04/2022-ARGENTINIEN – Von Asado bis Tango: Argentinien-Jahr am Ostpreußendamm

18.10.2022: Tangoveranstaltung im Kommunkationszentrum am Ostpreußendamm

Argentinien / April bis November 2022

Zwar hat das Kommunikationszentrum am Ostpreußendamm keinen Einfluss auf den Titelgewinn der argentinischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2022 genommen, dennoch krönt der Finalsieg ein turbulentes und ereignisreiches Jahr, in dem das südamerikanische Land im Mittelpunkt stand. Im Rahmen des Jahresmottos „Vielfalt leben“ war die República Argentina offizielles Partnerland der Lichterfelder Freizeitstätte. An insgesamt fünf Terminen wurde den Gästen Argentinien mit seinem ganzen Facettenreichtum an Kunst, Kultur und Kulinarik präsentiert.

26.04.2022: Jahresauftakt im April: Bilderreise nach Argentinien

Den Jahresauftakt bildete am 26. April 2022 der Besuch von Botschaftssekretär Martín Castro im Kommunikationszentrum. Bezirkssozialstadtrat Tim Richter überreichte dem Gast der Argentinischen Botschaft einen bunt bemalten Berliner „Buddy-Bären“. Als Symbol für Völkerfreundschaft und Toleranz ist er ein wunderbarer Botschafter unserer weltoffenen Stadt.

Begleitet wurde der Botschaftssekretär von Sophia Wittmann, Deutsch-Argentinierin und Mitarbeiterin der Kulturabteilung. Sie lud zu einer faszinierenden und kurzweiligen, charmant moderierten Bilderreise durch ihr zweites Heimatland am Río de la Plata ein. Eine erste Duftmarke war damit gesetzt, die Neugier auf Argentinien bei den Besucherinnen und Besuchern der Freizeitstätte entfacht. Über die Auftaktveranstaltung hatte der Weltenbummler an anderer Stelle ausführlich berichtet.

Buenos Aires: Plaza de Mayo

21.06.2022: Ein Blick in die Geschichte: Prof. Dr. Rosenberg-Band zu Gast

Von Oskar Schindler (1908-1974) und Emilie Schindler (1907-2001), den beiden „Gerechten unter den Völkern“, weiß man, dass sie 1949 gemeinsam nach Argentinien emigriert sind. Die 1951 als Tochter deutscher Juden in Buenos Aires geborene Schriftstellerin Prof. Dr. Erika Rosenberg-Band ist Biographin des Ehepaars Schindler und profunde Kennerin beider Lebensgeschichten. Am 21. Juni 2022 war sie zu Gast im Kommunikationszentrum am Ostpreußendamm, um detailreich über Leben und Werk der beiden Wohltäter zu erzählen. Sie selbst hatte Emilie Schindler im Jahre 1990 persönlich kennengelernt. 2015 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im selben Jahr war auch ein Band über ihren Landsmann Jorge Mario Bergoglio, der seit 2013 auf dem Stuhl Petri in Rom sitzt, erschienen.

Rosenbergs Lebenswerk ist, die Erinnerung an die sogenannten „Unbesungenen Helden“ und deren Zivilcourage wachzuhalten. Dabei geht es ihr darum, die Verdienste Emilie Schindlers, die in der öffentlichen Wahrnehmung etwas im Schatten ihres Mannes steht, in besonderer Weise zu würdigen. Zivilcourage definiert sie als „Alltagsmut“, oder als

„die Bereitschaft und Fähigkeit, die eigene Sicherheit und Bequemlichkeit in einer unangenehmen oder auch bedrohlichen Situation zurückzustellen, um sich für eine als gerecht erachtete Sache einzusetzen und entsprechend aktiv zu werden“.

Durch den Spielberg-Film „Schindlers Liste“ von 1993 wurden der Mut und die Zivilcourage des Ehepaares Schindler über Nacht einem großen Publikum bekannt.

23.08.2022: Argentinien-BBQ im Garten des Kommunikationszentrums am Ostpreußendamm (v.l.n.r.: Freizeitstättenleiterin Stefanie Müller, Federico D'Atellis/Gitarre, Nacha Daraio/Gesang, Botschaftssekretär Martín Castro)

23.08.2022: Sommer, Sonne, Barbecue: Ostpreußendamm lädt zum Asado-Vergnügen

In Europa ist die südamerikanische Asado-Tradition nur wenigen Kennern gepflegter Kulinarik ein Begriff. Zumindest in Steglitz-Zehlendorf sind seit dem 23. August 2022 einige neue Experten für die typische Festmahlzeit mit gegrillten Speisen hinzugekommen. Als festliche Mahlzeiten haben Asados in Argentinien einen hohen sozialen Stellenwert, die Gemeinschaft in Familie und Freundeskreis stiften. Nach klassischer Rollenverteilung legen die Herren der Schöpfung das Fleisch und die Würstchen auf den Grill, während sich die Damen um Salate und Beilagen kümmern.

Frisch gegarte Köstlichkeiten wurden auch im Garten des Kommunikationszentrums gereicht, während Federico D’Atellis an der Gitarre und Sängerin Nacha Daraio für stilechte musikalische Untermalung sorgten.

Ein Leben für den Tango: María Diaz Mondino und Gustavo Ariel Colmenarejo

18.10.2022: Ein Stück argentinischer Identität: Tango-Milonga in Lichterfelde

Kaum etwas prägt die argentinische kulturelle Identität mehr als der Tango. 2009 von der UNESCO zum „immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ erklärt, ist sie „die nationale Musik Argentiniens und für viele Künstler Lebensinhalt“: So umschrieb Sophia Wittmann am 18. Oktober 2022 in ihrem beeindruckenden Vortrag das Geheimnis einer musikalischen Kunstform, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Sie habe sich „aus europäischen, afrikanischen und argentinischen Einflüssen“ entwickelt, fügte sie hinzu. Mithilfe bahnbrechender Komponisten – allen voran Astor Piazzolla (1921-1992) – habe der Tango in den 1960er Jahren auch „Einzug in die Konzertsäle“ gehalten. Zuvor sei er weitgehend auf Bars und Tanzlokale beschränkt gewesen.

Die „wahre Essenz“ der “Milangos“ genannten Tanzveranstaltungen liegt Wittmann zufolge „nicht in den ausgefallenen Schritten (…), sondern in der Umarmung und der Verbindung mit dem Tanzpartner“. Wer Gustavo Ariel Colmenarejo und seine kongeniale Partnerin María Diaz Mondino auf dem Parkett des Kommunikationszentrums erleben durfte, zweifelt keine Sekunde an diesem Befund. Der Betrachter wird Zeuge eines Wechselspiels aus Dominanz und Devotion, in dem beide Tanzpartner fast miteinander verschmelzen. Beim Anblick der eng umschlungenen Körper und der grazilen, schlafwandlerisch sicheren Schrittfolgen beginnt die Erotik zu knistern.

Beide Tanzkünstler gaben beim Vortanzen in der Freizeitstätte nicht nur eine Visitenkarte ihres Könnens ab, sondern vermittelten denjenigen, die Lust dazu hatten, erste Grundkenntnisse des Tangotanzens.

18.10.2022: Tangoveranstaltung im Kommunkationszentrum am Ostpreußendamm (v.l.n.r.: Botschaftssekretär Martín Castro, Gastavo Ariel Colmenarejo, María Diaz Mondino, Freizeitstättenleiterin Stefanie Müller)

29.11.2022: Ansprache von Botschafssekretär Martín Castro beim Besuch der Delegation des Kommunikationszentrums am Ostpreußendamm

29.11.2022: Das Beste kommt zum Schluss: Delegationsbesuch in der Argentinischen Botschaft

Zur Schlussveranstaltung des gemeinsamen Jahresmottos „Vielfalt leben“ gab sich das Partnerland die Ehre und lud am 29. November 2022 eine Delegation des Kommunikationszentrums am Ostpreußendamm in die Argentinische Botschaft nach Schöneberg ein. Bei Rotwein und warmen argentinischen Köstlichkeiten ließ Botschaftssekretär Castro das auf das ganze Jahr verteilte Projekt nochmals Revue passieren. Er dankte der Freizeitstätte und deren Leiterin Stefanie Müller für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Im Anschluss an den offiziellen Teil zeigte die Botschaft den 2005 gedrehten spanisch-argentinischen Spielfilm „Elsa & Fred“ auf Großbildleinwand. In dem zu Herzen gehenden, in Madrid spielenden Streifen geht es um eine späte Romanze zweier Senioren (eines spanischen Witwers und einer aus Argentinien stammenden Witwe), die unter dem Eindruck ihrer Liebe ähnlich „verrückte“ Sachen machen, wie man es sonst nur von Teenagern kennt.

29.11.2022: Besuch einer Abordnung des Kommunikationszentrums am Ostpreußendamm in der Argentinischen Botschaft

Von Papst Franziskus ist überliefert, dass er am 18. Dezember 2022 mit seinen Landsleuten mitgefiebert und sich über den errungenen Weltmeistertitel sehr gefreut hat. Wenn das katholische Kirchenoberhaupt alljährlich zu Weihnachten und Ostern den Segen „Urbi et orbi“ spendet, ist die Welt in Gedanken auch in dessen argentinischer Heimat. Das gleiche gilt, wenn Weltmeister Lionel Messi im Verein oder im Nationalteam seine grandiosen Ballkünste vorführt. An Argentinien denkt natürlich auch, wer ein gutes Glas Malbec (Rotwein) genießt oder sich im Steakhaus ein saftiges Stück vom argentinischen Rind gönnt. Oder sich vom Tangofieber anstecken lässt und das Tanzbein schwingt.

Man musste 2022 nicht weit reisen, um Argentinien zu begegnen. Ein Ausflug nach Lichterfelde ins Kommunikationszentrum am Ostpreußendamm reichte hierfür vollkommen aus. Wenn jetzt am Jahresende Bilanz gezogen wird, fällt diese beim Blick auf das Jahresmotto „Vielfalt leben – Argentinien“ sehr positiv aus. Die Herzen sind dem faszinierenden Land zugeflogen, das Interesse war riesig, die Resonanz beachtlich. Ganz wesentlich zum guten Gelingen beigetragen hat die Argentinische Botschaft in Berlin, der die Freizeitstätte für die Unterstützung und Begleitung während des gesamten Jahres herzlich dankt.