieden Aufgabengebiete des Unternehmens ein: Wasser & Kanalisation, Recycling & Abfallwirtschaft, Glasfasertechnik, Elektrizität, Fernwärme. Außerdem wurde über die Personalgewinnungspolitik und diverse Vergünstigungen für Beschäftigte referiert.

Bei einem Besuch des Recyclinghofes Angelskog konnten sich die blaubehelmten und mit gelben Warnwesten bekleideten Delegationsmitglieder von der fortschrittlichen Kreislaufwirtschaft in Schweden überzeugen. Jeder Haushalt erhält zwei große Abfalltonnen mit jeweils vier Teilfächern, in die die unterschiedliche Wert- bzw. Reststoffe entsorgt werden können: farbiges Glas, Zeitungen, Lebensmittelabfälle, Restmüll, Plastik, Papier, farbloses Glas, Metall. Bei der regelmäßigen Abholung der Tonnen wird jede Abfallart vor dem Abtransport automatisch einem anderen Bereich des Müllfahrzeugs zugeführt. Die schwedische Gesellschaft ist im Hinblick auf die Prinzipien der Müllvermeidung und Abfallwiederverwertung hochgradig sensibilisiert und von deren Nutzen überzeugt.

Die 1999 gegründete Firma Miljöteknik feiert im laufenden Jahr 2024 ihr 25-jähriges Bestehen. Sie zählt derzeit 117 Beschäftigte, 97 davon Männer (Stand: 2023; Quelle: Powerpoint-Präsentation der Firma). Allein im Bereich „Recycling & Abfallwirtschaft“ sind derzeit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

26. Juni 2024: Besuch der Parkdala-Schule, Ronneby

26. Juni 2024: Besuch der Parkdala-Schule, Ronneby

26. Juni 2024: Themenschwerpunkt Bildung und Erziehung

Für Bezirksbildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski war der zweite Tag, der ganz im Zeichen des Themenfeldes Schule/Bildung stand, inhaltlich eine Art „Heimspiel“. Einem kurzweiligen Einführungsvortrag über die Besonderheiten des schwedischen Schulsystems schloss sich eine Führung durch die Parkdala-Schule an, in der aktuell über 600 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 4 bis 9 (Altersklasse 11 bis 15 Jahre) unterrichtet werden. Dabei erläuterte eine Referentin aus dem Lehrkörper das sogenannte „Cradle-to-Cradle-Prinzip“: ein nachhaltiges Kreislaufsystem zur Wiederverwendung von Rohstoffen, das auch bei Schulbauprojekten in Ronneby Anwendung findet. Beispielhaft führte sie aus, dass aus gefällten Bäumen auf dem Schulgelände Sitzbänke aus ebendiesem Holz gefertigt würden.

In direkter Nachbarschaft der Parkdala-Schule steht eine hochmoderne Allzwecksporthalle, deren Besuch im Anschluss auf dem Programm stand.

26. Juni 2024: Besuch im kommunalen Kindergarten/Vorschule Persborg

26. Juni 2024: Besuch im kommunalen Kindergarten/Vorschule Persborg

Während einer ausführlichen Besichtigung der erst vor kurzem eröffneten Vorschule (schwedisch: Förskola) Persborg konnte sich die Delegation einen Eindruck davon verschaffen, wie frühkindliche Bildung in Schweden funktioniert. Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren werden frühzeitig – und vor allem spielerisch und ohne Druck von außen – an mögliche Interessenfelder herangeführt. Völlig unabhängig in der Wahl ihrer Spielobjekte entdecken sie selbst, ob sie eher zum kreativen Schauspieler, zum kühl kalkulierenden Mathematiker, oder zum glänzenden Verkäufer geboren sind. 180 Kinder zählt die Einrichtung in Persborg derzeit.

26. Juni 2024: Hier wird groß gedacht - Kindergarten/Vorschule Persborg

26. Juni 2024: Hier wird groß gedacht - Kindergarten/Vorschule Persborg

Nach ihren Eindrücken in der Vorschule gefragt, zeigte sich Cerstin Richter-Kotowski angetan davon, dass „Kinder je nach Alter und individueller Entwicklung auf spielerische Weise die Außenwelt und ihre eigenen Interessen kennenlernen“. Jüngere lernten von Älteren und könnten auf diese Weise „schon früh einen respektvollen Umgang miteinander üben“.

27. Juni 2024: Fachkundige Führung durch das Museum Kallvattenkuren im Brunnspark Ronneby

27. Juni 2024: Fachkundige Führung durch das Museum Kallvattenkuren im Brunnspark Ronneby

27. Juni 2024: Themenschwerpunkt geschichtliches Erbe

Geographisch eingebettet ist Ronneby in den landschaftlich reizvollen Schärengarten vor der südschwedischen Küste: einem idyllischen Archipel an Kleinstinseln, eingerahmt von den städtischen Zentren Karlshamn im Westen und Karlskrona im Osten. Einen Sensationsfund vor der Ronneby vorgelagerten Küste konnte die Stadt im Jahre 2013 vermelden: In den Tiefen der Ostsee wurden die Relikte eines Schiffswracks als „Gribshunden“ identifiziert, des einstigen königlich-dänischen Flaggschiffs. Gesunken war es im Jahre 1495 während der Herrschaft Johanns I. (Hans) (1481-1513), König von Dänemark, Norwegen und Schweden. Im Museum Kalvattenkuren, gelegen mitten im Brunnspark, wird diese spannende Geschichte aufbereitet. Gezeigt werden Fundstücke, darunter auch Miniaturen, viele kleine Kunstwerke und Gemälde. Ein Kurzfilm führt die Besucher in das Thema ein.

Die Bergung von Teilen des Schiffswracks dürfte eine Jahrhundertaufgabe sein, die auch das Nachbarland Dänemark und die Ostsee-Anrainerstaaten einbinden wird. Bei einer Führung und einem anschließenden Vortrag über die Zukunftsaussichten des ambitionierten Gribshunden-Projekts wagte die Steglitz-Zehlendorfer Delegation den Spagat im Zusammenklang zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Erinnerung an vergangene Glanzzeiten einer ehem. Kurstadt: Brunnspark Ronneby

Erinnerung an vergangene Glanzzeiten einer ehem. Kurstadt: Brunnspark Ronneby

Idylle pur in der Partnerstadt Ronneby

Idylle pur in der Partnerstadt Ronneby

Top-Sehenswürdigkeiten von Ronneby

Außerhalb der zahlreichen offiziellen Termine bestand Gelegenheit, den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt einen Besuch abzustatten. Bedeutsame Zeugen einer glorreichen Vergangenheit als Kurstadt des 18. bis 20. Jahrhunderts sind die prächtigen Villen, die sich oberhalb des Ufers des Flüsschens Ronnebyan erheben. Eine Augenweide ist der im 18. Jahrhundert angelegte Brunnspark mit seiner vorbildlich sanierten Kurhalle, seinen Laubengängen und dem zauberhaft angelegten Rosengarten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der reguläre Kurbetrieb rund um das eisenhaltige Thermalwasser eingestellt. Die in die Jahre gekommenen Kuranlagen waren nicht mehr zeitgemäß, ein Zurück in die Vergangenheit hätte sich nicht gelohnt. Als grüne Oase und weitläufiges Naherholungsgelände für die Bevölkerung Ronnebys, aber auch für Touristen aus Nah und Fern, bleibt der Brunnspark auch in Zukunft ein hochattraktiver Anziehungspunkt.

Schmuckes Städtchen in der südschwedischen Provinz Blekinge: Partnerstadt Ronneby

Schmuckes Städtchen in der südschwedischen Provinz Blekinge: Partnerstadt Ronneby

Mächtige Wehrkirche aus der dänischen Epoche: Heilig-Kreuz-Kirche in Ronneby

Mächtige Wehrkirche aus der dänischen Epoche: Heilig-Kreuz-Kirche in Ronneby

Historisch zu Dänemark gehörig, war Ronneby in früheren Jahrhunderten immer wieder Spielball konkurrierender Machtansprüche der benachbarten dänischen und schwedischen Königreiche. Nirgendwo wird diese Geschichte so unmittelbar erlebbar wie in der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche. Mit seinem mächtigen, weißgekalkten Westturm ist das Gotteshaus ein unübersehbares Wahrzeichen der Stadt geworden. Errichtet im ausgehenden 12. Jahrhundert, besticht sie durch den Mix aus romanischen und gotischen Stilelementen. Im 16. und 17. drückte dann auch die Renaissance dem Stilmix ihren Stempel auf. Die Reformation in der schwedischen Kirche war 1536 eingeführt worden. Auffallend sind die Kalkmalereien in den Spitzbogenfeldern: Sie enthalten Spruchbänder in lateinischer und dänischer Sprache, die einander mit reichlich Blumen und Blattwerk-Dekor abwechseln. „Die Malereien sind einzigartig in ganz Südskandinavien“, stellt ein in der Kirche ausliegender deutschsprachiger Kirchenführer nicht ganz ohne Stolz fest.

Für die Zeitgenossen traumatisch muss das sogenannte „Ronneby-Blutbad“ vom 4. September 1564 gewesen sein, als schwedische Truppen in der einstmals dänischen Stadt einfielen und viele Menschen niedermetzelten, darunter auch Frauen und Kinder. Sie machten auch nicht vor dem Kirchengebäude halt, wovon noch heute ein Portal mit deutlichen Spuren der gewaltsamen Eindringlinge zeugt. Bis 1658 gehörte Ronneby als Teil der Provinz Blekinge hauptsächlich zum dänischen Reich.

Pünktlich zum Besuch der Berliner Gäste herausgeputzt: Steglitz-Zehlendorf-Brücke in Ronneby

Pünktlich zum Besuch der Berliner Gäste herausgeputzt: Steglitz-Zehlendorf-Brücke in Ronneby

Steglitz-Zehlendorf-Brücke

Ein emotionaler Höhepunkt für die Delegation aus Steglitz-Zehlendorf war zweifellos der Besuch der Steglitz-Zehlendorf-Brücke (schwedisch: „Steglitz-Zehlendorfbron“), wo am 27. Juni 2024 alle für ein Gruppenfoto posierten. Ihren Namen erhielt die 1968 über dem Fluss Ronnebyan erbaute Brücke im Jahre 2012, gut 35 Jahre nach der Begründung der gemeinsamen Städtepartnerschaft. Zur besonderen Überraschung aller erhielt die rot angestrichene Brücke just an den Besuchstagen der Gäste aus Steglitz-Zehlendorf eine Verschönerungskur in Form frischer, bunter Geranien an beiden Brüstungen.

27. Juni 2024: Delegation unseres Bezirks besucht die Steglitz-Zehlendorf-Brücke in Ronneby: stv. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski mit den BVV-Verordneten Michael Zwilling (1.v.l.) und Volker Semler (3.v.r.), dem Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Sebastian Leskien (2.v.r.) und dem Partnerschaftsbeauftragten Christian Urlaub (1.v.r.)

27. Juni 2024: Delegation unseres Bezirks besucht die Steglitz-Zehlendorf-Brücke in Ronneby: stv. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski mit den BVV-Verordneten Michael Zwilling (1.v.l.) und Volker Semler (3.v.r.), dem Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Sebastian Leskien (2.v.r.) und dem Partnerschaftsbeauftragten Christian Urlaub (1.v.r.)

Delegation aus Steglitz-Zehlendorf in Ronneby: Bürgermeister Ola Robertsson (3.v.l.) mit Delegationsleiterin Cerstin Richter-Kotowski, Sebastian Leskien (Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins, 1.v.r.), Michael Zwilling (BVV-Verordneter, 2.v.r.), Volker Semler (BVV-Verordneter, 2.v.l.), Christian Urlaub (Partnerschaftsbeauftragter, 1.v.l.)

Delegation aus Steglitz-Zehlendorf in Ronneby: Bürgermeister Ola Robertsson (3.v.l.) mit Delegationsleiterin Cerstin Richter-Kotowski, Sebastian Leskien (Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins, 1.v.r.), Michael Zwilling (BVV-Verordneter, 2.v.r.), Volker Semler (BVV-Verordneter, 2.v.l.), Christian Urlaub (Partnerschaftsbeauftragter, 1.v.l.)

Nachlese des partnerschaftlichen Treffens

„Wir wollen die Beziehungen zu unseren Partnerstädten stärken und wünschen uns mehr Austausch in den Bereichen Kultur, Vereine, Wirtschaft und zwischen unseren Schulen“, lässt sich Ola Robertsson in einer Pressemitteilung der Stadt Ronneby vom 2. Juli 2024 zitieren. In seiner neuen Funktion als „Vorsitzender des Gemeindevorstands“ entspricht er noch am ehesten der in der deutschen Kommunalverfassung üblichen Bezeichnung eines „Bürgermeisters“.

„Wir freuen uns sehr, dass wir unsere internationalen Gäste im Rahmen unserer Städtepartnerschaft begrüßen durften“, ergänzt Berina Dzafic. „Das Treffen symbolisiert Hoffnung und zeigt unser Bestreben, noch enger zusammenzuarbeiten, um die friedliche und demokratische Entwicklung zu unterstützen“, schreibt die frischgebackene Beauftragte der Stadt Ronneby für EU- und internationale Angelegenheiten weiter. Wer der schwedischen Sprache mächtig ist, kann die Pressemitteilung im gesamten Wortlaut hier nachlesen. In einer E-Mail an alle teilnehmenden Partnerstädte vom 4. Juli 2024 drückt Berina Dzafic zusätzlich ihre Hoffnung aus, „Widersprüche zu überbrücken und das Verständnis zwischen unseren verschiedenen Ländern (…) zu verbessern“.

Wappen der Gemeinde Ronneby (Schweden)
Sebastian Leskien, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf, mit Lennarth Förberg, Vorsitzender der Stadtvertreterversammlung Ronneby

Sebastian Leskien, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf, mit Lennarth Förberg, Vorsitzender der Stadtvertreterversammlung Ronneby

„Im Namen der gesamten Steglitz-Zehlendorfer Delegation möchte ich mich ganz herzlich für das interessante Programm und die wunderbare Gastfreundschaft bedanken“, erklärte Delegationsleiterin Cerstin Richter-Kotowski in der Rückschau auf eine menschlich und inhaltlich bereichernde Reise in den hohen Norden.

Mit großen Schritten bewegen sich Ronneby und Steglitz-Zehlendorf auf das 50. Jubiläum ihrer städtepartnerschaftlichen Beziehungen zu. 1976 aus der Taufe gehoben, steht 2026 der bedeutsame Geburtstag an.