06/2023-KAZIMIERZ DOLNY – Polnische Partnerstadt lädt zum trinationalen Kulturaustausch

Kunstausstellung Juni 2023 in Kazimierz Dolny: Photographie des Charkiwer Künstlers Volodymyr Bysov

Kunstausstellung Juni 2023 in Kazimierz Dolny: Photographie des Charkiwer Künstlers Volodymyr Bysov

Kazimierz Dolny / Juni 2023

In der polnischen Woiwodschaft Lublin am Weichselufer gelegen, ist die rund 2600 Einwohner zählende Landstadt Kazimierz Dolny seit 1993 Partnergemeinde des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, zusammen mit den beiden benachbarten Kommunen Naleczów und Poniatowa.

Steglitz-Zehlendorf blickt im Jahr 2023 auf 30 Jahre Partnerschaftsgeschichte mit seinen drei polnischen Partnerkommunen zurück.

Die malerische Altstadt von Kazimierz Dolny gilt polnischen Kunst- und Kulturtouristen als beliebtes Ziel. Auch hierzulande ist ihre Schönheit nicht verborgen geblieben. Eine Reise ins Nachbarland lohnt immer. Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass ein polnisch-ukrainisch-deutsches Kulturprojekt ausgerechnet im Jubiläumsjahr Station in Kazimierz Dolny gemacht hat:

Im Zeitraum vom 10. Juni (Vernissage) bis 30. Juni 2023 (Finissage) fand im Kulturhaus von Kazimierz Dolny unter dem Motto „Ukrainische Kunst heute – eine neue Erfahrung von Krieg und Leben“ eine Gemälde-, Videographie- und Fotoausstellung statt. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus unserer ukrainischen Partnerstadt Charkiw stellten ihre Werke aus. Finanziert durch Fördermittel der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit, wurde das dreiwöchige trilaterale Projekt gemeinsam vom Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V., der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin e.V. (DPG), sowie der polnischen Stiftung (Fundacja) „A-venir“ ausgerichtet.

Aus Berlin zur Vernissage angereist: Vorstandsmitglieder des Städtepartnerschaftsvereins S. Leskien und O. Pischel (1.u.2.v.l.); Stellv. Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Baranowska-Koch (4.v.r.), rechts daneben DPG-Vorstandsmitglied Löw

Aus Berlin zur Vernissage angereist: Vorstandsmitglieder des Städtepartnerschaftsvereins S. Leskien und O. Pischel (1.u.2.v.l.); Stellv. Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Baranowska-Koch (4.v.r.), rechts daneben DPG-Vorstandsmitglied Löw

Bei der Vernissage wurde Steglitz-Zehlendorf durch zwei Vorstandsmitglieder unseres Städtepartnerschaftsvereins vertreten: Olga Pischel, die über starke persönliche Bindungen und Netzwerke nach Charkiw verfügt, und Sebastian Leskien, der im Juni 2022 bereits Poniatowa einen Besuch abgestattet hatte. Auf Seiten der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin reisten deren Stellvertretende Vorsitzende Anita Baranowska-Koch und Vorstandsmitglied Dr. Markus Löw zum Ausstellungsauftakt nach Polen.

Gelöste Stimmung bei der Vernissage am 10. Juni 2023: Olga Pischel (2.v.r.) und Anita Baranowska-Koch (3.v.r.)

Gelöste Stimmung bei der Vernissage am 10. Juni 2023: Olga Pischel (2.v.r.) und Anita Baranowska-Koch (3.v.r.)

Kunstschaffende aus Charkiw, aber auch aus Polen, porträtierten in ihren Werken das Alltagsleben der Stadt vor und nach Kriegsausbruch. Der polnische Photographie-Künstler Maks Skrzeczkowski arbeitet oft in Krisenregionen und war im Mai 2022 selbst in Charkiw. Während seines Aufenthalts vor Ort hat er die Stadt aus verschiedenen Perspektiven photographisch festgehalten, etwa in der Metro und auf menschenleeren Straßen. Dem Grauen des Krieges wird in der Ausstellung aber auch immer wieder das Schöne und Gute entgegengehalten: statt verkohlter Hausfassaden und streunender Haustiere kleine Signale der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges. Sie sind es wert, wahrgenommen zu werden.

Als Leiter des Kulturhauses von Kazimierz Dolny war Maks Skrzeczkowski gleichzeitig Mitkurator der Ausstellung. „In Charkiw kannte er einen Pfarrer, mit dem er gemeinsam unter dem Beschuss die Kriegszeit dokumentierte“, erzählt Olga Pischel. Mit Blick auf die chronologische Abfolge des Ukraine-Krieges hat er in seinem Ausstellungskonzept eine Dreiteilung vorgenommen: vor dem Krieg, während des Krieges, nach dem Krieg.

Logo der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin e.V.

Sebastian Leskien fasst seine subjektiven Eindrücke von der Vernissage wie folgt zusammen:

„Mit den ausgestellten Kunstwerken soll aufgezeigt werden, wie Menschen dem Terror des russischen Angriffskriegs trotzen und etwas Ablenkung vom täglichen Beschuss und dem Dunkel der Luftschutzräume in der Kunst finden“.

Auf Entdeckungstour in Kazimierz Dolny: Olga Pischel (links) und Sebastian Leskien (3.v.r.) vom SPV; Anita Baranowska-Koch (rechts) und Markus Löw (2.v.r.) vom DPG; Ewa Wolna (Gesellschaft der Freunde von der Stadt Kazimierz Dolny, 2.v.l.)

Auf Entdeckungstour in Kazimierz Dolny: Olga Pischel (links) und Sebastian Leskien (3.v.r.) vom SPV; Anita Baranowska-Koch (rechts) und Markus Löw (2.v.r.) vom DPG; Ewa Wolna (Gesellschaft der Freunde von der Stadt Kazimierz Dolny, 2.v.l.)

In einem am 16. Juni 2023 versandten Schreiben an ihren Amtskollegen aus Kazimierz Dolny, Artur Pomianowski, drückte Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg ihre Freude darüber aus, dass die Ausstellung im 30. Jahr der Partnerschaft zustande gekommen sei. Ferner ging sie auf die großen Herausforderungen ein, die polnische und deutsche Gemeinden im Zusammenhang mit der Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge gemeinsam zu bewältigen hätten. Die Kunstschau mache noch einmal die Rolle von Charkiw als Kulturmetropole deutlich. Noch weiter geht die Deutsch-Polnische Gesellschaft ihrer Einschätzung, wonach die Ausstellung „ein Schrei gegen den von Russland losgetretenen Angriffskrieg“ sei, der „unsere Verantwortung für die Menschen in der Ukraine und ganz Europa“ unterstreiche.

Dass Charkiwer Künstler in Kazimierz Dolny ausstellen konnten, lässt die Deutsch-Polnische Gesellschaft von „einem neuen Schwungrad für den Austausch zwischen Berlin und Kazimierz Dolny“ schwärmen.

Nach den Plänen der Organisatoren und Kuratoren sollten die Bilder nach dem 30. Juni in Lublin versteigert werden und das ersteigerte Geld Hilfsprojekten in Charkiw zugutekommen. Die gemeinschaftliche polnisch-deutsche Solidarität mit Charkiw ist von bleibendem Wert, auch über das Jubiläumsjahr hinaus. Das Presseecho in den regionalen Medien im Raum Lublin war positiv.