06/2024-CHARKIW – Filmtrilogie in der Schwartzschen Villa und Gespräch im Charkiw-Park

Charkiw / Juni 2024

Eigentlich gibt es keinen besseren Ort als den Charkiw-Park in Steglitz, um ein Filmfestival über unsere ukrainische Partnerstadt an den Start zu bringen: Am Sonntag, 23. Juni 2024 ist die „Schwartzsche Villa“, Grunewaldstraße 55, 12165 Berlin, ab 18:00 Uhr Schauplatz der Vorführung dreier Filme, die in den Jahren 2015, 2017 und 2023 entstanden sind. Entgegen ursprünglicher Überlegungen gehen die Veranstalter auf Nummer sicher und verlegen die Vorführung wegen möglichen Schlechtwetters in den Saal des unmittelbar benachbarten Kulturhauses.

Die Kurzfilmtrilogie dauert insgesamt rund eine Stunde und spiegelt die sozialen, politischen und urbanen Veränderungen der Stadt Charkiw innerhalb eines Jahrzehnts wieder. Während die beiden Filme „Regular Places“ (2015) und „NO!NO!NO!“ (2017) die „Vorkriegszeit“ thematisieren, fällt „The District“ (2023) in die Zeit nach dem brutalen Überfall vom 24. Februar 2022. Allerdings ist in der Zwischenzeit unstrittig, dass der Krieg nicht erst mit der russischen Vollinvasion im Jahr 2022 begonnen hat, sondern schon 2014, als Russland völkerrechtswidrig die Krim annektierte und einen Krieg im Donbass entfesselte. Wie die Weltöffentlichkeit tagtäglich auf den Fernsehschirmen verfolgen kann, ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine, die als wissenschaftliches und kulturelles Zentrum gilt, aufgrund ihrer geographischen Nähe zur russischen Grenze besonders gefährdet.

Mykola Rydnyi

„Regular Places“ setzt sich mit der Konfrontation zwischen proeuropäischen Befürwortern einer unabhängigen Ukraine und den russlandfreundlichen „Separatisten“ auseinander. „Die Straßenkämpfe, die mit der Niederlage der prorussischen Bewegung endeten, hinterließen Traumata, die die Stadt für mehrere Jahre prägten“, schreiben die Veranstalter in einer Mitteilung.

Junge Menschen aus Charkiw sind die Protagonisten des Streifens „NO!NO!NO!“, darunter eine queere Aktivistin und Dichterin, ein Fotomodell und eine Gruppe von Straßenkünstlern. Sie alle gehören der Kreativbranche an und sind Zeugen, wie in der benachbarten Donbass-Region der Krieg ausbricht.

Der jüngste Film „The District“ komplettiert die Trilogie. Er erzählt von den Erinnerungen des Künstlers an die Orte seiner Kindheit und Jugend, die nicht mehr existieren. 2022 erlitt das im Norden Charkiws gelegene „Geisterviertel“ Saltiwka erhebliche Zerstörungen.

Im Anschluss an die Filmvorführung steht Mykola Ridnyi im Charkiw-Park für ein Gespräch zur Verfügung. Der Künstler und Filmregisseur kommt aus Charkiw und hat eine Gastprofessur für Multimedia-Art an der Berliner Universität der Künste (Udk) inne.