09/2023-CHARKIW – Alltag im Schatten des Krieges: Fotoausstellung im Charkiw-Park

1. September bis 4. Oktober 2023: Charkiw-Fotoausstellung zum Kriegsalltag, Zaun am Charkiw-Park

1. September bis 4. Oktober 2023: Charkiw-Fotoausstellung zum Kriegsalltag, Zaun am Charkiw-Park

Charkiw / September 2023

Der Charkiw-Park im Herzen von Steglitz mausert sich immer mehr zum Hotspot ukrainisch-deutscher Begegnungen. Ein weiterer Höhepunkt in einer ganzen Reihe solcher Begegnungen ist eine Freiluft-Fotoausstellung, die am 1. September 2023 unter dem Motto „Bilder aus der Partnerstadt Charkiw“ an den Start ging. Noch bis einschließlich 4. Oktober zeigt die Photographie-Agentur OSTKREUZ eindrückliche Aufnahmen der beiden Fotografen Johanna-Maria Fritz und Emile Ducke.
Eingeweiht eine Woche nach dem ukrainischen Unabhängigkeitstag, dem 24. August, ist es erklärtes Ziel der Ausstellung, auf die anhaltende Notlage der ukrainischen Bevölkerung aufmerksam zu machen und in der Solidarität nicht nachzulassen. 30 großformatige Fotobanner sind entlang des Zaunes des Charkiw-Parks an der Grunewaldstraße angebracht.

1. September 2023: Ostkreuz-Photograph Emile Ducke (rechts) bei der Ausstellungseröffnung im Charkiw-Park

1. September 2023: Ostkreuz-Photograph Emile Ducke (rechts) bei der Ausstellungseröffnung im Charkiw-Park

1. September 2023: Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Richter-Kotowski (rechts) im Gespräch mit Photograph Emile Ducke und Kathrin Kohle, Projektmanagerin der OSTKREUZ-Agentur der Fotografen GmbH

1. September 2023: Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Richter-Kotowski (rechts) im Gespräch mit Photograph Emile Ducke und Kathrin Kohle, Projektmanagerin der OSTKREUZ-Agentur der Fotografen GmbH

Beide Fotokünstler, die nicht nur das gemeinsame Geburtsjahr 1994 verbindet, sind wiederholt in die Ukraine gereist und haben unabhängig voneinander Alltagssituationen in Zeiten des Krieges festgehalten. Ganz bewusst setzen sie nicht auf allzu drastische Darstellungen, sondern auf die leisen Töne. Angesichts der in Teilen zerstörten Stadt Charkiw dokumentieren sie das Leid betroffener Menschen, nähern sich dem Thema aber sehr behutsam an. Vielleicht sind die Aufnahmen gerade deshalb so anrührend geraten. Bildlich kommt auch die bewundernswerte wechselseitige Solidarität der Bewohnerinnen und Bewohner von Stadt und Region (Oblast) Charkiw zur Sprache, ihr unbändiger Lebenswille und ihre unerschütterliche Zuversicht.

Die 76-jährige Valentyna Kowalenko sitzt vor dem Kellereingang ihres Wohnblocks in Saltiwka, einem Stadtteil im Norden von Charkiw. Seit Kriegsbeginn hat sie jede Nacht in dem Keller vor Beschuss Schutz gesucht. Mai 2022, Charkiw. Foto: Emile Ducke/OSTKREUZ

Die 76-jährige Valentyna Kowalenko sitzt vor dem Kellereingang ihres Wohnblocks in Saltiwka, einem Stadtteil im Norden von Charkiw. Seit Kriegsbeginn hat sie jede Nacht in dem Keller vor Beschuss Schutz gesucht. Mai 2022, Charkiw. Foto: Emile Ducke/OSTKREUZ

Da ist zum Beispiel die 74-jährige Anja Kisiljowa, eine Zivilistin aus der Region Charkiw. Eine im Mai 2022 entstandene Fotoaufnahme von Emile Ducke zeigt sie in ihrem unterirdischen Schutzraum, in den sie sich angesichts russischer Artillerieangriffe zurückgezogen hat. Als einzigen farbigen Lichtblick in einer ansonsten recht düsteren Bildkomposition hat sie eine Vase mit blühenden Pfingstrosen aus eigenem Garten auf den Tisch gestellt. In dieser Darstellung verdichten sich die Stimmungen wie in einem Brennglas: die Ungewissheit über den Kriegsverlauf und das persönliche Schicksal auf der einen, Hoffnung und Sehnsucht nach dem Schönen und Guten auf der anderen Seite.

Einen ganz anderen Akzent setzt Ducke mit seiner Aufnahme der 76-jährigen Valentyna Kowalenko: Gedankenversunken sitzt sie vor dem Kellereingang ihres düsteren Wohnblocks. Seit Kriegsbeginn hat sie Nacht für Nacht im Keller Schutz vor russischem Beschuss gesucht. Ein Bild von Johanna-Maria Fritz zeigt Bewohnerinnen und Bewohner unterschiedlichen Alters bei der Essensausgabe in Charkiws Stadtteil Saltiwka.

Die Ausstellung ist Teil der Initiative DRAUSSENSTADT, gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung.

Bewohner von Saltiwka bei der Essensausgabe. Juni 2022, Charkiw. Foto: Johanna-Maria Fritz/OSTKREUZ

Bewohner von Saltiwka bei der Essensausgabe. Juni 2022, Charkiw. Foto: Johanna-Maria Fritz/OSTKREUZ

1. September 2023: Vernissage im Charkiw-Park mit dem Photographen Emile Ducke und der stellv. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski

1. September 2023: Vernissage im Charkiw-Park mit dem Photographen Emile Ducke und der stellv. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski

Cerstin Richter-Kotowski, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport, appellierte im Rahmen der Vernissage am 1. September eindringlich an alle Anwesenden, in ihrem Eifer zugunsten der Ukraine nicht nachzulassen:

„Obwohl der Ukraine-Krieg die Schlagzeilen nicht mehr so stark dominiert wie im ersten Kriegsjahr, ist der Bedarf, die Bevölkerung in Charkiw zum Beispiel durch Spendengelder zu unterstützen, unverändert groß. Ich bin sicher, dass diese Ausstellung dazu beiträgt, das Bewusstsein in unserer Bevölkerung für die Not der Menschen vor Ort wachzuhalten“.

Explizit wies sie in diesem Zusammenhang auf das Charkiw-Spendenkonto des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V. hin, das mittlerweile auf stolze 110.000 Euro angewachsen ist (Stand: 31. August 2023). “Einen besseren, einen geeigneteren Ort als den Charkiw-Park hätten wir nicht finden können“, fügte sie hinzu. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

Der Größe des Vernissagen-Publikums nach zu urteilen, ist die Charkiw-Fotoausstellung schon jetzt ein Erfolg. Gesichtet wurden neben dem persönlich anwesenden Photographen Emile Ducke auch BVV-Verordnete mehrerer Fraktionen. Der Vorstand des Städtepartnerschaftsvereins wurde durch die stellvertretende Vereinsvorsitzende Marie-Luise Grund vertreten.