12/2022-CHARKIW – Bald sechsstellig: Spendenaktion zugunsten der Partnerstadt geht weiter

Prothesen-Hilftransport für Charkiw

Prothesen-Hilftransport für Charkiw

Charkiw / Dezember 2022

Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, kratzt das Charkiw-Spendenkonto des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V. (SPV) an der 100.000-Euro-Marke: Mit Stand 30. November 2022 vermeldet der Verein auf seiner Webseite exakt 89.795,79 Euro. „Mehr als 55 % der Spendensumme ist bisher in Hilfslieferungen und andere Unterstützungsleistungen geflossen“, gibt der Verein weiter bekannt.

Lieferung von Prothesen

Ein großer Bedarf in Charkiw herrscht an Prothesen. Wie der Verein online berichtet, sei bereits der dritte Prothesen-Transport mit „hochwertigen Teilen und Modulen nach Charkiw gefahren, auf die so viele Menschen zurzeit warten“. Orthopädische Praxen aus Berlin, Brandenburg und Dresden hätten das Vorhaben unterstützt. Namentlich genannt wird Orthopädie-Mechanikmeister Klaus Dittmer, der seine Orthopädie- und Prothesenwerkstatt in Zehlendorf vor einigen Jahren aufgelöst habe. Seine als Sachspende zur Verfügung gestellten rund 400 Prothesenteile würden derzeit in einer speziellen Werkstatt in der Nähe von Lemberg für den Gebrauch aufbereitet und angepasst. Das führende Institut für Prothesenversorgung in Charkiw habe dort einen Probebetrieb aufgebaut. Insgesamt seien 22 Kisten mit Prothesenteilen in die Ukraine geliefert worden.

Prothesen-Hilftransport für Charkiw

Unterstützung der Suppenküche verlängert

Neuigkeiten gibt es auch zur Suppenküche: Sehr erfreulich ist die Entscheidung des Städtepartnerschaftsvereins, die zunächst befristete Unterstützung der Suppenküche um weitere drei Monate zu verlängern. Die Höhe der monatlichen Spende liegt bei 3.000 Euro. Weitere Details hierzu und eine Reihe von Fotos hat der Verein auf seiner Webseite veröffentlicht.

Bei aller Unterstützung gibt es noch viel zu tun in Charkiw, in Zeiten des Krieges ebenso wie beim anstehenden Wiederaufbau nach dem Kriege. Deshalb bleibt es wichtig, die Solidarität für die Bevölkerung unserer Partnerstadt weiterhin aufrechtzuerhalten und die Spendenaktion des Städtepartnerschaftsvereins zu unterstützen. Aktuell benötigt die Feuerwehr in Charkiw dringend eine Sattelzugmaschine. Die Gründe hierfür nennt der SPV auf seiner Homepage: Die Maschine sei nötig, „um einen bereits angeschafften Tankwagen-Sattelauflieger nutzen zu können“. Außerdem stehe das Hydrantensystem „nicht überall in der Stadt“ zur Brandbekämpfung zur Verfügung.

So kommt Blau-Gelb erst richtig zur Geltung: Das verhüllte Rathaus (November 2022)

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Benefizkonzert in Zehlendorf: Deutsche Erstaufführung des „Lacrimosa“ von Oleksandr Shchetynskyi

Es ist wichtig, die Bevölkerung in Charkiw aktuell bei der Bewältigung ihres Alltags mit Spenden und Hilfslieferungen zu unterstützen. Wichtig ist aber auch, immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass Charkiw außerhalb von Kriegszeiten eine Musik- und Kulturmetropole ist. Benefizkonzerte erfüllen diesen doppelten Zweck. In der evangelischen Pauluskirchengemeinde zu Zehlendorf sieht man das ähnlich. Deshalb luden die Zehlendorfer Pauluskantorei und die Kammersymphonie Berlin unter der Leitung von Cornelius Häußermann am Ewigkeitssonntag, dem 20. November 2002, zu einem gemeinsamen Benefizkonzert in das Gotteshaus ein.

Als der zeitgenössische Komponist Oleksandr Shchetynskyi 1960 in Charkiw geboren wurde, lag die Stadt als Teil der UdSSR noch auf dem Gebiet der Ukrainischen SSR. Die unabhängige Ukraine ist stolz auf ihre eigene, unverwechselbare kulturelle Identität, für die auch Shchetynskyi steht. Konzertbesucher in der Pauluskirche konnten seine Komposition „Lacrimosa“ als deutsche Erstaufführung erleben. Unter dem Eindruck der ersten Kriegswochen in Kiew komponiert, wurde das Werk im März 2022 in Lemberg uraufgeführt. „Lacrimosa“ kann mit „tränenreich“ übersetzt werden und ist klassischer Bestandteil des Requiems, einer besonderen kirchenmusikalischen Ausdrucksform zum Totengedenken.

Auf der Webseite der Pauluskirchengemeinde ist ein Zitat von Oleksandr Shchetynskyi zu lesen. Demnach sei seine Komposition

„eine Trauermusik um die vielen Toten des Krieges, um die Zerstörung eines Landes. Es ist ebenso eine machtvolle Hymne für den Geist des ukrainischen Volkes, das so viel gelitten hat und nun seine Kultur verteidigt und weiterhin an den Sieg der Humanität über Barbarbei und Dunkelheit glaubt“.

Shchetynskyi unterrichtet am mittlerweile schwer beschädigten Konservatorium in Charkiw. Im Zeitraum zwischen 1995 und 2001 hatte er Wikipedia zufolge in Charkiw Konzertreihen im Bereich „Neue Musik“ gegeben.