10/2024 – Zum 7. Oktober: Steglitz-Zehlendorf setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus

7. Oktober 2024: Auf dem Sderotplatz werden Blumen und Kränze niedergelegt.

7. Oktober 2024: Auf dem Sderotplatz werden Blumen und Kränze niedergelegt.

Oktober 2024

Wenn man sich die Berichterstattung über den Nahostkrieg und dessen Auswirkungen auf Deutschland ansieht, geben sie gefühlt den Ton an: die sogenannten „Antizionisten“ von Links, Rechts, und dem islamistischen Milieu. Es gilt zunehmend als schick, eine „propalästinensische“ Position zu ergreifen. Dass es mittlerweile fast Mut erfordert, sich nicht vor den antiisraelischen Karren spannen lassen, haben in jüngster Zeit Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, sowie Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) e.V., zu spüren bekommen: Der Hauseingang von Chialos Privathaus war Ende September 2024 mit antisemitischen Schriftzügen beschmiert worden. Beck hatte öffentlich der These widersprochen, wonach das Vorgehen der israelischen Armee den Tatbestand eines Genozids erfülle. Deshalb konnte er Mitte September einen Vortrag an der TU Berlin nur unter Polizeischutz halten.

Umso wichtiger ist es, dass sich Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf am 7. Oktober 2024 ganz klar zum Existenzrecht Israels und gegen jede Form von Antisemitismus ausgesprochen haben.

7. Oktober 2024: Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg hält auf dem Sderotplatz eine Ansprache

7. Oktober 2024: Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg hält auf dem Sderotplatz eine Ansprache

Es hätte sich kein besserer Ort als der Sderotplatz finden lassen, um an den ersten Jahrestag des brutalen Hamas-Überfalls von 2023 zu erinnern. Im Herzen Zehlendorfs gelegen, trägt er einen unserer beiden israelischen Partnerstädte im Namen. Auf Einladung von BVV und Bezirksamt versammelten sich Augenzeugenberichten zufolge über 100 Personen, um gemeinsam Kränze und Blumen am Schild auf dem Platz niederzulegen, sowie ihre Solidarität mit den Opfern zu bekunden.

„Vor einem Jahr konnten wir, glaube ich, noch nicht abschätzen, welches Leid (…) dieser terroristische Angriff auf unschuldige Menschen nach sich ziehen würde“, sprach Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg den Besucherinnen und Besucher aus der Seele. „Über 50 Zivilisten aus Sderot wurden feige ermordet, Terroristen marodierten durch die Straßen“, erinnerte sie an die Geschehnisse in unserer Partnergemeinde. Dabei vergaß sie auch nicht, die Raketenangriffe auf Haifa zu erwähnen, die die zweite Partnerstadt Kiriat Bialik unmittelbar bedrohten. Unmissverständlich machte sie klar, dass Antisemitismus nicht geduldet werde: „Antisemitismus, Angriffe auf Jüdinnen und Juden, dürfen wir auch in unserer Gesellschaft nicht (…) hinnehmen. Es ist unsere Pflicht, uns hier entgegenzustellen“. Unter dem „feigen Mäntelchen der anderen Meinung“ werde Antisemitismus verbreitet. Am Ende ihrer bewegenden Ansprache rief die Bürgermeisterin zu einer Schweigeminute auf.

„Es macht mich wütend, dass das Relativieren wieder um sich greift – Mord bleibt Mord“, bekräftigte BVV-Vorsteher René Rögner-Francke die Worte der Rathauschefin.

7. Oktober 2024: Menschen versammeln sich zum Gedenken auf dem Sderotplatz

7. Oktober 2024: Menschen versammeln sich zum Gedenken auf dem Sderotplatz

Neben Vertretern der Bezirkspolitik folgten auch Repräsentanten des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V., sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. (DIG) dem Aufruf zur gemeinsamen Mahnwache. Hinzu kamen Bürgerinnen und Bürger aus dem Bezirk. Am 9. Oktober 2024 veröffentlichte das Bezirksamt hierzu eine Pressemitteilung.

Gedenkveranstaltung am 7. Oktober 2024 auf dem Sderotplatz: Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg im Gespräch mit Rabbiner Shmuel Segal

Gedenkveranstaltung am 7. Oktober 2024 auf dem Sderotplatz: Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg im Gespräch mit Rabbiner Shmuel Segal

Nicht nur das unmittelbar an der Grenze zum Gazastreifen gelegene Sderot, sondern auch das nordisraelische Kiriat Bialik, sehen sich auch ein Jahr nach der terroristischen Attacke vom 7. Oktober einer fortdauernden Bedrohung von Hamas bzw. Hisbollah ausgesetzt. „Es ist verrückt, hier in Kiriat Bialik sind Raketen gefallen, also liefen wir mit dem Bürgermeister zu den Abwurfstellen“, schrieb Dr. Alona Eisenberg, die für Städtepartnerschaften zuständige Kollegin der Stadtverwaltung Kiriat Bialik, am 9. Oktober 2024 per WhatsApp. Unsere Solidarität gilt unschuldigen Zivilisten. Seit Juli 2024 wehen die Fahnen der Städte Sderot und Kiriat Bialik, vereint mit den Flaggen Charkiws und Steglitz-Zehlendorfs, vor dem Rathaus Zehlendorf. Auch dies ist ein wichtiges und notwendiges Zeichen der Solidarität.

Plakat Bring Them Home

Netzwerk “Bring Them Home Now!” Berlin

Von den am 7. Oktober 2023 gewaltsam entführten 240 Geiseln befinden sich immer noch 101 Menschen in Hamas-Gefangenschaft. Es ist unbekannt, wie viele der Entführten noch am Leben sind. Im Netzwerk „Bring Them Home Now!” Berlin vereinigen sich proisraelische und philosemitische Gruppierungen, wie z.B. die „Initiative Tägliche Mahnwachen gegen Antisemitismus“ und der Freundeskreis „Chaverim@FU“ an der Freien Universität Berlin, um gemeinsam kraftvoll gegen Antisemitismus einzutreten und die bedingungslose Freilassung der Geiseln zu fordern. Im Vorfeld des Gedenkens zum 7. Oktober hatte das Netzwerk eine Reihe von Aufrufen zu Solidaritätsveranstaltungen unterstützt, darunter Schweigemärsche und Mahnwachen. Der Bebelplatz in Berlin-Mitte wurde vorübergehend in „Platz der Geiseln“ umbenannt.

Eine regelmäßig aktualisierte Liste mit weiteren Netzwerk-Veranstaltungen ist unter diesem Link abrufbar. Bei Rückfragen und Anmerkungen wenden sich Interessenten bitte an bring.them.home@posteo.com .

7. Oktober 2024: Sderotplatz am Tag des Gedenkens

7. Oktober 2024: Sderotplatz am Tag des Gedenkens

Superintendent bezieht Stellung gegen Antisemitismus

Ein klares Zeichen gegen Antisemitismus setzte am 7. Oktober auch Johannes Krug, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf. In einer Stellungnahme auf der Webseite seines Sprengels trat er für die Sicherheit der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ein: „Zu Unrecht werden sie bedroht und verantwortlich gemacht“. Er glaube an eine Zukunft, fügt er unter Bezugnahme auf den Propheten Jesaja hinzu, die „hell (…), friedlich und freundlich“ sein werde.