Charkiw / Juli 2024
Seit dem Anpfiff des Eröffnungsspiels der Europameisterschaft am 14. Juni 2024 feiert Deutschland ausgelassen eine Neuauflage seines „Sommermärchens“. Das Land ist in Schwarz-Rot-Gold getaucht und zeigt sich als weltoffener Gastgeber für viele Fußballfans aus ganz Europa. Schnell wird dabei vergessen, dass mitten in Europa ein brutaler Angriffskrieg tobt: nur wenige Flugstunden von den deutschen Stadien entfernt, in denen noch bis Mitte Juli der Ball rollt.
Zwölf Jahre ist es her, dass die Ukraine und Polen in europäischer Verbundenheit gemeinsam die kontinentalen Titelkämpfe ausgerichtet haben. Drei Vorrundenspiele fanden damals in unserer Partnerstadt Charkiw statt, darunter am 13. Juni 2012 der Klassiker Deutschland-Niederlande (2:1). Nur zwei Jahre nach dem Endspiel im Olympiastadion von Kyjiw, der friedlichen Hauptstadt eines friedliebenden europäischen Landes, erfolgte die gewaltsame Annexion der Krim, weitere acht Jahre später die russische Großinvasion im Nachbarland. Für die Europameisterschaft in Deutschland konnte sich die ukrainische Nationalmannschaft qualifizieren, schied aber trotz eines Sieges und eines Unentschiedens nach der Vorrunde aus. Durch ihr mitreißendes Spiel verschaffte sie den Menschen in der Heimat eine gewisse Atempause.